Polizeiübergriff auf Flughafensozialdienst - 8. März 2000
Inhalt:

Mittlerweile (stand vom 6.4.2000) sind alle Verhafteten wieder freigelassen worden!!!

Die beiden letzten der nach dem Polizeieinsatz noch in Schubhaft gewesenen Personen wurden heute - wegen "Haftunfähigkeit" als Folge eines Hungerstreiks - freigelassen.


Die letzten zwei Gefangenen sind frei
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Nachdem es mir schon am 24.3. gelungen war, die Fremdenpolizei zu veranlassen, 2 der 4 am 8.3. beim Poilzeieinsatz in der Eggerthgasse im Büro von AusländerInnen-Beratung + Flughafen-Sozialdienst Festgenommenen zu entlassen, habe ich nun eine weitere gute Nachricht.

Wie mir unser Mitarbeiter in der Eggerthgasse, Naeem Khan, gerade berichtet hat, wurden die letzen 2 in Schubhaft verbliebenen heute aufgrund ihres Hungerstreiks als haftunfähig entlassen.

Bei allen 4 Festgenommenen handelte es sich um Asylwerber aus Indien (Punjab, die angaben, verfolgt zu sein, weil sie sich für die Umwandlung des indischen Staates Punjab in ein eigenes Land Khalistan aktiv eingesetzt hätten und Befreiungsorganisationen unterstützt hätten.

2 von ihnen hatten erst ihren Asylantrag gestellt und warteten auf einen Interviewtermin beim Bundesasylamt, 1 hatte schon den ersten ablehnenden Bescheid (da angeblich "offensichtlich unbegründet" weil in Indien angeblich alles in Ordnung wäre bzw. weil man als Sikh ja eine interne Fluchtalternative in anderen Teilen Indiens hätte) erhalten und der 4. hatte zwar seinen Asylantrag gestellt und wartete auf einen Interviewtermin beim Bundesasylamt, doch dieses behauptete, den (postalisch gestellten) Antrag nie erhalten zu haben.

Alle 4 waren zwar polizeilich gemeldet, gaben aber bei der Einvernahme durch die Fremdenpolizei angeblich an, sie würden an dieser Adresse nicht (oder nicht immer) wohnen und daher waren sie aus der Sicht des FrB nur scheingemeldet.

Mit alternativen Grüßen
Catharina Turnwald
AusländerInnen-Beratung Lindengasse
der GRÜNEN Alternative Wien
TelNr: 521-25/247
FaxNr: 526-91-19
SOS-Mitmensch-Burgenland-Handy: 0663/82-83-40
Antworten bitte ausnahmslos an
"catharina.turnwald@blackbox.at"


GEMMI - Gesellschaft für die Rechte von Marginalisierten und MigrantInnen
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Wir sind wütend und empört über die Erstürmung einer MigrantInnen-Beratungsstelle in der Eggerthgasse durch die Polizei.
Ein "Schwarzafrikaner" würde mit einer Waffe hantieren, ließ ein anonymer (?) Anrufer wissen.
Dies diente der Polizei als Anlaß die Anwesenden zu kontrollieren und 8 von
ihnen mitzunehmen. 2 wurden in Schubhaft überstellt, weil sie illegalisiert sind - und wohl deshalb jene Beratungsstelle
aufgesucht haben.
Der Schluß liegt nahe, es handle sich hierbei um eine Racheaktion der Polizei - hatten ja die Grünen, denen dieses Lokal gehört,
einige Tage davor die Polizei wegen ihrer Übergriffe und mehr als fragwürdigen Verhaftungen während und nach der
Anti-Opernballdemonstration angegriffen.    
Es ist erschreckend, daß nun nicht einmal mehr Beratungsstellen und die in ihnen um Rat und Hilfe suchenden Menschen vor
Polizeiüberfällen sicher sind. Das dies längst kein Einzelfall ist, zeigte auch der Überfall auf das Flüchtlingsheim in der Zohmanngasse.
Schikanierung und Kriminalisierung antirassistischer Solidaritätsarbeit und Flüchtlingsunterstützung in Österreich scheint System zu haben.
Die GEMMI - Gesellschaft für die Rechte von Marginalisierten und MigrantInnen - versucht nun schon seit der ominösen
"Operation Spring" kriminalisierte und inhaftierte AfrikanerInnen zu unterstützen und auf ihre Situation öffentlich aufmerksam zu machen.
Die RichterInnen reagierten prompt mit Besuchsverboten, was die Solidaritätsarbeit erheblich schwieriger macht,
und v.a. den für die Gefangenen psychisch extrem wichtigen persönlichen Kontakt nach außen verhindert.
Wir rufen alle Menschen die dem Rassismus entgegentreten wollen dazu auf, sich mit antirassistischen Projekten
zu solidarisieren, die vom Staat angegriffen werden - und ihren Unmut darüber zu äußern.

