widerst@ndMUND vom 30.5.2000
 

keil1.gif (893 Byte) 01 widerstands-photosite
keil1.gif (893 Byte) 02 Der Tschetschenien-Krieg
keil1.gif (893 Byte) 03 richtiges verhalten bei polizeiübergriffen
keil1.gif (893 Byte) 04 Sorge betreffend der Botschaft d. Besorgten Bürger
keil1.gif (893 Byte) 05 Hilferuf aus Serbien
keil1.gif (893 Byte) 06 ZiviKONGRESS in Salzburg-Bundessprecher gewählt
keil1.gif (893 Byte) 07 Zivilgesellschaft: Ein Graswurzel-Begriff macht Karriere (TEIL 2)
keil1.gif (893 Byte) 08 bannerExchange gegen Blau-Schwarz
keil1.gif (893 Byte) 09 die neuesten Berichte bei den CeiberWeibern
keil1.gif (893 Byte) 10 Aktionstag im Literaturhaus am 5. Juni
keil1.gif (893 Byte) 11 Widerstand-LIEDTEXTE
keil1.gif (893 Byte) 12 Fotos von der Demo am Montag

bild8.jpg (7538 Byte)

Editorial
Für den Inhalt verantwortlich: Ihr.
Die Beiträge werden von verschiedenen Redaktionsteams zusammengestellt.
Für die Zusammenstellung dieser Ausgabe verantwortlich:
Hikmet Kayahan, top.one@chello.at, www.topone.at

 


email-adresse der Redaktion:
Bitte alle Nachrichten, Meldungen, Ideen ... an diese Adresse.

01 widerstands-photosite
[zurück]
gepostet von: rastapeace@yahoo.com

hab gerade eine geniale widerstands-photosite
entdeckt. dort gibts von fast allen demo jede menge
bilder mit kleiner vorschau und super qualität.
natürlich dürfen die bilder ohne weiteres rückfragen
für den widerstand verwendet werden.

http://www.ewigesarchiv.at/Atonight/index.html

peacefull greetings, michi


02 Der Tschetschenien-Krieg
[zurück]
gepostet von: Verein Stadtteilz. Simmering,
stadtteilzentrum@simmeringonline.at

Der Tschetschenien-Krieg ist im politischen Alltag schon aus den
Schlagzeilen verschwunden. Trotzdem hat der Tschetschenien-
Krieg wichtige Auswirkungen auf die weltpolitische Entwicklung.
Er ist ein weiteres trauriges Beispiel, wie Krieg das Leben von vielen
und die Zukunft von noch viel mehr Menschen zerstört.
Die Gruppe Amstetten der Arbeitsgemeinschaft Christentum und
Sozialdemokratie (ACUS) und das Kulturamt Amstetten haben
gemeinsam mit Pax Christi und der Betriebsseelsorge den
Journalisten Dr. Leo Gabriel eingeladen, um das Thema
"Der Tschetschenienkrieg - Ursachen und kritische Analyse"
zu diskutieren. Dr. Leo Gabriel ist ein Experte zu internationaler
Politik und hat einen Film über den Tschetschenienkrieg gemacht.
Der Vortrag von Dr. Leo Gabriel findet am Dienstag, dem
30. Mai 2000 um 19.30 Uhr im Cafe Kuckuck, Kirchenstraße statt


03 richtiges verhalten bei polizeiübergriffen
[zurück]
gepostet von: Studio Trizeps, Langoth & Fallnhauser, wieland@trizeps.com

info gesucht: richtiges verhalten bei polizeiübergriffen/erfahrungen/rechte.
url bitte an baurecker@firemail.de
danke wieland


