Montag, 01.07.2002

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IN EIGENER SACHE
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Der Sommer ist da - der MUND braucht wieder Aushilfsreds!

Im Augenblick sind folgende Termine zu vergeben (jeweils Datum der
Zusammenstellung):
Di 2.7., So 7.7., So 21.7. (dabei bleibt's sicher nicht...)

Für die Zusammenstellung gibt es einen virtuellen Leitfaden für
EinsteigerInnen und Rat und Tat von der Redaktionsliste.

Besonders freuen würden wir uns über EinsteigerInnen aus dem feministischen
und/oder migrantischen Bereich.

In der Hoffnung, daß mit Eurer Hilfe der MUND auch im dritten Jahr wieder
täglich (fast) ohne Pause erscheinen kann

die red
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01 Unzensuriert aus den Todestrakt
von: Sabine Hauer <no.conditions@teleweb.at>
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SOLIDARITÄT WELTWEIT
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02 Übersicht über weltweite noborder-Aktivitäten 2002
von: www.no.racism.net <illegalisiert@t0.or.at>
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DISKUSSION
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03 Betreff: MUND Beitrag 20 /29.06.2002
von: Baghajati <baghajati@surfeu.at>
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REDAKTIONELLES:

Für diese Ausgabe nicht aufgenommen:
Spams
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Wie der MUND entsteht ....

Schickt uns bitte eure Nachrichten, Meldungen und Ideen.
E-Mail-Adresse der Redaktion:

widerstand@no-racism.net

Im MUND findet Ihr eine Rubrik, die eine Konsequenz aus der redaktionsinternen Debatte um die Notwendigkeit, sexistische, antisemitische und rassistische Beiträge nicht zu veröffentlichen, einerseits, die Problematik von Zensur andererseits versucht: unter "B) Eingelangt, aber nicht aufgenommen" wird - in anonymisierter Form - auf angehaltene Beiträge hingewiesen und eine kurze Begründung der/des Tagesredaktuers für die Nichtaufnahme geliefert. Die AbsenderInnen werden hiervon informiert.
Ihr könnt Euch die Beiträge extra schicken lassen:
Mail an widerstand@no-racism.net genügt.

 




Quelle: www.popo.at


Und für nächsten Donnerstag:
Das Rechtshilfe-Manual
...und was mache ich eigentlich gegen rassisten?
online-diskussion

Editorial
Für den Inhalt verantwortlich: Ihr.
Die Beiträge werden von verschiedenen Redaktionsteams zusammengestellt.

Bitte weitersagen:
Für Personen ohne Internetzugang gibt es aktuelle Terminankündigungen
unter der Rufnummer 589 30 22 12 (Demoforum)
 

 



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01 Unzensuriert aus dem Todestrakt
von: Sabine Hauer <<mailto:no.conditions@teleweb.at>no.conditions@teleweb.at>
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UNZENSURIERT AUS DEM TODESTRAKT VON TEXAS 23

By Paul Colella
13. - 20. Juni 2002

Ich rege mich schon wieder furchtbar auf. Ich möchte eine Nachricht mit
Euch teilen, die Mike C., der Mann, den ich schon einmal erwähnt habe,
einer Freundin geschickt hat.

"Ich habe bemerkt wie sich alle um Napoleon Beazley gekümmert haben,
doch heute Nacht richtet Texas einen anderen Mann hin und da ist nicht
der geringste Aufstand gegen seinen Tod. Auch er war ein Mörder und wird
in Huntsville sterben. Ich verstehe es nicht. Er wird getötet und
niemand wird versuchen es aufzuhalten. Selbst unter den
Todesstrafengegnern.
Manchmal frage ich mich, auf welcher Seite ich stehe.
Gruß Mike."