(Postanschrift der GEMMI: Amerlinghaus; Stiftgasse, 1070 Wien)

Polizei stürmt Beratungsstelle für AusländerInnen
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(zum Überfall auf den Flughafen-Sozialdienst am 8.3.2000)

 Am Mittwoch, 8. März um ca. 18.15 Uhr wurde die
AusländerInnenberatungsstelle des Flughafen-Sozialdienstes (FSD) in der Eggerthgasse 3 im 6. Wiener Gemeindebezirk von einem Dutzend Polizisten gestürmt. Unter dem fadenscheinigen Vorwand, jemand hätte eine Anzeige gemacht, weil sich in den Räumlichkeiten des FSD ein "Schwarzer" mit einer Waffe aufhalte, fing die Polizei an, die anwesenden KlientInnen zu kontrollieren. Zum Zeitpunkt des Eintreffens der Beamten befanden sich drei ausländische KlientInnen und ein Mitarbeiter des Flughafen-Sozialdienstes in den Beratungs- und Büroräumlichkeiten. Keiner davon "schwarz". Auf den Hinweis des Mitarbeites, daß sich offensichtlich kein "Schwarzer" in den Räumlichkeiten aufhalte, antworteten die Polizisten einfach: "Egal, wir müssen trotzdem kontrollieren".
 
Kontolliert wurde dann auch nicht auf einen möglichen Waffenbesitz bezogen, sondern es wurden ausschließlich die Dokumente der anwesenden Personen verlangt. Insgesamt wurden acht Personen verhaftet, davon fünf, die erst im Laufe der "Amts"handlung in den FSD-Räumlichkeiten eintrafen. Zwei wurden bald wieder freigelassen, sechs in Schubhaft genommen. Den Festgenommenen soll jede Chance geraubt werden, in Österreich einen legalen Aufenthaltsstatus zu erreichen.
 
Mit dieser Vorgangsweise soll eine der wichtigsten Beratungsstellen für AusländerInnen in Wien kriminalisiert werden. Die Polizei benutzt eine anonyme Anzeige um zu zeigen, daß sie jederzeit und aus welchem Vorwand auch immer kommen und Menschen ohne österreichischem Reisepaß einfach "aus dem Verkehr ziehen" kann.
 
Der Flughafensozialdienst ist ein seit 10 Jahren bestehender Verein, der sich nie mit der ausländerInnenfeindlichen politischen Realität in Österreich abgefunden hat und versucht, die rassistische österreichische Normalität anzugreifen. Er bietet rechtliche Beratung bei Asylverfahren, fremdenpolizeilichen Verfahren, Schubhaftbetreuung, Behördenkontakten, Hilfestellung bzw. Weitervermittlung bei Niederlassungsverfahren an. Weiters Unterstützung durch Unterbringung in einem Notquartier und kostenlose Deutschkurse. Nicht erst seit der schwarzblauen Regierung hat der Flughafensozialdienst eine sehr wichtige Funktion. Die Verschärfung der Asyl- und AusländerInnengesetzgebung hat schon vor Jahren unter einer "sozialdemokratisch"-konservativen Regierung begonnen.
 
Das schwarzblaue Regime spielt mit seinen gewalttätigen Muskeln. Zuerst am 4.2. ein paar Leuten eine über den Schädel, dann am 19.2. die Herbeiredung der "gewaltbereiten Horden" aus dem Ausland und so nebenbei ein paar Mißhandlungen von DemonstrationsteilnehmerInnen, dann am 2.3. neue Vorwände um Leute zu verhaften: "Rädelsführerschaft", "Landfriedensbruch", "Widerstand gegen die Staatsgewalt".
 