04 Sorge betreffend der Botschaft d. Besorgten Bürger
[zurück]
gepostet von: Edwin Kernbauer, e.kernbauer@utanet.at

Liebe Freunde,
ich möchte Euch meine Sorge betreffend der Botschaft und der damit
verbundenen notwendigen Dienste mitteilen, die ich eigentlich von allen
Anfang an imit mir herum getragen habe.
Die IDEE der BBB und der physisch am Ballhausplatz installierten Botschaft
als praktische Anlaufstelle für alle ist hervorragend und notwendig. Der
aber damit verbundene materielle und personelle Aufwand aber langfristig
gesehen ein absuluter Wahnsinn. Meine Angst ist, daß man Aufgrund der
fehlenden LOGISTIK (Finanzielle Mittel, Personal etc.) irgendwann einmal
klein beigeben muß. Was machen wir zum Beispiel im Winter bei minus 15°
Celsius??? Die Wahlbetrüger sitzen dann drüben im warmen, trinken Champagner
und wir sitzen mit Schnupfen und Grippe in der Kälte und warten auf heißem
Tee!!!!
Die Grundidee der BBB, die mich auch persönlich sehr angesprochen hat und
mit der ich mich auch nach wie vor voll identifiziere, ist, daß man die BBB
möglichst unabhängig von parteipolitischen und anderen Einflussen hält.
"Sich nicht vereinnahmen lassen" war die Devise!!! Wenn es aber aus
verschiedenen Gründen nicht mehr möglich ist diese "ideale" Idee der BBB so
umzusetzen wie bisher, dann sollte man sich doch die eine oder andere
Strategie einer intensiveren Zusammenarbeit mit diversen Gruppen einfallen
lassen, um personelle Engpässe etc zu lösen!!! Ich möchte auf der einen
Seite nicht von den Tschüsseln in voller selbstzufriedener Gelassenheit
ausgelacht werden, wenn wir den Container aus personellen Gründen wegräumen
müssen. Auf der anderen Seite kann ich mich aus beruflichen Gründen nicht so
weit engagieren, daß ich regelmäßig Dienste bei der BBB mache. Ich kann eben
nur vielleicht 2-3 Stunden in der Woche gezielt was machen. Ich denke vielen
geht es ähnlich wie mir.
Bitte nehmt diesen Beitrag nicht als ein negatives Krankjammern, sondern als
eine Anregung, die aus Sorge entstanden ist, um einen Ausweg zu finden!
Alles Liebe, Edwin


05 Hilferuf aus Serbien
[zurück]
Original Message-----
From: ** name & adresse bekannt, fand es aber nicht unbedingt ratsam, es der
serbischen geheimpolizei zu einfach zu machen, anm. hikmet kayahan
Date: Wednesday, May 17, 2000 6:40 PM
Subject: urgent


Saljite daljee i dopisujte se!!!! [Forward and write]

Dear friends,
We are writing from Serbia where mass arresting of members of
democratic opposition parties and NGO-s as well as closing of independent
media
is just culminating. Hundreds of people are arrested only today and there
are threats that more people will be arrested soon. We are facing
repression higher than ever. At the same time we are out of any
information,
including what is happening in our own town and the country in the whole.
Our messages are blocked, providers are stopping them so we are not even
sure
that you will get our message.
Please spread this information to as many as possible people.

Members of Victimology Society of Serbia and Group for Women's Rights


06 ZiviKONGRESS in Salzburg-Bundessprecher gewählt
[zurück]

gepostet von: NG@ Zivildienst (CT), zivinfo-ng@chello.at

ZIVILDIENER-PLATTFORM WIEN - PRESSEAUSSENDUNG
"ZiviKONGRESS in Salzburg-Bundessprecher gewählt"

Salzburg, 27/28. Mai -Am Wochenende fand in Salzburg der erste
österreichweite Zivildienerkongress statt, bei dem ein Bundessprecher
gewählt und ein gemeinsamer Forderungskatalog der Zivildiener erarbeitet
wurden. Ebenso
stand die Entwicklung von Zukunftperspektiven für den Zivildienst auf dem
Programm. Als Bundessprecher wurde der Zivildiener Patrick Awart (Wien)
gewählt. Die Zivildienerplattform Wien geht davon aus, dass der gewählte
Bundessprecher der Zivildiener, wie von Innenmnister Strasser im Interview
mit dem Kurier
am 14. Mai zugesagt, als Mitglied in die Arbeitsgruppe des Innenministeriums
integriert wird. Auch für Vertreter der österreichischen Gewerkschaftsjugend
sowie der katholischen Jugend, die ebenfalls am ZiviKONGRESS in Salzburg
teilnahmen, wurde ein Mitspracherecht in der Arbeitsgruppe gefordert.

Die Ergebnisse des ersten ZiviKONGRESSES in Salzburg vom 28. Mai 2000 können
unter der adresse zivinfo-ng@chello.at angefordert werden.


07 Zivilgesellschaft: Ein Graswurzel-Begriff macht Karriere (TEIL 2)
[zurück]
gepostet von: Ramon M. Reichert, feda@magnet.at

Zivilgesellschaft: Ein Graswurzel-Begriff macht Karriere (TEIL 2)
Von Ramón Reichert

