Montag, 24.06.2002

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IN EIGENER SACHE
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Der Sommer ist da - der MUND braucht wieder Aushilfsreds!
Im Augenblick sind folgende Termine zu vergeben (jeweils Datum der
Zusammenstellung):
So 23.6., Di 2.7., So 7.7., So 21.7. (dabei bleibt's sicher nicht...)
Für die Zusammenstellung gibt es einen virtuellen Leitfaden für
EinsteigerInnen und Rat und Tat von der Redaktionsliste.
Besonders freuen würden wir uns über EinsteigerInnen aus dem feministischen
und/oder migrantischen Bereich.
In der Hoffnung, daß mit Eurer Hilfe der MUND auch im dritten Jahr wieder
täglich (fast) ohne Pause erscheinen kann
die red
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01 Italienische Polizei fälscht Beweismittel gegen Genua-DemonstrantInnen
von: "global@no-racism.net" <global@no-racism.net>
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AKTIONEN UND ANKÜNDIGUNGEN
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02 Neonazidemo in Salzburg
von: <OEKOLI_Wien@gmx.net>
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03 KS Germania in Salzburg
von: <resist@gmx.at>
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04 Re: Nazis - No Way!
von: linkswende <linkswende@yahoo.com>
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05 1.JULI 2002 ab 00:00 uhr KONSUMSTREIK in ganz Ö!
von: <transdanubien@gegenschwarzblau.net>
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MELDUNGEN UND KOMMENTARE
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06 European Anti-Discrimination law project
von: "www.no-racism.net" <fewor@no-racism.net>
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07 Bob Coulson - Hinrichtungstermin: 25. Juni 2002
von: Sabine Hauer <no.conditions@teleweb.at>
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08 UNZENSURIERT AUS DEM TODESTRAKT VON TEXAS 22
von: Sabine Hauer <no.conditions@teleweb.at>
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REDAKTIONELLES:
Für diese Ausgabe nicht aufgenommen: 2 Spams

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Wie der MUND entsteht ....

Schickt uns bitte eure Nachrichten, Meldungen und Ideen.
E-Mail-Adresse der Redaktion:

widerstand@no-racism.net

Im MUND findet Ihr eine Rubrik, die eine Konsequenz aus der redaktionsinternen Debatte um die Notwendigkeit, sexistische, antisemitische und rassistische Beiträge nicht zu veröffentlichen, einerseits, die Problematik von Zensur andererseits versucht: unter "B) Eingelangt, aber nicht aufgenommen" wird - in anonymisierter Form - auf angehaltene Beiträge hingewiesen und eine kurze Begründung der/des Tagesredaktuers für die Nichtaufnahme geliefert. Die AbsenderInnen werden hiervon informiert.
Ihr könnt Euch die Beiträge extra schicken lassen:
Mail an widerstand@no-racism.net genügt.

 




Quelle: www.popo.at


Und für nächsten Donnerstag:
Das Rechtshilfe-Manual
...und was mache ich eigentlich gegen rassisten?
online-diskussion

Editorial
Für den Inhalt verantwortlich: Ihr.
Die Beiträge werden von verschiedenen Redaktionsteams zusammengestellt.

Bitte weitersagen:
Für Personen ohne Internetzugang gibt es aktuelle Terminankündigungen
unter der Rufnummer 589 30 22 12 (Demoforum)
 

 


