Montag, 09.09.2002

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5. STREIKAUSGABE
Für den Inhalt verantwortlich: Ihr.
Beiträge bitte schicken an: widerstand@no-racism.net
Bitte keine Attachments! (werden nicht angenommen)
Redaktionsschluss für diese Ausgabe: Sonntag, 08. September 2002, 22:00 Uhr BST
Diese Ausgabe hat Edgar Ernstbrunner <hx65@dial.pipex.com> zusammengestellt
Bei allfälligen Fragen bitte zuerst das Editorial am Ende lesen!
widerst@nd MUND und alle Termine täglich aktualisiert im Web:
http://www.no-racism.net/MUND
Für Personen ohne Internetzugang gibt es aktuelle Terminankündigungen
unter der Rufnummer 589 30 22 12 (Demoforum)%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%
IN EIGENER SACHE
%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%
R E D A K T I O N S-S T R E I K
Die Redaktion des widerst@nd-MUND befindet sich im Streik.
Neben eventuellen Diskussionen zu diesem Streik wurden heute keine Beiträge
verarbeitet. Eine Auflistung der sonst noch hereingekommenen Einsendungen
(mit Betreff und Absender/in) findet Ihr unter B) REDAKTIONELLES; bei
Interesse wendet Euch bitte an die Einsendenden.
Die Redaktion sieht sich zu diesem Schritt gezwungen, da sich in ihrer
Zusammensetzung hegemoniale Verhältnisse in nicht mehr tragbarer Weise
widerspiegeln. Die Beteiligung von gesellschaftlich systematisch
diskriminierten Gruppen in der Redaktionsarbeit ist für ein Projekt mit
einem antidiskriminatorischen Selbstverständnis essentiell. Dementsprechend
soll die Arbeit nach dem Rückzug aller MigrantInnen und aller Frauen aus der
Redaktion nicht einfach fortgesetzt werden.
Mit dem Streik will die Redaktion ein sichtbares Signal zum Ernst ihrer Lage
aussenden. Alle Redaktionsmitglieder sind bereit, ihre Funktionen abzugeben,
soferne das von neu in die Redaktion eintretenden Personen zur Bedingung
gemacht wird. Sollte sich an der derzeitigen Situation nichts ändern, muss
die Redaktion davon ausgehen, dass die LeserInnen des widerst@nd-MUND das
Interesse an dem Projekt verloren haben, was zur vollständigen Einstellung
des widerst@nd-MUND führen wird.
In der Phase des Redaktions-Streiks will die Redaktion ein eventuell noch
existierendes Interesse der LeserInnen am widerst@nd-MUND ergründen und auch
über neue Konzeptionen bis hin zum kompletten Relaunch diskutieren.
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A) STREIK - DISKUSSION UND REAKTION
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01 Re: widerst@nd! - MUND: Donnerstag, 5.9.2002
From: Robert Reischer <reischer.robert@aon.at>
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02 für (gemässigte) zensur im mund; und warum das nicht das problem ist
From: "Claudia Volgger" <aon.964446421@aon.at>
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03 weiterbestand
From: "Klaus Heidegger" <k.heidegger@tirol.com>
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REDAKTIONELLES:
In diese Ausgabe wurden die üblichen Spams nicht aufgenommen.
Unter normalen Bedingungen wären jedoch noch folgende
Beiträge veröffentlicht worden:
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a) Volksgarten??? - Pressekonferenz
From: salzburg social forum <salzburgsocialforum@gmx.net>
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b) Schwimmen gegen das WEF
From: salzburg social forum <salzburgsocialforum@gmx.net>
------------------------------------------------------------------------------------------------
Zur bisherigen Streikdiskussion:
Es ist ja sehr schön, so viele anteilnehmende, ermunternde, wütende
Kommentare zu bekommen. Was wir aber wirklich brauchen: Die
gegenwärtigen versteinerten Strukturen aufbrechende Mitarbeitende.
Das Problem ist ja nicht, daß die derzeitigen Redaktionsmitglieder
keine Lust zum Weitermachen mehr hätten, aber den Neuen im Weg
stehen werden sie nicht. Und die braucht es nunmal ...

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Wie der MUND entsteht ....

Schickt uns bitte eure Nachrichten, Meldungen und Ideen.
E-Mail-Adresse der Redaktion:

widerstand@no-racism.net

Im MUND findet Ihr eine Rubrik, die eine Konsequenz aus der redaktionsinternen Debatte um die Notwendigkeit, sexistische, antisemitische und rassistische Beiträge nicht zu veröffentlichen, einerseits, die Problematik von Zensur andererseits versucht: unter "B) Eingelangt, aber nicht aufgenommen" wird - in anonymisierter Form - auf angehaltene Beiträge hingewiesen und eine kurze Begründung der/des Tagesredaktuers für die Nichtaufnahme geliefert. Die AbsenderInnen werden hiervon informiert.
Ihr könnt Euch die Beiträge extra schicken lassen:
Mail an widerstand@no-racism.net genügt.