Feindselige Mehrheit
Die Version der "Bürgergesellschaft" wie sie die Regierung versteht, geht
von der einheitlichen "Zivilgesellschaft" aus, die sich dem demokratischen
Diktat der Mehrheit zu fügen hat. Den dazugehörigen Legitimationsglauben
hat Carl Schmitt in seiner "Verfassungslehre" auf die einprägsame Formel
gebracht: "Was das Volk will, ist eben deswegen gut, weil es (das) will".
Sobald man von der einstimmigen zur Mehrheitsentscheidung übergeht, fehlt
es an der individuellen Zustimmung der Dissidenten. Doch die Herrschaft
einer feindseligen Mehrheit kann für die Minderheit tödlich sein.
Die Kriegsrhetorik der Regierung appelliert an den wehrhaften Bürger
Partizipation heißt hier: "nationaler Schulterschluß". In einer schönen
Redewendung nannte Hegel diese nationale Mobilmachung der politischen
Sprache "Enthusmiasierung des Inneren". Die schwarzblaue Regierung
verfolgt zur Zeit ein rigides Konzept der Repatriotisierung des
"Volkskörpers". "Identität" und "Zugehörigkeit" wird dialektisch negativ
über das, was nicht dazu gehört, vermittelt. Grundlage des "nationalen
Schulterschlußes" ist nach Hegel das "negative Wesen", das sich als "die
eigentliche Macht des Gemeinwesens und die Kraft seiner Selbsterhaltung
zeigt". Diese autoritäre Instanz, die die vereinzelten politischen Willen
zu einem einheitlichen nationalen "Volkskörper" zusammenschweißen soll,
wird in einem obskuranten Essentialismus des "Äußeren" ("Die" EU, "der"
Osten etc.) und seinem Substrat des "Fremdländischen" festgemacht. Indem
im "nationalen Schulterschluß" homogene Präferenzen der Staatsbürger
angenommen werden, wird die Begründung der Gehorsamspflicht der
Mehrheitsentscheidung normativ zwingend unterstellt. Am Spiel steht
dadurch die Durchsetzung der Tyrannei der Mehrheit, der ein einheitlicher
Wille oder jedenfalls ein einheitliches Interesse zugeschrieben wird. In
dieser Variante der "Zivilgesellschaft" wird eine moralische Verpflichtung
zum Gehorsam gegenüber Mehrheitsentscheidungen abverlangt. Je gravierender
die Opfer sind, die durch Mehrheitsentscheidung potentiell abverlangt
werden könnten, desto höher die Anforderungen an den
"Gemeinsamkeitsglauben", der erst diese Risiken als tragbar erscheinen
läßt.
Damit einhergehend wird die wirtschaftsliberale Version der
Bürgergesellschaft (Diskurs der Selbstregierung, der Vollrechtsfähigkeit
etc.) hervorgehoben, mit der noch ungenutzte Problemlösungspotentiale
mobilisiert werden können, welche in bestimmten Bereichen (exekutive
Kontrollaufgaben wie Bürgerpolizei, Gratis und Zwangsarbeit etc.) die
abnehmende Handlungsfähigkeit des Staates kompensieren sollen. In diesem
Zusammenhang wird rasch klar, daß das Streben nach Selbstregierung nicht
unbedingt die Freiheitspotentiale einer Gesellschaft erhöht.
Hier zeigt sich am deutlichsten der Kampf um den Bedeutungsgehalt der
"Zivilgesellschaft". Denn der zivile Widerstand geht nicht von einer
gehorsamen Zustimmung zum Definitionsmonopol aus wie er im Falle der
österreichischen Regierung obrigkeitsstaatlich sanktioniert wird, sondern
von einem "herrschaftsfreien Diskurs" aller Betroffenen. An die Stelle
eines festen Ortes der Souveränität tritt der Meinungsstreit, in Anlehnung
an die Diskursethik Habermas' bleibt der symbolische Ort der diskursiv
verflüssigten Souveränität leer. Die Regeln der zivilgesellschaftlich
hergestellten Öffentlichkeit sind nach Habermas also frei flottierende
Diskurse, die sich abheben lassen durch die im statistischen Sinne
repräsentierte öffentliche Meinung. Die normativzivilgesellschaftliche
Meinung wird nicht durch den in Umfragen befragten Bürger repräsentiert,
sondern der in Medien sich äußernde Intellektuelle stellt das empirische
Substrat der zivilen Diskurse dar.