Dem stellen wir eines entgegen: Wir lassen uns nicht spalten. Egal welche Märchen Politik, Polizei und Medien verbreiten. Seien es die Märchen von den "gewalttätigen Berufsdemonstranten" aus dem Ausland oder aus dem 10. Bezirk, seien es die Märchen von "bewaffneten Schwarzen" oder sonst etwas.
 
Wir fordern die Freilassung aller Schubhäftlinge und die Abschaffung der Schubhaft. Alle Menschen, die sich hier aufhalten sollen gleiche politische und soziale Rechte haben - unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion, sozialem Status und Geschlecht. Differenzierende Instrumente wie Schubhaft und Abschiebung, rassistische Gesetze und Praxen, können nicht verbessert sondern nur verhindert und abgeschafft werden. Sie sorgen dafür, daß Menschen rassistisch ausgegrenzt werden und andere davon profitieren. Rassismus liegt ihnen existentiell zu Grunde. Abschiebungen unmöglich zu machen und MigrantInnen aktiv zu unterstützen, ist Teil des Kampfes gegen institutionalisierten Rassismus und Teil praktischer Solidarität mit verfolgten Menschen.
 
Wir fordern die Freilassung von Eva, Hermann und Werner, die nach der Demonstration gegen den Opernball am 2. März zum Teil mißhandelt und von vemummten Polizisten verhaftet wurden. Dem Motto der Wiener Polizei: "Von Diktaturen lernen heißt Siegen lernen - rausholen aus dem Taxi mit gezogener Pistole" können wir nur unseren fundamentalen Widerstand entgegenstellen.
 
Ernst-Kirchweger-Haus    Rosa Antifa Wien     Infoladen 10
(Impr.: Frau Novak, Ballhausplatz 1, 1010 Wien)

Die "blau-schwarze" Regierung startet ihre Angriffe auf Grüne und Beratungsstellen.
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Unter dem höchst zweifelhaft scheinenden Vorwand (aufgrund eines ANONYMEN Anrufes bei der Polizei) "ein Schwarzer fuchtle mit einer Pistole herum", verschaffte sich die Polizei am 8.3. gegen 18.15 Uhr zutritt zum Parteilokal der Grünen der Bezirksgruppen 4/5/6. Dies gerade in den Stunden als die AusländerInnenberatung der Grünen (Flughafensozialdienst) mit ihrer ureigensten Aufgabe beschäftigt war illegalisiert in Österreich lebende Menschen zu beraten, um Ihnen zu einem legalen Aufenthaltsstatus in Österreich zu verhelfen.
Fast natürlich könnte man sagen, war zu diesem Zeitpunkt weder ein "Schwarzer" anwesend noch wurden irgendwelche Waffen sichergestellt. Dafür wurden acht "Nicht-Österreicher" festgenommen (zwei Personen wurden mittlerweile entlassen, sechs wurden wegen Verstosses gegen das Aufenthaltsrecht in Schubhaft überstellt).
Die Wiener Grünen sehen dies als einen unglaublichen Angriff sowohl auf ihre politische Arbeit als auch generell auf Beratungsstellen. Der Polizeieinsatz bietet einen Vorgeschmack, was auf regierungskritische Menschen und unabhängige Beratungsstellen noch zukommen wird. Denn "anonyme Hinweise" kann sich die Polizei jederzeit selbst verschaffen. Falls diese Entwicklung nicht sofort gestoppt wird, werden in Hinkunft nicht nur AusländerInnenberatungsstellen (kirchliche, Intergationshaus, Grüne, ...)permanent damit rechnen müssen von der Polizei aufgesucht zu werden, sondern auch Bewährungshilfe, Drogenberatungsstellen, etc... ("wenn mal schon mal da ist, können wir ja alle Anwesenden überprüfen")
 
Dieser Polizeieinsatz war ein Tabubruch, der gezeigt hat, wie notwendig es ist für die Arbeit von Beratungsstellen und ihren KlientInnen ein höheres Maß an Rechtssicherheit zu schaffen. Darüber hinaus empfinden es die Wiener Grünen prinzipiell als einen Affront, wenn die Polizei ein Grünes Bezirksgruppenlokal betritt - augenscheinlich sofort erkennt, dass an dem "anonymen Anruf" nichts dran ist und dennoch beginnt die Anwesenden zu perlustrieren. Es geht eine blau-schwarze Regierung, einen Innenminister, einen Polizeipräsidenten etc. nichts an, wer bei den Grünen mitarbeitet, wer sich bei Ihnen aufhält bzw. wer sich von Ihnen beraten läßt.
In diesem Sinne werden die Grünen sämtliche politischen Mittel und Möglichkeiten einsetzen um Aufklärung über diesen höchst fragwürdigen Vorfall zu erreichen.
 