Da wundert sich also ein Unterstützer der Todesstrafe darüber, warum
niemand etwas gegen die Hinrichtung von Stanley Baker gemacht hat und
wisst Ihr was? Er hat absolut recht. Ich habe gehört, dass da ein paar
Leute waren, aber wo waren all die sogenannten Gegner der Todesstrafe?
Warum kann niemand etwas für die Nächte der Hinrichtungen organisieren?

Versteht mich nicht falsch. Ich/wir sind dankbar für alles was Ihr
macht. Es geht nur darum, dass die Familien dieser Männer das
Freudengeschrei über die Hinrichtungen hören und wenn ihre Angehörigen
hingerichtet werden, ist da draußen nicht ein Demonstrant.

Das muss sich schnell ändern. Ich bin mir sicher, dass da viele Leute
wie Mike sind, die dasselbe sehen und sich fragen, warum sie sich um den
Kerl sorgen sollten, wenn es nicht einmal die Todesstrafengegner tun.
Wir können das nicht zulassen, oder es wird niemals aufhören. DAS KÖNNEN
WIR NICHT ZULASSEN. Wir müssen etwas ändern.

14. Juni
Ein weiterer schöner Tag. Es gab keinen Regen der die Blumen wachsen
lassen hätte und scheinbar ist es selbst für die Vögel zu heiß. Ich habe
nicht einmal die üblichen kleinen Spatzen gesehen.

Ich weiß nicht, warum ich nicht schon vorher darüber geschrieben habe,
obwohl ich es seit Jahren beobachte. Die Gefängnisverwaltung entführt
Männer und bringt sie ins Jester 4, in dem sich eine psychiatrische
Abteilung befindet. Sie bringen sie dorthin, injizieren ihnen
bewusstseinsbeeinflussende Drogen und binden sie mit einer vierfachen
Fesselung an einen Tisch. Ich kann nicht behaupten, dass ich das selbst
beobachtet oder am eigenen Leib erfahren hätte, doch ich habe die
Geschichten der Männer gehört, die dort waren.

Das letzte Opfer war Gomez. Gomez ist ein gewohnheitsmäßiger
Masturbierer. Er tut es die ganze Zeit und zeigt es gerne den männlichen
und weiblichen Wärtern und selbst den anderen Gefangenen. Irgendwas ist
mit seinem Geist auch nicht in Ordnung. Er wurde vor ungefähr vier
Monaten nach Jester 4 gebracht, als sie ihn mit einem Trick aus der
Zelle lockten, indem sie ihm sagten, dass sein Anwalt da wäre. Nun,
heute war er nicht so blöd und verweigerte den "Besuch". Also stellten
sie ein Team zusammen. Die Wärter Chavis, Brown, Michaels und den Rest
kannte ich nicht. Sie holten ihn aus der Zelle und zwangen ihn, nach
Jester 4 zu fahren.

Ich habe beobachtet wie Männer in einem Zombie-Zustand zurückgekommen
sind, zusammengeschlagen mit blauen Augen und dicken Lippen. Es ist
wirklich schlimm, dass der Staat so etwas tun darf. Sie nennen das
Behandlung. Ja klar, schneid mir den Finger ab, wenn ich eine Warze
habe. Das wäre dasselbe.

Gomez ist für niemanden eine Gefahr. Er spielt halt gerne an sich herum.

Die Wärter hassen ihn alle. Sie reagieren, als ob er sie verletzen
würde, einer von ihnen wollte seinen Intimbereich einst mit der Art von
Stahlstange schlagen, die dazu benutzt wird, die Futterschlitze zu öffnen.

Ich habe gehört, dass es für die texanische Gefängnisverwaltung legal
wäre, diese Männer zu entführen. Aber warum ? Es heißt doch, dass man
uns nicht rehabilitieren kann. Warum jemanden heilen, denn man sowieso
umbringt ?