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01 Italienische Polizei fälscht Beweismittel gegen Genua-DemonstrantInnen
von: "global@no-racism.net" <global@no-racism.net>
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quelle: guardian/indymediaNach einem Ermittlungsverfahren wird die italienische Polizei beschuldigt,
mit Lügen und untergeschobenen "Beweisen" gearbeitet zu haben
Die Ermittlungen ergaben, dass die Polizei Lügengeschichten improvisierte, um
die blutige Razzia in der Diaz-Schule (21. Juni 2001), die DemonstrantInnen
als Unterkunft diente, zu rechtfertigen.
Bei einer Pressekonferenz am 22. Juli 2002 präsentierte die Polizei ein
Waffenarsenal, von dem sie behauptete, es wäre in der Schule gefunden
worden und beweise, dass die dort untergebrachten Teilnehmer am
"gewalttätigen Schwarzen Block" gewesen wären.
Als wichtigste "Beweisstücke" wurden zwei Benzinbomben präsentiert.
Nun kam heraus, dass die Molotivcocktails in Wahrheit in der Via
Corso Italia im Stadtzentrum gefunden worden waren, sieben Stunden
vor der Razzia in der Diaz-Schule - laut Aussagen des Vizepolizeidirektors
Pasquale Guaglione aus Genua und einem seiner Kollegen aus Florenz.
Die Spezialeinheit aus Rom, die für die Prügelorgie in der Diaz-Schule
verantwortlich war, bleibt bei ihrer Version, die Molotovcocktails seien in
der Diaz-Schule gefunden worden.
Diese Woche wurde von der Regierung weiters bekannt gegeben, dass ein
Polizeibeamter gelogen hatte, als er behauptet hatte, dass ein Demonstrant
ihn während der Razzia in der Schule zu erstechen versucht hatte. Dieses
Märchen hatte letzten Juli dazu gedient, die Leute als "gewalttätig"
darzustellen und zu behaupten, sie hätten sich der Festnahme widersetzt.
Der Riss in seiner kugelsicheren Weste passte nicht zu dem Messer, das
als Angriffswaffe präsentiert worden war, und der Polizist wird vielleicht
wegen falscher Zeugenaussage angeklagt werden.
http://www.guardian.co.uk/globalisation/story/0,7369,741883,00.html
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AKTIONEN UND ANKÜNDIGUNGEN
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02 Neonazidemo in Salzburg
von: <OEKOLI_Wien@gmx.net>
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Die neonazistische Kameradschaft Germania, die bereits den Neonaziaufmarsch
gegen die Ausstellung "Verbrechen der Wehrmacht" mitorganisiert hat, ruft nun
zu einer Demonstration gegen "linke Gewalt" für den 20. Juli in Salzburg
auf. Obwohl mögliche Gegenaktivitäten noch nicht feststehen, soll vorerst für
alle, die irgendwas machen wollen der vorläufige Treffpunkt der Nazis
weitergeleitet werden. Diese treffen sich laut einigen Neonaziwebsites um 12h beim
Hauptbahnhof.
Die Deutschen Neonazisites behaupten zudem, daß die Demonstration bereits
genehmigt sei. Da die österreichische Rechtslage eine solche Genehmigung aber
nicht kennt, kann sie von den Veranstaltern höchstens angezeigt worden sein.
Die Behörden hätten die Möglichkeit die Demonstration bis zu ihrem Beginn zu
untersagen, was mit den Sieg-Heil-Rufen nach der letzten Kundgebung der KS
Germania rechtlich auch geboten wäre. Es wird sich zeigen ob die Behörden unter
schwarzblau das Verbotsgesetz also noch anwenden oder nicht.
--
Ökologische Linke (ÖKOLI)
Schottengasse 3a/1/4/59
A-1010 Wien
e-milio: oekoli_wien@gmx.net
Visite our Website: http://www.oekoli.cjb.net
Ökoli Vorarlberg: http://PolitiX.cjb.net
Wenn ihr an unseren spanischen/französischen/englischen
Aussendungen
interessiert seid, um Infos weiterzuverbreiten, meldet euch!
*********************************************************
*
*********
don't forget to say hello to echelon:
abhoermethoden, bombe, cia ,datenklau, echelon, freak, grundrecht,
hacking, iridium, joint, kommunismus, lauschangriff, mailbombing,
oecalan, pgp, querulant, rasterfahndung, besetzung, behörde
shell, tristero, urheberrechtsverletzung, wanze, geld, asyl,
ausländer, zukunft, nigeria, ahim, widerstand
LEAVE BUSINESS AND JOIN DEMONSTRATION

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03 KS Germania in Salzburg
von: <resist@gmx.at>
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Die neonazistische Kameradschaft Germania, die bereits den Neonaziaufmarsch
gegen die Ausstellung "Verbrechen der Wehrmacht" mitorganisiert hat, ruft nun
zu einer Demonstration gegen "linke Gewalt" für den 20. Juli in Salzburg
auf. Mögliche Gegenaktivitäten stehen noch nicht fest, die Nazis treffen sich,
jedenfalls laut einigen deutschen Neonaziwebsites, um 12h am Hauptbahnhof.
--
Gegen den nationalen Konsens:
http://www.gegennazis.at.tf