 




Quelle: www.popo.at


Und für nächsten Donnerstag:
Das Rechtshilfe-Manual
...und was mache ich eigentlich gegen rassisten?
online-diskussion

Editorial
Für den Inhalt verantwortlich: Ihr.
Die Beiträge werden von verschiedenen Redaktionsteams zusammengestellt.

Bitte weitersagen:
Für Personen ohne Internetzugang gibt es aktuelle Terminankündigungen
unter der Rufnummer 589 30 22 12 (Demoforum)
 


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01 Re: widerst@nd! - MUND: Donnerstag, 5.9.2002
From: Robert Reischer <reischer.robert@aon.at>
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Lieber MUND!
Ich habe viele interessante Nachrichten hier erhalten und vieles gesehen,
was mich persönlich nicht so sehr interessiert hat. Ich habe jedoch die
Idee des MUND als sehr gut und als notwendig Ergänzung zur
demokratiepolitisch bedenklichen Lage der mangelhaften Medienvielfalt
empfunden. Auch die beiträge aus internationalen Zusammenhängen,
die nicht direkt mit der ursprünglichen gegen-schwarz-blau Intention zu
tun haben, fand ich sehr wichtig, weil sonst nicht erhaltbar.
Ich gestehe allerdings, dass ich nicht viel bis gar nichts zur Arbeit und
Gestaltung beigetragen und mich nur als zufriedener Konsument gesehen
habe, ich sehe auch keine wirkliche Möglichkeit dies wesentlich zu
verändern. Ich fände es aber schade, den MUND nicht mehr zu erhalten.
Zur konkreten Auseinandersetzung mit den Inhalten möchte ich aus
meiner eigenen Lebenserfahrung berichten, dass ich aus einem sehr
österreichisch / katholischen Elternhaus mit niemals ausgesprochenem
antisemitischen Grundmister stamme. Ich bin mir bewusst, dass vieles
von meinem unreflektierten Verhalten aus dieser Färbung stammt und
ich weiß daher, dass ich nicht der Beste bin, antisemitische Äußerungen
als solche zu bewerten. Es muss aber meines Erachtens möglich sein,
das Bemühen um eine Verbesserung der Bewusstseinslage und den
Willen, etwas dazu zu lernen anzuerkennen. Wenn ich davon ausginge,
dass alle alles wissen und sich immer nur richtig und bewusst verhalten,
dann könnten wir alle bildnerischen und erzieherischen Maßnahmen
bleiben lassen, weil die Welt nur aus Weisen und Unbelehrbaren
bestünde.
Ich wünsche euch alles Guite bei der Auseinandersetzung und hoffe
auf ein Weiterbestehen des MUND.
Gruß
Robert Reischer