Lebenswelt und Agendasetting
Die Kritik am Sozialstaat in den 1980er Jahren bezog sich paradoxerweise
gerade auf diese "rationale Gemeinwohlkonzeption", welche Hilfeleistungen
nach universell-objektiven - und nicht mehr wie vormals
individuell-ideellen - Kriterien vornahm. Wiederum wurde die Entmündigung
der BürgerInnen beklagt, dieses Mal jedoch verursacht durch
überdimensionierte Verrechtlichung, Ökonomisierung, Professionalisierung
und Verbürokratisierung des auch auf immaterielle Hilfe ausgerichteten
Wohlfahrtsstaates. Dennoch wurde einzig von liberaler Seite über einen
fundamentalen Abbau des Sozialstaates diskutiert und eine Rückkehr zur
Selbstverantwortung propagiert.
Im Zentrum der Diskussion standen wirtschaftspolitische Argumente.
Beanstandet wurde insbesondere die Kostenexplosion, das
wettbewerbshemmende Moment infolge zu hoher individueller sozialer
Sicherheit, sowie der sogenannte "Mißbrauch" von sozialen Leistungen.
Beide Strömungen zusammen haben eine Renaissance der vorinstanzlichen,
gemeinschaftlichen Hilfspotentiale - der Selbsthilfegruppen, der
ehrenamtlichen Tätigkeit, aber auch alternativer Projekte, die mehr
Autonomie, Selbstverwirklichung und Selbstbestimmung verlangten, - nach
sich gezogen.
Eine grundsätzliche Systemkritik war auch von Theorien der
Zivilgesellschaft kaum noch zu erwarten. Der Minimalkonsens, der in den
90er Jahren entstand, reichte so weit, daß sich unter der Vielfalt der
Termini geringfügige Meinungsverschiedenheiten versteckten, ob nun
"Verhandlungsdemokratie", "Zivilgesellschaft", "Netzwerk-Kooperation" oder
"Subpolitisierung" zum zentralen Begriff der theoretischen Bemühungen
wurde. Die Hoffnung auf eine neuartige Bewegungsgesellschaft hat nicht
einmal die Bannerträger der Zivilgesellschaft erreicht. Die
Postmodernisierung der Reflexion über Zivilgesellschaft ersetzt durch die
Selbstbezüglichkeit diskursbereiter Individuen das teleologisch gedachte
Modell der besseren Gesellschaft der "utopischen Sozialisten", die in den
Revolten der klassischen Moderne letztlich die "Überwindung" der
Systemwelt angepeilt hatten. Es entstand eher eine Art
Komplementärverhältnis zwischen Zivilgesellschaft und
kapitalwirtschaftlicher Ordnung. In der Mobilisierung der neuen sozialen
Bewegungen für die Zivilgesellschaft kam es eher zu einem risikolosen
instabilen Gleichgewicht zwischen dem Status quo der Institutionen des
Systems und den kreativen gesellschaftlichen Partizipationsformen der
Zivilgesellschaft auf der Basis von Lebenswelt. Allenfalls als Verstärkung
humanitärer Anliegen von Statusgruppen, Gewerkschaften und Kirchen waren
bisher zivilgesellschaftliche Bewegungen gelegentlich wertvolle
Bundesgenossen, die vor allem im Agendasetting via Medien wichtige Dienste
leisten können.

Governing by People
Beinahe nahtlos fügen sich die schon älteren Debatten um die Defizite des
Repräsentationsprinzips in das Räsonnieren über die Bürgergesellschaft
ein. Volksbegehren und -entscheide, Referenden oder auch mehr
Mitbestimmung bei der Stimmabgabe gelten als Instrumente, die BürgerInnen
wieder stärker in ihrer politischen Eigenverantwortung zu bestärken. In
der Diskussion um Verwaltungsmodernisierung auf kommunaler Ebene ist neben
die Forderung nach einer Konzernstruktur auch die Idee der "Bürgerkommune"
getreten. BürgerInnen werden im Zuge der Verwaltungsmodernisierung zu
"Kunden" umgewidmet, denen man möglichst effizient die gewünschten
Leistungen anbieten müsse. Entsprechend sollten die bürgerschaftlichen
Ressourcen bei der Erstellung öffentlicher Leistungen, bei Entscheidungen
über infrastrukturelle Prioritäten u. a. viel stärker genutzt werden. In
verschiedenen sozialwissenschaftlichen Disziplinen sind die normativen und
kulturellen Grundlagen politischer und wirtschaftlicher Institutionen
wieder zum Thema geworden: in der Kommunitarismusdiskussion wie auch in
den Debatten um den Neuen Institutionalismus stehen Begriffe wie social
capital (James Coleman) oder civicness (Robert Putnam) paradigmatisch für
diese Entwicklung.
Mit "Zivilgesellschaft" wird generell auf die gewaltfreie, also zivile
Konfliktaustragung innerhalb eines gültigen Verfassungsrahmens verwiesen,
wozu auch die dauerhafte Konstruktion einer übergreifenden politischen
Öffentlichkeit gehört. Genau genommen handelt es sich hier also um einen
klassischen Topos liberalen Denkens. "Community development" ist das
Herzstück des liberalen AntiEtatismus, dem Keynesianistische
Nachfragesteuerung, Regulierung des Kapitalmarktes,
Handelsprotektionismus, Patrimonialismus u.a. als ineffizient erscheint.
Die weltweite Strukturpeitsche zur Einhaltung der Konvergenzkriterien
kapitalistischer Wirtschaftspolitik mündet in die nationale Kürzung von
Transferleistungen. Wird der Markt als überlegenere Regulierungsform
etabliert, tritt der Sachzwang als unausweichlicher Status quo hervor, dem
die nationalstaatlich verfaßte Politik ohnmächtig gegenübersteht. Diese
regulative Leere soll nun im funktionalistischen Verständnis der Begriff
der "Zivilgesellschaft" auffüllen.
Die Karriere des Begriffs der "Zivilgesellschaft" verdankt sich also auch
den rigiden Liberalisierungsprogrammen. Die Leitbilder der
"Zivilgesellschaft" setzen sich aus dynamischen Überlebenskünstlern,
antietatistischen Kleinkapitalisten, ehrenamtlichen Gratisarbeitern,
"Kunden" (AusländerInnen, Frauen, Arbeitslose) der
Verwaltungsmodernisierung zusammen. Der Begriff der "Zivilgesellschaft"
ist abstrakt und kann auf eine Vielfalt konkreter Situationen angewandt
werden. In normativer Hinsicht besitzt er sympathische Tiefe und eignet er
sich für alle möglichen Romantizismen, denen der "böse" Staat
gegenübersteht.