DI Martin Margulies (Landesgeschäftsführer)
Karl Öllinger (Abg. z. NR)

Österreich: Repression verschärft sich von Tag zu Tag
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Wie wir aus einem Polizei-Blatt "Der Kriminalbeamte" entnehmen konnten,   gibt es seit dem 1. Februar 2000 (Probebetrieb 6 Monate) eine neue   "Sondereinheitsgruppe Kriminaldienst -SEK" , zu der sich "bis jetzt 55   ausgebildete Kriminalbeamte sich Tag und Nacht zur Verfügung stellen, für den Dienst breit zu sein". Weiters entnehmen wir dem Bericht, daß diese   SEK aus freiwilligen und unbezahlten (!) Kriminalbeamten besteht, und auf   bis zu 100 Mitgliedern aufgebaut werden soll. Die bis jetzt 55 SEKler legten freiwillig "Speziallehrgänge (Observation, Selbstverteidigung,   Einsatz- und Zugriffstechnik, Lagebeurteilung und gesetzliche Grundlagen   für SEK-Einsätze)" ab und verstehen sich als "Einheit, die kommt, wenn Not   am Mann ist und spezielle Kenntnisse nötig sind." Weiters, wir zitieren   wieder, "unterstützt die SEK beim Observieren und Zugreifen", denn "unser   Gegenüber wird immer professioneller und gefährlicher. Da müssen wir   mitziehen." Als Sonderausrüstung benützen die SEK-Beamten die   "Kripo-Garnitur" und Schutzwesten. Es stehen ihnen 4 Pkws zur Verfügung.

Roland Frühwirth, Verantwortlicher für das Konzept der SEK sagt dazu: "Die   Freiwilligkeit ist ein Grundpfeiler der SEK-Philosophie. Wir wollen eine   Sondereinsatzgruppe bieten, die mit 110 Prozent bei der Sache ist." Im Zuge der Opernballdemo  kam es zu mehreren Übergriffen. 3 DemonstrantInnen befinden sich in U-Haft. Es kam zu mehreren gewalttätigen Polizeiübergriffen während Ausweiskontrollen und Perlustrierungen. Um ca. 23:00 sahen Zeugen, wie ein Mädchen abseits der Demo von Zivilpolizisten mit dem Kopf gegen die Wand geschlagen wurde, dann versuchten sie, das Mädchen in ein Taxi zu zerren. Nur die Gegenwart der Zeugen konnte sie wohl davon abhalten. Um ca. 0.30 kam es zu einem Polizeieinsatz in der Schwarzenbergstraße. An diesem Einsatz waren vermummte Beamte beteiligt. Ein Kamerateam der Parlamentsclubs der Grünen filmten dabei zufällig, als vier Personen mit vorgehaltener Waffe (Pistole) aus einem Taxi gezerrt wurden, zwei von ihnen wurden festgenommen. Der Rechtshilfe war es nur unter großen Schwierigkeiten möglich, den Aufenthaltsort der Festgenommenen in Erfahrung zu bringen, alle weiteren Auskünfte werden von der Polizei (und dem Landesgericht) nach wie vor verweigert, und zwar nicht nur der Rechtshilfe, sondern auch dem Anwalt der Festgenommenen, der ab dem 3.3. morgens intervenierte.  Die drei befinden sich derzeit im landesgerichtlichen    Gefangenenhaus, vorgeworfen wird ihnen (angeblich) "Widerstand gegen die Staatsgewalt", "Sachbeschädigung", "Landfriedensbruch" etc. Diese Festnahmen sind nicht die ersten seit Beginn der Proteste gegen die schwarz-blaue Regierung. Am 19.2. wurden vier Personen festgenommen und polizeilich mißhandelt. Mehr als 150 Personen wurden perlustriert.