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04 Re: Nazis - No Way!
von: linkswende <linkswende@yahoo.com>
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[Anm. d. Red.: Es ist nach wie vor nicht völlig klar, ob diese
Kundgebung in Salzburg am 20. oder 27.07 stattfindet (s. Beiträge
08 und 09 im MUND vom 22.06., sowie die obigen). Auf die Bitte an
die Linkswende, der Sache nachzugehen, kam folgende Antwort:]
Liebe Mund-Redaktion
Wegen der NAZI-Demo: Auf der DÖW homepage ist zu finden, dass
die Demo vorverlegt, aber schon wieder zurückverlegt wurde!!!! Nach
Rücksprache mit den Salzburgern (Salzburg Social Forum) wurde
deutlich, dass die Einschätzung ist, dass die NAZIS wirklich
marschieren wollen. Demzufolge ist bislang eine Stehkundgebung
am 27.7. von 10-18 Uhr bereits angemeldet.
Gruß Die Linkswende
[Womit hoffentlich alles klar ist - die Redaktion]

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05 1.JULI 2002 ab 00:00 uhr KONSUMSTREIK in ganz Ö!
von: <transdanubien@gegenschwarzblau.net>
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Hallo Leute,
Wie ihr sicher schon am eigenen Geldbeutel gemerkt habt, ist seit der
Euro-Einführung alles teurer geworden:
Eine Kugel Eis letztes Jahr mit ATS 10,- bezahlt, kostet jetzt bis zu 1 Euro!
Deutlich zu spüren ist die Preissteigerung auch bei den Benzinpreisen.
Während früher 150 ATS für einen gemütlichen Kneipenabend genügten,
ist man jetzt schnell 20 Euro los.
Man hat das Gefühl, dass das ATS-Zeichen einfach durch das
Euro-Zeichen ersetzt wurde. Damit ist jetzt Schluss! Wir rufen zum
>> Konsumstreik auf! AM 1. JULI 2002
soll ein Zeichen gesetzt werden, bei dem alle mitmachen können
und sollen - auch Du!
Es dürfte für den/die einzelnEn kein Problem sein, einen Tag kein Geld
auszugeben (keine Lebensmittel einkaufen, nicht tanken, keine Kneipen-
/Cafébesuche).
Das zeigt vielleicht keine Wirkung, wenn es nur eine/einer macht, aber
wenn alle mitmachen, trägt jeder/jede Konsumstreikende dazu bei, dass
den Verantwortlichen die Augen geöffnet werden.
Stell Dir vor, ganz Österreich kauft einen Tag lang NICHTS ein! Wenn wir
uns überlegen, dass jede/jeder von uns im Durchschnitt nur 5 Euro ausgibt,
wären das bei 8 Millionen Menschen in Österreich schon 40 Millionen Euro!
Das sollte ein deutliches Zeichen sein!
Hilf mit, die Aktion zu verbreiten. Sende diese Mail an alle, die Du kennst
und sag denen Bescheid, die keine E-Mail haben.
Nicht vergessen:
>>> AM 1. JULI um 0:00 Uhr ist STICHTAG!
ES BETRIFFT ALLE - A U C H D I C H !!!!
PS: es gibt in Deutschland die gleiche Aktion .....
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MELDUNGEN UND KOMMENTARE
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06 European Anti-Discrimination law project
von: "www.no-racism.net" <fewor@no-racism.net>
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Migration Policy Group ("MPG"), an independent organisation based in Brussels,
is committed to improving policy development on international migration,
diversity and anti-discrimination through the promotion of facilitated exchange
between key stakeholders in Europe, North America and the international
community, and through the production of substantive, comparative policy
analysis. Acting as the coordinating body for the regional initiative known as
Starting Line Group, MPG has taken the lead in designing and campaigning for
the adoption of Europe-wide proposals for anti-discrimination legislation which
resulted in the EU Race Equality Directive. In co-operation with the European
Monitoring Centre on Racism and Xenophobia, MPG is currently preparing a report
comparing legislation of the EU member states with the EU Race Equality
Directive. At the request of the Council of Europe, MPG has organised 24 round
tables on migration, integration and anti-discrimination policies in both west
and east European countries. MPG has prepared for the Council of Europe the
report ŒDiversity and cohesion, new challenges for the integration of
immigrants and minorities‚, which will guide the work of the Council and its
member states for the years to come. More information can be found at
http://www.migpolgroup.com/
The second in the series of workshops organised as part of the European Anti-
Discrimination law project took place in Prague on on 25-28 April 2002. The
workshop was hosted by the Czech Commission for Human Rights and welcomed
participants from Bulgaria, the Czech Republic, Luxembourg, Spain and the
United Kingdom.
You can download the report of the workshop:
http://www.migpolgroup.com/news/default.asp?id=18