Das symbolische Zentrum
Praxis und Denken des gegen die schwarzblaue Regierung artikulierten
Widerstands sind von einem grundlegenden Paradox durchzogen. Einerseits
werden Gruppierungen wie etwa get to attack und Demokratische Offensive
nicht müde, zu betonen, daß Widerstand nicht von einem Zentrum ausgeht,
nicht hierarchisch oder stellvertretend repräsentativ organisiert ist,
andererseits etabliert sich zusehends das konsensfähige, normative Konzept
der "Zivilgesellschaft" als offizielles label, das die vielfältigen
Ansätze des Widerstands zu assoziieren vermöge. Das Zentrum des
Widerstands ist demnach nicht leer geblieben, sondern durch das
Definitionsmonopol der "Zivilgesellschaft" punziert. Kaum ein Bericht, ein
Statement, ein Aufruf, in welchem nicht die Legitimitätsfloskel "Wir sind
die Zivilgesellschaft" angerufen wird. Folgende Probleme ergeben sich
meines Erachtens, wenn "Zivilgesellschaft" nicht im hegemonialen Kontext
beurteilt wird:
Mit dem Begriff der "civil society" sollte ein rechtskonformes
gesellschaftliches Subjekt innerhalb des Verfassungsbogens installiert
werden. Diesem Subjekt sollte Legitimität ergänzend zum Parteienprinzip
und der repräsentativen Demokratie verliehen werden. Doch der Preis dieses
begrifflichen Konsensus ist die medial weitgehende Neutralisierung des
politischen Antagonismus, darin "ziviles" Engagement als Bestandteil einer
bereits bestehenden und immer noch funktionierenden Demokratie zu Tode
toleriert werden kann. Dadurch konnte die schwarzblaue Regierung
beispielsweise die liberalisierende Destruktionspolitik gegenüber den
vermittelnden Institutionen der Arbeitnehmerinteressen (AK, ÖGB)
fortführen und gleichzeitig den Dissenz als integralen Bestandteil einer
liberalen Herrschaftstoleranz einrichten.
Sind "wir" im gleichen Augenblick, in dem "wir" es behaupten, bereits die
"civil society"? Es mögen zwar die Partizipationsrechte von AusländerInnen
dort, wo zivil kommuniziert wird, gelten, doch außerhalb dieser
Gemeinschaft befinden sie sich wieder im rechtsfreien Raum und haben
keinerlei staatsbürgerlichen Rechte. In diesem Sinne gilt, daß "civil
society" aus der Not eine Tugend macht. Bereits gegen Habermas'
Diskursmodell der Zivilgesellschaft ist eingewandt worden, daß es eine
bestimmte Art von Öffentlichkeit unkritisch zur Zivilgesellschaft
stilisierte, bloß weil in ihr kommuniziert wird.
Die Annahme, politisches Engagement müßte in erster Linie an den
"Graswurzeln" der Gesellschaft ansetzen, müßte "bottom up" statt "top
down" verlaufen, die partizipatorische Zielsetzung, die Betroffenen müßten
mobilisiert und in den Entscheidungsprozeß einbezogen werden, müßten von
passiven Objekten der Politik zu aktiven Subjekten gemacht werden, gehört
seit Jahrzehnten zum rhetorischen Repertoire liberaler Sozialtechnologie.
Das Vorbild der FPÖVPKonzeption der Bürgergemeinschaft ist der
republikanische USKommunitarismus Amitai Etzionis. Darin wird die
normative Idee der zivilen Gemeinschaft zur Kenntlichkeit verzerrt, wenn
"bürgernahe Polizei" und "neighbourhood watch groups" als das Resultat der
großen normativen Idee angeboten werden ohne selbstkritischen Sinn für
die Gefahren einer neuen sozialen Kontrolle, die für die Betroffenen
peinlicher sein kann als die notwendig unvollkommene staatliche soziale
Kontrolle. Im Zentrum der neuen "Bürgerqualität" nach FPÖVP steht die
Aufrichtung eines Verhaltenskataloges, der bürgerlichfunktionale und
vertraglich erzwingbare Verhaltensweisen mit Moral auflädt.
Mittlerweile bildet sich bereits eine Art medial vermittelte
Diskurspolizei (Demirovic, Charim, Marchart) heraus, die klar macht, was
unter dem Begriff "Zivilgesellschaft" zu verstehen ist und was nicht. Die
Beibehaltung des Gemeinplatzes des "Zivilen" birgt also einen hohen
Aufwand an diskursiver Selbstverständigung, weil um seinen
Bedeutungsgehalt permanent gestritten werden muß. Angesichts dieses
Kontexts wäre die Frage zu stellen, ob der Begriff der "Zivilgesellschaft"
weiterhin naiv als antagonistischer Begriff behauptet werden kann.

