Abschiebehäftling stürzt bei Fluchtversuch zu Tode

Berlin- Köpenick:

Bei dem Versuch, aus der Abschiebehaft zu fliehen, stürzte der 28 Jahre
alte Mongole A. D. in der Nacht zum 30. August in den Tod. Der Gefangene
aus dem Abschiebegewahrsam Köpe-nick war am Abend des 29. August ins
DRK-Krankenhaus Köpenick gebracht worden und wurde dort stationär in der
sechsten Etage aufgenommen. Vor der Tür des Vier-Bett-Zimmers wurden
zwei Beamte postiert, um den Kranken zu bewachen. Nach Recherchen der
Antiras-sistischen Initiative hat A. D. das Bettzeug von mehreren Betten
verknotet und verdreht, an der Heizung befestigt und dann versucht, sich
aus dem 6. Stock abzuseilen. Das Bettzeug hielt seinem Gewicht nicht
stand und riß und A. D. stürzte in die Tiefe.

A. D. war aus Belgien in die BRD geflohen, um seiner dort angedrohten
Abschiebung in die Mongolei zu entgehen. Hier wurde er ohne Papiere
aufgegriffen und befand sich jetzt seit ca. vier Wochen im
Abschiebegewahrsam Köpenick.

Der tödliche Unglücksfall des A. D. ist ein Beispiel dafür, zu welchen
verzweifelten, lebens-gefährlichen oder tödlichen Schritten Menschen
getrieben werden, wenn sie erst einmal in die Abschiebemaschinerie
geraten sind.

Die Abschiebehaft und die Abschiebegefängnisse sind die krassesten
Sinnbilder bundes-deutscher Abschottungspolitik. Abschiebehaft bedeutet
Freiheitsberaubung für Hunderte von Menschen. Freiheitsentzug, der durch
RichterInnen und Richter in Fünf-Minuten-Verhandlungen juristisch
"legitimiert" wurde, manchmal ohne Anhörung der Betroffenen und oft ohne
Rechtsbeistände. Ein Beispiel: Zur Zeit befinden sich ca. fünfundzwanzig
minderjäh-rige Flüchtlinge (unter 18 Jahre alt) in den beiden Berliner
Abschiebegefängnissen Grünauer Straße und Kruppstraße.

Nach Recherchen der Antirassistischen Initiative* haben sich bundesweit
seit Januar 1993 80 Flüchtlinge (davon 37 in Abschiebehaft) angesichts
ihrer drohenden Abschiebung selbst getötet oder starben bei dem Versuch,
vor der Abschiebung zu fliehen. Mindestens 190 Men-schen (davon 104 in
Abschiebehaft) haben sich aus Angst vor der Abschiebung selbst verletzt
oder versuchten, sich umzubringen.

Wir fordern die sofortige Abschaffung der Abschiebehaft ! Wir fordern:
Bleiberecht für alle !

Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Antirassistische Initiative
- Telefon 030-7857281
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Bei der Antirassistische Initiative erhältlich: Dokumentation
"Bundesdeutsche Flüchtlingspoli-tik und ihre tödlichen Folgen " - 1993
bis 1999 - 7. aktualisierte Auflage, im Volltext im Internet unter
http://www.berlinet.de/ari/publikat/titel.htm

Gemeinsame Pressemitteilung der
ANTIRASSISTISCHE INITIATIVE E.V.
ANTIRASSISTISCHES TELEFON
ZAG REDAKTION
Antirassistische Initiative e.V. Yorckstr.59 10965 Berlin
Telefon: 030 - 785 72 81 - Fax: 030 - 786 99 84 - ari@ipn.de
Büro für medizinische Flüchtlingshilfe
Gneisenaustr. 2 a - 10961 Berlin