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07 Bob Coulson - Hinrichtungstermin: 25. Juni 2002
von: Sabine Hauer <no.conditions@teleweb.at>
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Sehr geehrter Herr Bundespräsident !
Ich wende mich an Sie in der Hoffnung, dass Ihre Fürsprache helfen kann,
das Leben eines Freundes zu retten.
Durch meine Arbeit mit texanischen Todessträflingen lernte ich Bob
Coulson kennen und arbeitete mit ihm zusammen an einer Homepage. Bob
Coulson hat jetzt ein sehr ernst zu nehmendes Hinrichtungsdatum am 25.
Juni.
Heute teilte mir seine Anwältin mit, dass am rechtlichen Sektor nichts
mehr zu machen ist. Alle Berufungen wurden von den Gerichten (bis zum
Supreme Court) abgelehnt, ohne dass die Gerichte überhaupt bereit waren,
sich mit den Punkten in den Berufungen zu beschäftigen. Jetzt bleibt nur
noch ein Ansuchen vor der Gnadenkommission. Bob wird nicht um
Entschuldigung bitten, da er nichts getan hat, er wird den unüblichen
Weg wählen, um bedingte Gnade zu bitten. Das bedeutet, dass sein
Schuldspruch und sein Urteil verworfen werden, er aber auf sein Recht
verzichtet, nicht mehr wegen des selben Verbrechens angeklagt zu werden.
Sollte diese Gnade abgelehnt werden, bittet er um Umwandlung des
Todesurteils in eine lebenslängliche Gefängnisstrafe.
Bob Coulson wurde wegen eines wirklich grausamen Verbrechens verurteilt.
Seine gesamte Familie wurde ermordet. Die Polizei konnte ihm aber
überhaupt nichts nachweisen, auch war am Tag nach der Ermordung seiner
Familie an seinem Körper nichts zu finden, was darauf hinweist, dass er
mit zahlreichen Menschen gekämpft hätte, oder dass er ein Feuer gelegt
hätte.
Doch dann setzte die Polizei Bobs Mitbewohner, Jared Althaus, so lange
unter Druck, bis dieser ˇgestand„, Bob bei dem Verbrechen geholfen zu
haben. Dafür bekam er eine zehnjährige Haftstrafe und kam nach fünf
Jahren auf Bewährung frei. Jared Althaus erzählte der Polizei sieben
verschiedene Versionen über den Vorgang des Verbrechens, im Bezug auf
die letzte Version schaffte er es nicht, einen Lügendetektortest zu
bestehen, doch diese Version wurde im Prozess verwendet. Jared Althaus
zeigte der Polizei auch Gegenstände, die seinen Angaben nach bei dem
Verbrechen verwendet worden sind. Einer der Gegenstände, ein
Benzinkanister, wurde inzwischen untersucht und das Ergebnis zeigt, dass
der Kanister neu ist, niemals zu irgendetwas verwendet worden ist.
Die Staatsanwaltschaft benutzte ein Kuvert, auf dem Bob Coulsons
Adoptivvater eine Notiz über Bob geschrieben hatte, als Beweis, dass die
Familie Bob an diesem Tag erwartet hatte. Inzwischen gab die Polizei zu,
dass sie dieses Kuvert in einem Aktenschrank gefunden hatte und auf den
Schreibtisch des Vaters platziert hat. Das ging aber bei den
Berufungsgerichten als ˇunwichtiger Fehler„ durch.
Es gab bis auf dieses Kuvert und den Lügen von Jared Althaus keinerlei
Beweise gegen Bob, außer man nimmt die Aussage der Staatsanwaltschaft
gegenüber einem Journalisten ernst: ˇAls die Leichen der Familie
gefunden wurden, sagte eine Nachbarin ¨Bob ist nicht darunter. Dann war
es wohl Bob.‚„
Der damalige Ankläger von Bob ist heute der oberste Staatsanwalt in
seinem Bezirk. Er setzte erst kürzlich Mitglieder der Gnadenkommission
unter Druck, die in Bobs Fall ermittelten.
Mehr Angaben über Bob, seinen Fall und die angeblichen Beweise würden
Sie bei Interesse unter
http://www.deathrow.at/freebob/
finden.
Ich ersuche Sie hiermit, den Gouverneur von Texas bezüglich Bob zu
kontaktieren. Er könnte ihm zumindest einen 30-tägigen Aufschub der
Hinrichtung gewähren. Die Kontaktinformationen:
Office of the Governor, P.O. Box 12428, Austin, Texas 78711, (512)
463-2000
Ich weiß, ich frage nach viel, aber ich hoffe, Sie sehen ein, dass ich
es nicht für mich mache, sondern für einen Mann, dessen Leben ernsthaft
bedroht ist.
Mit freundlichen Grüßen
Sabine Hauer
Kopien gehen an diverse Menschenrechtsorganisationen