***

FEDA
Forschungsgruppe Epistemologie & Diskursanalyse
Research Cooperation Epistemology & Discourse Analysis
Franzensgasse 5/53, A-1050 Wien
Phone: ++43 1 585 67 40
Fax: ++43 1 585 67 40
e-mail: feda@magnet.at


08 bannerExchange gegen Blau-Schwarz
[zurück]
www.gegenexchange.cjb.net nicht vergessen!´(bannerExchange gegen
Blau-Schwarz, bisher über 100.000 regierungskritische Bannereinblendungen,
sowie 70 Teilnehmer-Sites!


09 die neuesten Berichte bei den CeiberWeibern
[zurück]
wer immer schon wissen wollte, wie es denn so zugeht bei einer
Pressekonferenz von Westenthaler - bitte sehr :-)
http://www.ceiberweiber.at/wahl/westenthaler.htm

und weil meine Frage sich mit den Aussagen des Verfassungsjuristen Dr. Jörg
Haider zu Strafen für die Abgeordneten Gusenbauer (§248) und Voggenhuber
(283) befasst haben, auch Infos zu den div. Gesetzestexten und zur
Bundesverfassung:
http://www.ceiberweiber.at/wahl/abgeordnete.htm

Übrigens, wie leicht zu erraten ist: Westenthaler reagierte ausweichend auf
die nüchterne Frage, wann wir denn damit zu rechnen haben, daß die
Staatsanwaltschaft Sachverhaltsdarstellungen wegen Gusenbauer und
Voggenhuber bekommt - und ob die FPÖ diese dann auch veröffentlichen wird.
Nein, es gehe ja nicht darum, sondern, es ist nicht gerecht, wenn wegen dem
Herren Bundespräsidenten schon, wegen der Aussagen von Abgeordneten aber
nicht, und, Normalbürger würden schon, wenn....
Wobei Hump-Dump-Lump nach Auskunft von Juristinnen nix mit 248 oder 283 zu
tun haben, sondern mit 115-117, aber macht nix....
Heute sprach übrigens der Vertreter des Europäischen Parlaments für die
EU-Regierungskonferenz, Dimitris Tsatsos, von einer Verletzung des
EU-Vertrages, weil die Regierung gegenüber der Bedrohung von Abgeordneten
schweigt...

PS: Gesetze kann man/frau unter http://www.ris.bka.gv.at abrufen (dort auf
Bundesrecht gehen, ist tagsüber recht langsam, also nachts
nachschlagen....).

Alexandra Bader, alexandra@ceiberweiber.at


10 Aktionstag im Literaturhaus am 5. Juni
[zurück]
Das Budget wird gekürzt, das der Literatur auch, und zwar rückwirkend
auf das gesamte Jahr 2000 - das ist alles, was wir bis dato wissen.
Wieviel wir gespart haben hätten sollen weiß vielleicht der
Staatssekretär, wir auf jeden Fall nicht. Eine Planung des laufenden und
zukünftigen Betriebes wird durch diese Umstände unmöglich gemacht.
?Provisorische? Kürzungen und Kündigungen sind die Auswirkung, damit wir
nicht (wie etwa das ?Kino unter Sternen?) den Betrieb gänzlich
einstellen müssen, wenn wir die Höhe der Kürzungen erfahren.