SEK?
Gestern, Mittwoch der 8.3.2000, wurde das im Bezirksbüro (für den 4.,5. und 6. Bezirk) der Wiener Grünen von 10 bis12 Polizisten mit dem Vorwand gestürmt, sie hätten den "anonymen Hinweis" erhalten, "ein Schwarzer hantiere mit einer Pistole". Diesen Vorwand benützte die Polizei, um daraufhin zahlreiche "Nicht-ÖsterreicherInnen" zu perlustrieren. Diese befanden sich zu diesem Zeitpunkt im Büro der Wiener Grünen, welches auch von der Beratungsstelle des Flughafensozialdienstes genützt wird. 8 Menschen wurden verhaftet, 2 davon befinden sich mittlerweile wieder in Freiheit. Die anderen 6 sind  in Schubhaft. Ihnen droht die Abschiebung.

Wir fordern die sofortige Freilassung aller Gefangenen!
Wir protestieren aufs Schärfste gegen diese Polizeiübergriffe!
Wir bitten unsere FreundInnen überall auf der Welt, sich gegen solche
Polizeipraktiken mit uns zu solidarisieren!
Wir protestieren gegen die Entführungsversuche der Polizei!
Wir werden die Einrichtung eines Polizeistaates, bzw. die Ausweitung des bereits bestehenden unter keinen Umständen tolerieren!
Wir fordern WIDERSTAND gegen die österreichische Regierung!

ÖKOLI - Ökologische Linke
Postfach 28
A-1153 Wien
Oekologische.Linke@reflex.at


POLIZEIUEBERFALL AUF FLUGHAFENSOZIALDIENST
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mittwoch abend den 8.3.2000 wurde auf eine angebliche anonyme anzeige ("neger fuchtelt mit pistole herum") die in einem parteilokal der gruenen untergebrachte beratungsstelle des flughafensozialdienstes von polizeieinheiten gestuermt und die acht anwesenden, unterstuetzung suchenden auslaenderInnen verhaftet. sechs davon befinden sich in schubhaft.
der flughafensozialdienst ist ein verein zur unterstuetzung von asylwerberInnen, der früher - bis er dort rausgeschmissen wurde (wenn ich mich richtig erinnere, bitte um korrektur, falls ich mich irre) - direkt am flughafen wien/schwechat von abschiebung bedrohte fluechtlinge betreute und sich nach wie vor vor allem um von schubhaft bedrohte, abgelehnte asylwerberInnen kuemmert.
dieser ueberfall stellt in mehrfacher hinsicht eine neue qualitaet an staatlicher repression dar: erstens wurden bisher fluechtlingsberatungsstellen, bei denen natuerlich auch bereits abgelehnte - also "illegale" - asylwerberInnen oder auslaenderInnen, die durch irgendwelche "unguenstigen umstaende" (mensch koennte auch sagen: durch die rassistische politik) in die "illegalitaet" geraten sind, hilfe suchten, von derartigen razzien verschont, und zweitens war es das erste mal, dass ein parteilokal einer parlamentarischen oppositionspartei ohne richterlichen befehl gestuermt wurde.
und ich denke, dieser und die anderen bisherigen vorfaelle (z.b. verhaftung von politisch missliebigen personen) sind erst der anfang.

¡venceremos!


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* wer vom kapitalismus nicht reden will, *
* soll auch vom rassismus schweigen! *
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Polizei stürmt Beratungsstelle für AusländerInnen
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(zum Überfall auf den Flughafen-Sozialdienst am 8.3.2000)

 Am Mittwoch, 8. März um ca. 18.15 Uhr wurde die
AusländerInnenberatungsstelle des Flughafen-Sozialdienstes (FSD) in der Eggerthgasse 3 im 6. Wiener Gemeindebezirk von einem Dutzend Polizisten gestürmt. Unter dem fadenscheinigen Vorwand, jemand hätte eine Anzeige gemacht, weil sich in den Räumlichkeiten des FSD ein "Schwarzer" mit einer Waffe aufhalte, fing die Polizei an, die anwesenden KlientInnen zu kontrollieren. Zum Zeitpunkt des Eintreffens der Beamten befanden sich drei ausländische KlientInnen und ein Mitarbeiter des Flughafen-Sozialdienstes in den Beratungs- und Büroräumlichkeiten. Keiner davon "schwarz". Auf den Hinweis des Mitarbeites, daß sich offensichtlich kein "Schwarzer" in den Räumlichkeiten aufhalte, antworteten die Polizisten einfach: "Egal, wir müssen trotzdem kontrollieren".
 