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08 UNZENSURIERT AUS DEM TODESTRAKT VON TEXAS 22
von: Sabine Hauer <no.conditions@teleweb.at>
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UNZENSURIERT AUS DEM TODESTRAKT VON TEXAS 22
Von Paul Colella
4. – 12. Juni 20024. Juni
Jemand hat gelogen, oder die angekündigte Änderung hat noch nicht
stattgefunden. Ich hatte heute einen Besuch und ja, sie haben Fotos
gemacht. Ich sah Mom. Es ging ihr gut und natürlich brachte mir ihr
Besuch wie immer Freude und erneuerte meine Stärke. Es ist beinahe so,
als ob man an der Tankstelle voll tankt. (smile)
Ein weiterer Protest ist für den 19. Juni geplant. Erkundigt Euch nach
Details. Soweit ich verstehe, starten sie im Ort Livingston und kommen
dann zum Gefängnis.
Heute habe ich gehört, dass unser neuer Leutnant, Lt. Reese, nicht mehr
länger hier ist, er ist Kapitän geworden. Also ist er weg. Was kommt
jetzt auf uns zu ? Wir werden sehen. Ich hoffe, es ist jemand halbwegs
korrektes, obwohl es eigentlich wirklich nicht wichtig ist. Immer wenn
es jemand ist, der in Ordnung ist, versetzen sie ihn.
Soulja machte heute wieder Schwierigkeiten. Er blockierte das Tablett um
auf Food Loaf zu kommen. Ich kann ihn verstehen. Wir hatten in zwei
Tagen fünf Mahlzeiten, in denen sich kein Fleisch befand. Dann hatten
wir eine dünne Scheibe Bologna. Jeder spricht davon, hungrig zu sein. Es
ist traurig, wenn Männer auf Food Loaf gesetzt werden wollen, nur um
satt werden zu können. Nun gut, ein neuer Tag, ein neues Food Loaf.
5. Juni
Ich habe mir einen Tag frei genommen und den ganzen Tag nur geschlafen.
Das hat geholfen. In den letzten Tagen erreichte Rick Rhoades Level II
und auch Birdman ... wow, der Typ kann pfeifen. Den ganzen Tag und die
ganze Nacht.
Diese Leute haben noch weitere Änderungen erreicht, neben denen aus dem
letzten Unzensuriert. Ich lege sie bei (Ende dieses Unzensuriert).
Wir haben drei neue im Level III: Lionel Rodriguez, Ruben Guiterrez,
Michael Rosales Auch das Level II füllt sich, ich sollte meines bald, in
zwei Wochen oder so, erreichen. Wir werden sehen. Soulja sagt, dass er
einfach nicht ins Level II will. Ich kann seine Gefühle verstehen. Er
hat sich mit den Besten von ihnen angelegt. Er hat sich dafür
entschieden, ein Symbol für die Rebellion zu bleiben. Er steht dazu und
man kann es nur respektieren.
Stell Euch vor, sie haben die Food Loafs noch einmal kleiner gemacht.
Sie haben die Größe schon einmal zuvor reduziert. Es ist so kleinlich,
dass sie nicht wollen, dass wir satt werden.
Schaut so aus, als ob ich anfangen sollte, mein Unzensuriert nur noch
einmal im Monat herauszubringen. Auf diese Art würdet Ihr immer noch
Updates bekommen. Es geschieht einfach zu wenig. Das ist traurig, doch
so ist es. Doch da ist nichts, was ich tun kann, um es zu beleben.
Wir haben noch nichts über den neuen Direktor gehört. Soweit ich weiß,
hat er aber nichts mit den neuen Regeländerungen zu tun. Wir warten
also, um zu erfahren, woran wir bei ihm sind. Ich werde es Euch wissen
lassen.
Das Essen stinkt noch immer. Sie werfen einfach einige Dinge in einen
Kochtopf, kochen es ein paar Stunden und nennen es dann Hühnerragout,
Rindfleisch mit Nudeln oder mein Liebling, Salisbury Steak. Es ist ein