Genauso war es als David Herman sich die Kehle durchschnitt und David
Long eine Überdosis Pillen nahm. Diese Leute brachten sie schleunigst
ins Spital, heilten sie und dann eilten sie mit ihnen zur
Hinrichtungsliege und ermordeten sie. Macht das Sinn für Euch ? Für mich
nicht. Es erinnert mich mehr und mehr an Konzentrationslager. Sind die
Männer, die man nach Jester 4 bringt, nur Versuchskaninchen für Tests ?
"Lasst uns diese Droge in ihn hineinschießen und schaun wir mal, was
geschieht." Ich weiß, dass sich die meisten nach der ersten Fahrt
dorthin weigern, noch einmal hinzufahren, also wette ich, dass da
irgendetwas total faul ist.

Der Wechsel bei den Wärtern ist groß, wir bekommen jede Menge Anfänger
hierher und sie kommen hier rein wie Idioten, die alles aufwühlen. Was
ist mit der alten Regel geschehen, dass man schlafende Hunde nicht
wecken soll ? Diese Neuen wirken wie ferngesteuert. Ich verstehe es
einfach nicht.

15. Juni
Heute beobachtete ich, wie Wärter meinem Nachbarn das Essen verweigert
haben. Ich kenne nicht all ihre Namen, aber einer von ihnen war
Washington. Ich mag meinen Nachbar Victor nicht besonders, aber es ist
trotzdem falsch, ihn so zu behandeln. Das alles nur, weil er an sich
herumgespielt hat. Victor hat in den letzten Jahren seinen Verstand
verloren. Vor einiger Zeit machte auch er die Fahrt nach Jester 4.
Damals wollte er sich mit seiner Decke aufhängen.

Egal, dies war das vierte oder fünfte Mal, dass ich beobachtet habe, wie
verschiedene Wärter ihm seine Nahrung verweigert haben. Er schaut
inzwischen wie ein Skelett aus. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie
hungrig er sein muss. Wir kriegen schon so nicht genug zu essen.

In diesem letzten Monat hat das Essen entgültig wieder den niederen
Standard erreicht, den es zuvor hatte. Soulja ist inzwischen soweit,
dass er sofort sein Tablett blockiert, wenn er aus dem Food Loaf
entlassen wird. Er sagt, dass er wieder etwas Gewicht zugelegt hat, auch
wenn sie die Food Loafs beinahe halbiert haben.

Ich kann mich erinnern, als sie im Ellis mit den Food Loafs angefangenen
haben. Sie waren grauslich, grauslich, grauslich. Was sie taten war,
dass sie alles von einem Tablett in eine Pfanne waren, es in Maismehl
wälzen und dann 15 bis 20 Minuten lang backten. Am schlimmsten war es,
wenn wir diesen Fleischersatz hatten. Würg!

DOCH im Ellis ließen sie uns die Einkaufmöglichkeit und ein Food Loaf
dauerte nicht immer sieben Tage an. Manchmal bekam man ihn auch nur zwei
oder vier Tage lang. Und es gab immer wieder einen Wärter, der einem
etwas Essen zusteckte.

Ich denke manchmal über die Jahre im Ellis nach und darüber, wie wir uns
über dieses und jenes beschwert haben. Beinahe schäme ich mich heute
über diese Beschwerden.

Chitown hat mir gerade zugerufen, an den Himmel zu schauen. Ich tat es
und wurde mit einem der allerschönsten Sonnenuntergänge belohnt. Ich
schaute nur und schaute. Das Rosa und Lila war wunderbar, dann wurde es
beinahe Rot. Absolut schön!

Das wird eines der wenigen Dinge sein, die ich vermissen werde, wenn ich
ins Level II komme, die Sonnenuntergänge. Doch im Level II hat man dann
die Sonnenaufgänge und auch die können einem den Atem nehmen.

16. Juni
Sonntag. Sonntage sind am schlimmsten. Keine Post, auf die man sich
freuen kann, keine Bewegung wie Ausflüge zur Krankenabteilung, Besuche
oder das Gericht, nichts geschieht an Sonntagen.