Kontolliert wurde dann auch nicht auf einen möglichen Waffenbesitz bezogen, sondern es wurden ausschließlich die Dokumente der anwesenden Personen verlangt. Insgesamt wurden acht Personen verhaftet, davon fünf, die erst im Laufe der "Amts"handlung in den FSD-Räumlichkeiten eintrafen. Zwei wurden bald wieder freigelassen, sechs in Schubhaft genommen. Den Festgenommenen soll jede Chance geraubt werden, in Österreich einen legalen Aufenthaltsstatus zu erreichen.
 
Mit dieser Vorgangsweise soll eine der wichtigsten Beratungsstellen für AusländerInnen in Wien kriminalisiert werden. Die Polizei benutzt eine anonyme Anzeige um zu zeigen, daß sie jederzeit und aus welchem Vorwand auch immer kommen und Menschen ohne österreichischem Reisepaß einfach "aus dem Verkehr ziehen" kann.
 
Der Flughafensozialdienst ist ein seit 10 Jahren bestehender Verein, der sich nie mit der ausländerInnenfeindlichen politischen Realität in Österreich abgefunden hat und versucht, die rassistische österreichische Normalität anzugreifen. Er bietet rechtliche Beratung bei Asylverfahren, fremdenpolizeilichen Verfahren, Schubhaftbetreuung, Behördenkontakten, Hilfestellung bzw. Weitervermittlung bei Niederlassungsverfahren an. Weiters Unterstützung durch Unterbringung in einem Notquartier und kostenlose Deutschkurse. Nicht erst seit der schwarzblauen Regierung hat der Flughafensozialdienst eine sehr wichtige Funktion. Die Verschärfung der Asyl- und AusländerInnengesetzgebung hat schon vor Jahren unter einer "sozialdemokratisch"-konservativen Regierung begonnen.
 
Das schwarzblaue Regime spielt mit seinen gewalttätigen Muskeln. Zuerst am 4.2. ein paar Leuten eine über den Schädel, dann am 19.2. die Herbeiredung der "gewaltbereiten Horden" aus dem Ausland und so nebenbei ein paar Mißhandlungen von DemonstrationsteilnehmerInnen, dann am 2.3. neue Vorwände um Leute zu verhaften: "Rädelsführerschaft", "Landfriedensbruch", "Widerstand gegen die Staatsgewalt".
 
Dem stellen wir eines entgegen: Wir lassen uns nicht spalten. Egal welche Märchen Politik, Polizei und Medien verbreiten. Seien es die Märchen von den "gewalttätigen Berufsdemonstranten" aus dem Ausland oder aus dem 10. Bezirk, seien es die Märchen von "bewaffneten Schwarzen" oder sonst etwas.
 
Wir fordern die Freilassung aller Schubhäftlinge und die Abschaffung der Schubhaft. Alle Menschen, die sich hier aufhalten sollen gleiche politische und soziale Rechte haben - unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion, sozialem Status und Geschlecht. Differenzierende Instrumente wie Schubhaft und Abschiebung, rassistische Gesetze und Praxen, können nicht verbessert sondern nur verhindert und abgeschafft werden. Sie sorgen dafür, daß Menschen rassistisch ausgegrenzt werden und andere davon profitieren. Rassismus liegt ihnen existentiell zu Grunde. Abschiebungen unmöglich zu machen und MigrantInnen aktiv zu unterstützen, ist Teil des Kampfes gegen institutionalisierten Rassismus und Teil praktischer Solidarität mit verfolgten Menschen.
 
Wir fordern die Freilassung von Eva, Hermann und Werner, die nach der Demonstration gegen den Opernball am 2. März zum Teil mißhandelt und von vemummten Polizisten verhaftet wurden. Dem Motto der Wiener Polizei: "Von Diktaturen lernen heißt Siegen lernen - rausholen aus dem Taxi mit gezogener Pistole" können wir nur unseren fundamentalen Widerstand entgegenstellen.
 
Ernst-Kirchweger-Haus    Rosa Antifa Wien     Infoladen 10
(Impr.: Frau Novak, Ballhausplatz 1, 1010 Wien)

Für eine Welt ohne Rassismus
[www.no-racism.net]