Um auf diese Situation aufmerksam zu machen, planen wir einen Aktionstag
mit


Pressekonferenz der Vereine im Literaturhaus
11 Uhr


Aktions-Programm
16 bis 24 Uhr:

Autogrammstunden
Auktions-Ausverkauf von signierten Büchern und Gebrauchsgegenständen
(Motto: "Wir verkaufen unser letztes Hemd?)")
Literatur-Lese-Tombola
Literatur-Peep-Show (Motto: "Literatur nur gegen Bares?")

Anwesend in Fleisch und Blut u.a.: KATRIN ACKERL, EL AWADALLA,
BETTINA BALÀKA, GYÖRGY BUDA, GEORG BYDLINSKI, LUKAS CEJPEK, JACQUELINE
CSUSS, ANTONIO FIAN, FRANZOBEL, THOMAS GLAVINIC, KARIN IVANCSICS, ERNST
JANDL, ELFRIEDE JELINEK, NILS JENSEN, RUTH KARZEL, DANIEL KEHLMANN,
EMILIJA KELECIJA, ILSE KILIC, WERNER KOFLER, MARGRET KREIDL, ERSTES
WIENER LESETHEATER, LISA MARKSTEIN, FRIEDERIKE MAYRÖCKER, KURT PALM,
DINE PETRIK, MARTIN PUNTIGAM, ERIK JAN RIPPMANN, EVA ROSSMANN, CHRISTA
ROTHMEIER, GERHARD RUISS, HILDE SCHMÖLZER, LISA SPALT, LIESL UJVARY,
MARTIN G. WANKO, FRITZ WIDHALM, JOSEF WINKLER
Spenden in Wort und Objekt u. a. von: Elfriede Gerstl, Arno Geiger,
Elfriede Hammerl, Alfred Komarek, Michael Köhlmeier, Herbert Kuhner,
Jacov Lind, Thomas Maurer, Lucian O. Meysels, ?Dr. Kurt Ostbahn?, Heidi
Pataki, Karin Rick, Kathrin Röggla, Robert Schindel, Dolores
Schmiedinger, Peter Turrini, Vladimir Vertlib, Fred Wander, Arthur West,
Jörg-Martin Willnauer, Herbert J. Wimmer und den persönlich anwesenden
AutorInnen

Auszüge dem Programm:

16 Uhr 30: Autogrammstunde mit Friederike Mayröcker und Ernst Jandl
17 Uhr 30: Eva Rossmann liest aus dem Krimi ?"Wahlkampf"?
18 Uhr 30: Daniel Kehlmann liest in der "Literatur-Peep-Show"
18 Uhr 30: 1. Versteigerung
20 Uhr: Erstlesung des Dramas "Who killed Arnie" von Martin G. Wanko
21 Uhr: 2. Versteigerung
21 Uhr 30: Lesung Josef Winkler
23 Uhr: Lesung Franzobel


mit freundlichen Grüßen
Traude Korosa, Elisabeth Huber, Silvia Bartl
Literaturhaus Wien (Dokumentationsstelle für neuere österreichische
Literatur, IG Autorinnen Autoren, Überseztergemeinschaft)
Seidengasse 13, 1070 Wien
Tel.: 526 20 44 - 54 oder 41
e-mail: eh@literaturhaus.at


11 Widerstand-LIEDTEXTE
[zurück]
gepostet von: fremde, fremde@klingt.org

WENN DER MUND JETZT -MIT TORTEN STATT WOARTEN ZUM KULTURBLATT GEWORDEN
IST GLEICH NOCH ZWEI LIEDTEXTE:
ach ja, ist nicht von mir sondern von einem klaus, ich hoffe der hat
kein copyright drauf, und wenn er eines hat, ist das ein offizieller
protest, in chlon-zeiten, gegen urheberrechte.
melodie dazu ist ganz einfach und naechsten donnerstagabend zu hoeren,
also,


WIR HOBN UNS BEIM PLASSER A KREISSSAGL B'STOED
UND DRUNTEN IM PRODA ZEHN LIACHTMOSTN G'FOET
AN RUSSEN VOM HANDELSKAI HOB MA ZU VIERT
UNSARE SPOABIACHLN FIA A KALASCHNIKOW STIERT
I HOB MIT DIE WIRTSLEIT VOM ECKBEISL G'RED
DASS DER BURSCHWAS IM ERNSTFOI KA LEIBAL NET HED
UND DIE SANDLA VOM SCHWEDENPLOTZ HOM SI VABIARGT
DASS DA KLASSENFEIND DAUN IN KANAL EINIFLIAGT