Fleischball von der Größe eines Tischtennisballes. Kleinlich, wirklich.
8. Juni
Ich habe die letzten Wochen all die Demonstranten vermisst. Ich freue
mich wirklich schon, Euch am 19. Mai wieder zu sehen. Vielleicht bin ich
dann schon im Level II. Mehr Besuche – Yahoo.
9. Juni
Ich habe heute gehört, dass Level III jetzt Hygieneartikel wie Seife und
Shampoo, Zahnpasta und Deodorant kaufen kann. Yahoooo. Jetzt muss ich
mich an den schwitzenden Tagen in dieser heißen Box namens Zelle nicht
mehr selber riechen. Noch ist es ja auch gar nicht so schlimm.
Ich werde meine Hoffnungen nicht zu hoch hinaufschrauben. Wir alle
wissen, wie Gerüchte sind.
10. Juni
Nun Freunde, das Essen hat sich noch mehr verschlimmert. Ich weiß, dass
es weinerlich und jämmerlich klingt, wenn man an all die Menschen denkt,
die in dieser Welt hungern. Ich sollte dankbar sein für das was ich
habe. Es ist ja auch nicht nur das Essen selber das Problem, sondern
dieser Doppelstandard. Wir müssen jeder noch so unwichtigen Regel
folgen, doch die texanische Gefängnisverwaltung kann nicht einmal den
Mindeststandards bei der Verköstigung folgen, wie sie vom Staat
vorgeschrieben wurden. Auf keinen Fall erfüllen sie diese Anforderungen,
auf keinen Fall. Ich kann mich daran erinnern, wie im Ellis Unit die
Speisen ausgeteilt wurden. Wenn etwas über geblieben war, ließen die
Wärter die Arbeiter es aufteilen. Hier geht es in den Müll. Ich wette,
dass die texanische Gefängnisverwaltung Millionen von Dollar
verschwendet, wenn soviel nicht angerührtes Essen in den Müll wandert.
Kleinlich!
12. Juni
Ein neuer Tag bringt gute Neuigkeiten. Das Gerücht hat sich als wahr
herausgestellt. Level III Gefangene können jetzt die wichtigsten
Hygieneartikel wie Seife (5 Hotel-große Stücke alle zwei Wochen), 1
Shampoo, 1 Zahnbürste, 1 Zahnpasta, 1 Kamm und ein Deodorant kaufen.
Danke Ihr Mächtigen, ehrlichen Dank.
Ich weiß nicht, ob es an unserem kombinierten Protest lag, dass sie das
getan haben, oder nicht, doch eigentlich macht das keinen Unterschied.
Es ist ein Glück für die Männer hier im Level III und für die, die in
der Zukunft hier sein werden. Noch einmal, vielen Dank!
Ich habe heute Nacht einen Brief meiner Freundin erhalten und sie schlug
vor, dass ich ein wenig über Ellis erzähle, damit jeder sehen kann, wie
verschieden es ist. Noch einmal: Ich freue mich immer über Fragen oder
Ideen, was ich hier schreiben kann.
Was ich am meisten an Ellis vermisse ist zwar gegen die Regeln gewesen,
doch seit 15 Jahren ist es meine Lieblingsbeschäftigung. Ich spreche vom
Tätowieren. Natürlich war es wegen der Möglichkeit der Übertragung von
Krankheiten verboten.
Seit ich im Todestrakt bin, habe ich 56 Menschen tätowiert. Für diese
Umgebung ist das eine Menge. Auf diese Art habe ich 1997 meinen besten
Freund Chitown kennen gelernt. Wir teilten uns eine Zelle und begannen
mit seinem Shirt, doch es wurde niemals fertiggestellt. In der Zeit, in
der ich ihn tätowierte, fand ich meinen Platz in dieser chaotischen
Gesellschaft. Ich machte das Beste aus meiner Situation.
Außerdem vermisse ich das Basketball, Volleyball, Handball und sogar das
Domino und Scrabble spielen. An Feiertagen standen wir alle ganz früh