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02 für (gemässigte) zensur im mund; und warum das nicht das problem ist
From: "Claudia Volgger" <aon.964446421@aon.at>
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für (gemässigte) zensur im mund
und warum das nicht das problem ist.
zur erinnerung: antisemitismus, rassismus, sexismus sind nicht nur etwas
widerliche, aber doch letztlich irgendwo und irgendwie in "uns allen"
vorhandene psychische phänomene. es handelt sich um ausschlussmechanismen.
dementsprechend geht es beim weglassen rassistischer, antisemitischer,
sexistischer mails auch nicht primär darum, den lesas der
mehrheitsbevölkerung die lektüre vorzusortieren, egal ob das jetzt als
überfürsorglich, als bevormundend oder als netter service aufgefasst wird.
sondern darum, klare position auf seiten der menschen zu beziehen, die hier
beleidigt und beschimpft werden. wer in egal welchem rahmen immer wieder
beleidigt und beschimpft wird, fühlt sich nämlich wahrscheinlich auf dauer
nicht wirklich erwünscht. was mich immer wieder fasziniert, ist, wie
unglaublich schwer es offenbar menschen ohne akute
diskriminierungserfahrung, also etwa weissen mitteleuropäischen
heterosexuellen männern der mittelschicht, fällt, solche an sich eigentlich
nicht übertrieben hohe ansprüche an den intellekt stellenden vorgänge
nachzuvollziehen bzw. sich annähernd vorzustellen. schuldabwehr?
(man spare sich bitte die mühe, jüdische österreicherInnen, die
antisemitismus, frauen, die sexismus, und migrantInnen, die rassismus
eigentlich tolerierbar finden bzw. nobel darüber hinwegsehen können oder
auch solches in a oder gar im mund noch nie wahrgenommen haben, als
kronzeugInnen gegen das oben gesagte aufzutreiben: die werden sich
sicher finden. das ändert nichts. es geht nicht um die, die _keinen_ anstoss
nehmen.)
im übrigen glaube ich nicht, dass es zufall sein kann, wenn sich die
zensurdebatte immer wieder an antisemitischen mails entzündet. sondern ich
sehe hier das unbewältigte erbe am werk, in einer interessanten
verschiebung: nicht der antisemitismus ist nunmehr das problem, sondern der
ausschluss antisemitischer mails sei totalitär, verhindere dringend
erforderliche diskussionen, beleidige die absendas, ohne nachzufragen, ob
sie das auch wirklich so meinen...
hierzu bin ich über ein hübsches zitat gestolpert:
"Was immer jedoch unternommen wurde, von Amerikanern wie von Deutschen, eine
ernstliche Haftung für den Nationalsozialismus durchzusetzen, es diente dem
Bolschewismus, traf genau die Falschen, verprellte die Gutwilligen,
diskreditierte die Demokratie, förderte den Antisemitismus, war Wasser auf
die Mühlen der Nazis, ruinierte den Mittelstand, trieb die Führungsschicht
in Depression und Selbstmord, reizte zu Denunziation und Mißtrauen,
zerrüttete die Familien, zerrüttete die Wirtschaft, zerstörte Gottesglauben
und Barmherzigkeit, verhinderte jegliche Einsicht und verführte zu
Verstocktheit, höhlte die Rechtsstaatlichkeit aus, bedrohte die
Völkerverständigung, trieb die Richtigen in die Hände der Falschen, reizte
die Falschen zu Aufstand und Rebellion, verhinderte einen echten Neubeginn.
Wann in der Geschichte lagen äußerste Brutalität und äußerste Wehleidigkeit
so dicht beieinander?"
das ist aus jörg friedrich, die kalte amnestie. ns-täter in der
bundesrepublik, frankfurt am main 1984, und bezieht sich auf die späten
40er - frühen 50er jahre. tja.
dieser glorreichen (und ungebrochenen) tradition der wehleidigkeit dankt
sich die mund'sche realpolitik: gemässigte zensur, das heisst: nur die
schlimmsten mails fliegen raus, und es gibt eine ganze menge
kompromissvarianten, etwa die veröffentlichung mit kommentar bzw. hinweis,
die zumindest dafür sorgt, dass arglose lesende von beiträgen, bei denen
sich ihnen der magen umdrehen könnte, nicht vorwarnungslos erwischt werden;
und dass deutlich wird, dass hier jemand ein problem wahrgenommen hat. all
diese kompromisse dienen auch dazu, zu zeigen, dass eine redaktion die
ansprüche _beider_ seiten, nämlich der free-speech-gläubigen wie derer, die
verschont werden sollten, unter einen hut zu bringen versucht.
na ja, und all das ist eigentlich konsens in der mund-redaktion. es gibt
nicht einen red, der nicht schon einmal zensuriert, zensur verlangt oder
herzhaft zugestimmt hätte. das hat gründe. die liegen in der praxis.
die gründe für die momentanen schwierigkeiten liegen auch in der praxis:
kurz gesagt: eine gewisse ignoranz führt, zusammen mit von der red weder zu
beeinflussenden noch zu verantwortenden gesamtgesellschaftlichen
strukturellen schwierigkeiten, zu immer grösserer homogenität. diese
wiederum führt zu grösserer ignoranz. diese wiederum zu grösserer
homogenität, undsoweiterundsoimmerweiter...
eben nicht, sondern die red hat die notbremse gezogen: ich stimme absolut
zu, dass den mund als basisdemokratisches projekt mit einer redaktion, die
sich an diskussionen beteiligt und gelegentlich auch schritte setzt, nur der
beitritt neuer leute retten kann, die für etwas stehen und mit diesem
projekt noch etwas wollen. (ich habe mich zwar sehr über die mails an mich
und im mund gefreut, die mir diesbezüglich einiges zutrauen, fühle mich aber
leider auch etwas überschätzt. eine einzelne person (oder auch zwei ähnlich
gesinnte) kann/können keinen diskurs ersetzen.) ansonsten ist das projekt,
fürchte ich sehr, tot, auch wenn die leiche noch ein stück geschleppt werden
könnte (und wenn das im reichlich mit untoten gesegneten österreich zunächst
vielen nicht sonderlich auffallen sollte).
claudia volgger
p.s.:
nochmal für alle, die es sehr schwierig finden, (latenten) antisemitismus
als solchen zu erkennen bzw. zu vermeiden: www.ncbi.org
p.p.s.: wenn ein reiner mailverteiler gewünscht wird, als sinnvoller teil
von infrastruktur und ohne zensur: dafür, bitte, braucht es den bisherigen
aufwand nicht. das kann ein computer auch: programmiererInnen vor!

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03 weiterbestand
From: "Klaus Heidegger" <k.heidegger@tirol.com>
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liebe mund-redaktion ... jemand, der in einem tiroler dorf lebt, schätzt es -
zugleich mit der freude einer gewissen distanz - von euch politisch auf
dem laufenden gehalten zu werden - was sich bei euch (gemeint ist damit
vor allem in wien) - das ist eben die macht des zentrums - an politischen
diskursen abspielt ... würde es also bedauern, auf eure info-quelle
verzichten zu müssen
m.l.g.
klaus heidegger


Redaktionsschluss: 8. September 2002, 22.00 Uhr
Diese Ausgabe hat Gernot Pürer widerstand@no-racism.net
zusammengestellt



Fehler möge frau/man mir nachsehen!