--- WAEU- ES STEHT SCHO IN AM JEDNM SUTARROE AM PLAFON
DIE LUFT RIACHT SCHO GRAUSLICH NACH REVOLUZION
WAEU DI ZUASTAEND VON GRUND AUF NEI UM'GSCHUASTERT KEAN
KOMMT DIE SUBPROLETARISCHE WOEDTREPUBLIK UEBER WEAN

WIR HOM MIT DIE HURN VON DA ROSIBAR PLAUSCHT
DASS DES OASCHKAPITAL UNS IN TOT EINIRAUSCHT
UND DIE TAXLER HOM G'SOGT, DASS DE STROSSN BLOCKIAN
UND DIE FERNFOAHRER WUIN FABRIKANTEN DAFIAN
UND DIE MEADA HOM UNS Z'AGT WIA'ST A FEIDL G'SCHEIT WETZT
UND DIE MOARKTWEIBER WIA MA A WOCHSTUB'N B'SETZT

---WAEU ES STEHT SCHO IN AN JEDNM SUTARRIOE AM PLAFON
DIE LUFT RIECHT SCHO GRAUSSLICH NACH REVOLUZION
WAEU DIE ZUASTAEND VON GRUND AUF NEI UM'GSCHUASTERT KEAN
KOMMT DIE SUBPROLETARISCHE, WUEDANARCHISTISCHE WOEDTREPUBLIK UEBER WEAN

WENN DIE SCHNORRA AMOI NOCH'M GOED NEAMMA FROGN
UND DIE UNTAMIETER EANANE HAUSLEIT DA'SCHLOGN
WENN DA BAERNTALER BAER ERST DEN HEIDA VA'DRUCKT
UND DA KANZLA SI OAN ANA TUART'N VA'SCHLUCKT
WENN DIE FLEISCHHOCKALEHRLING DEN MEINDL FASCHIAN
UND DIE GAERTNA DEN AUGOARTEN ZUA'BETONIAN

--- NOCHA STEHTS SCHO IN AN JEDNM SUTARROE AM PLAFON
DIE LUFT DIE ZAREISST SCHO VOA REVOLUZION
WAEU DIE ZUASTAEND VON GRUND AUF NEI UM'SCHUASTERT KEAN
KOMMT DIE SUBPROLETARISCHE, WUEDANARCHISTISCHE, MULTISLAWISTISCHE
WOEDTREPUBLIK UEBA WEAN


fuer alle denen nicht nach revolution zumute ist noch ein jiddisches
widerstandslied,
text von hirsch glik, musik von dimitri pokrass

zog nit keyn mol

ZOG NIT KEYN MOL AZ DU GEYST DEM LETSTEN VEG,
KHOTSH HIMLEN BLAYENE FARSHTELN BLOYE TEG.
KUMEN VET NOKH UNDZER OYSGEBENKTE SHO --
S'VET A POYK TON UNDZER TROT - MIR ZAYNEN DO !
(die letzten zwei zeilen werden immer wiederholt)

FUN GRINEM PALMENLAND BIZ VAYSN LAND FUN SHNEY,
MIR KUMEN ON MIT UNDZER PAYN, MIT UNDZER VEY,
UN VU GEFALN S'IZ A SHPRITS FUN UNDZER BLUT,
SHPROTSN VET DORT UNDZER GVURE, UNDZER MUT.

S'VET DI MURGNZUN BAGILDEN UNDZ DEM HAYNT,
UN DER NEKHTEN VET FARSHVINDN MITN FAYND,
NOR OYB FARZAMEN VET DI ZUN IN DEM KAYOR --
VI A PAROL ZOL GEYN DOS LID FUN DOR TSU DOR.

DOS LID GESHRIBN IZ MIT BLUT UN NIT MIT BLAY,
S'IZ NIT KEYN LIDL FUN A FOYGL AF DER FRAY,
DOS HOT A FOLK TSVISHN FALNDIKE VENT
DOS LID GEZUNGEN MIT NAGANES IN DI HENT !

TO ZOD NIT KEYN MOL AZ DU GEYST DEM LETSTN VEG,
KHOTSH HIMLEN BLAYENE FARSHTEN BLOYE TEG.
KUMEN VET NOKH UNDZER OYSGEBENKTE SHO --

S'VET A POYK TON UNDZER TROT - MIR ZAYNEN DO !!


12 Fotos von der Demo am Montag
[zurück]
unter:
http://members.xoom.com/linkswende/images/demos/staatsrassismus/index.htm


Redaktionsschluß: 29. Mai 2000, ca. 00:30
Fehler möge frau/man mir nachsehen!