auf und führten Meisterschaften durch. Jeder gab einen Sechserpack Coca
Cola oder was auch immer und die Gewinner erhielten das dann. Jeder im
Flügel nahm an der einen Veranstaltung oder der anderen teil. Und es war
beinahe unglaublich, wie wenige Kämpfe es dort gab. Doch angeblich sind
wir ja die Schlechtesten der Schlechten. Wir wären gerne wieder draußen
und spielten Basketball und anderes GEMEINSAM.
23 Jahre lang konnte sich der texanische Todestrakt sozialisieren,
spielen oder einfach nur gemeinsam gehen und miteinander sprechen.
Warum, nach all der Zeit, war es notwenig, uns diesen wenigen Kontakt
wegzunehmen ? Es macht keinen Sinn, uns so isoliert zu halten, wie sie
es tun.
Ich bekam meine Beschwerde bezüglich des Kaffees zurück:
http://www.deathrow.at/polunsky/news/coffee.jpg
http://www.deathrow.at/polunsky/news/coffee1.jpg
ˇKeine Fehler gefunden„. Ich kann diesen Müll nicht begreifen, da es
keinen Zweifel daran gibt, dass diese Frau gelogen hat. ABSOLUT KEIN
ZWEIFEL. Doch das passt zur texanischen Gefängnisverwaltung. Schütze den
Arsch der Wärter um jeden Preis. Und ich, Paul Colella, sollte keine
faire Zelldurchsuchung erwarten, nicht nach all der Aufmerksamkeit, die
ich mit Unzensuriert erreicht habe. Das pisst mich an.
Ich werde versuchen, doch weiterhin wöchentlich mein Unzensuriert zu
schreiben. Ich habe einige aufmunternde Briefe und Emails erhalten und
meine Familie und meine Freunde sagen mir, dass es gebraucht wird, also
werde ich es weiterhin versuchen.
Ich bringe dieses hier jetzt erst mal hinaus.
Im Kampf und der Solidarität
Paul Colella
# 999045
Polunsky Unit
3872 FM 350 South
Livingston, Texas 77351
USA
paul@deathrow.at
http://www.deathrow.at/paul
ZUSAMMENFASSUNG DER NEUEN REGELN – Juli 2002
Der durch den Gefangenen erzwungene Kontakt einer Person, die kein
Gefangener ist, mit seinem Blut, Sperma, Urin, Kot oder dem Blut,
Sperma, Urin, Kot einer anderen Person wird als Angriff angesehen.
Sexuelle Handlungen (Taten oder verbaler Natur) eines Gefangenen
gegenüber eines Angestellten werden dann als ¨Angriff angesehen, wenn
der Angestellte sich angegriffen fühlt.
Die Mitgliederrekrutierung für Gruppen, die für kriminelle oder
unerlaubte Aktivitäten bekannt ist, wird als Angriff gesehen.
Die Weitergabe von Gegenständen, vor allem Geld, auf direktem oder
indirektem Weg, wird schärfer bestraft. Gefangene müssen durch die
Rechnung des Gefängnisses beweisen, dass sie selbst die in ihrem Besitz
befindlichen Waren gekauft haben.
Die Regeln bezüglich der Haartracht wurden verändert auf ˇVerweigerung
der Rasur und/oder Tragen einer extremen Frisur. Was eine solche
ausmacht, wurde nicht genau festgelegt.
Die Gefangenen können schon dafür bestraft werden, dass sie ˇversuchen„
eine ˇunautorisierte Beziehung„ zu einem Angestellten des Gefängnisses
zu entwickeln.
Regel 37 besagt, dass es nicht erlaubt ist, GESCHENKE VON EINER ANDEREN
PERSON ZUM WOHLE DES GEFANGENEN zu erhalten.
Vulgäre Sprache gegenüber einer Person, die kein Gefangener ist, wird
bestraft.
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-top-


Redaktionsschluss: 23. Juni 2002, 22:00 Uhr
Diese Ausgabe hat Edgar Ernstbrunner <hx65@dial.pipex.com>
zusammengestellt



Fehler möge frau/man mir nachsehen!