Sie haben uns am Morgen keinen Kaffee gegeben und der Saft war nichts
als farbiges Wasser. Irgendjemand steckt sich da wohl Geld in seine
eigene Tasche.

Wir haben drei Neue im Level III. Einer, den alle Dirty Harry nennen,
einer namens Joe Joe und einer mit dem Namen Sapo, was im Spanischen
Frosch heißt. Ich lernte ihn kennen, als er gerade in den Todestrakt
gekommen ist, kurz bevor wir Ellis verließen. Das war, bevor man ihn
Sapo nannte. Er bekam seinen Namen, nachdem er im Ellis schlimme
Probleme mit seinem Magen bekam. Er spuckte Blut, konnte nichts essen
und letztendlich wurde es so schlimm, dass er ins Spital musste. Dort im
Spital legte man ihm eine Sonde in den Magen und verletzte damit seinen
Kehlkopf. Er klingt jetzt komisch und deshalb nennen ihn alle Frosch.

Das John Sealy Spital in Galveston ist es, wo man uns bei ernsthaften
gesundheitlichen Problemen hinbringt. Es ist auch ein Trainingsspital
und zu 90 % arbeiten Ärzte und Krankenschwestern in der Ausbildung an
uns. Ich schätze, dass das der texanischen Gefängnisverwaltung Geld
sparen hilft. Es ist scheinbar nur ein weiteres Experiment. Ich würde
mir von denen nicht einmal eine Grippeimpfung geben lassen oder mich
auch nur untersuchen. Ich weiß ja nicht, was die meinem System
injizieren. Die werden mit mir keine Experimente durchführen. Hölle, ich
versuche eine Diagnose für die Probleme zu bekommen, die ich habe, doch
bis jetzt nada. Ich war bisher viermal beim Arzt. Hoffentlich werden sie
bald feststellen, was bei mir nicht stimmt.

17. Juni
Ein weiterer Tag wie jeder andere Tag. Doch, etwas war anders, ich habe
mein Level II erreicht (smile). Es bewegt sich doch etwas. Sie haben
mich in Brians Nähe verlegt, der noch immer im Level II ist und ich
bekam von ihm Informationen aus erster Hand über die Prozeduren rund um
die Hinrichtung, die ich Euch morgen erzählen werde, damit Ihr wisst,
was da so abgeht.

Ich weiß noch gar nichts über die Situation hier. Gebt mir ein paar Tage
um die Atmosphäre zu testen und festzustellen wo wer ist, dann werde ich
Euch mehr über das Leben im Level II erzählen können.

Das einzige was ich jetzt schon sagen kann ist, dass sich hier in der
Sektion A auch einige Nicht-Todes-Sträflinge befinden, also scheinen die
Aussagen, dass die Abteilung bereinigt wird, nicht wahr zu sein. Okay,
mehr darüber morgen.

18. Juni
Hallo, wie geht's Euch so ? Ich hoffe, Ihr seid noch da. Wie ich Euch
gestern versprochen habe, werde ich hier die Prozeduren erklären, die
ein Mann durchzumachen hat, wenn er einen Hinrichtungstermin hat. Ich
hoffe, es wird Euch helfen, einiges besser zu verstehen.

Wenn das Gericht einen Termin ansetzt, ist er normalerweise (in 90 % der
Fälle) 30 Tage später, manchmal auch 60 oder 90 Tage später.

Wenn die Verwaltung von einem Termin verständigt wird, wird der
Gefangene in die Sektion F des A Pods verlegt, in dem sich nur Männer
mit Hinrichtungsterminen befinden. Dort werden sie genau beobachtet.

14 Tage vor dem Termin des geplanten Mordes holen sie den Gefangenen für
sein Todesinterview heraus. Während des Interviews fragen sie folgendes:
Wer wird sich um deine Leiche kümmern ?
Was geschieht mit deinem Besitz ?
Was wirst du mit dem Geld auf deinem Konto tun ?
Was ist deine Kleidergröße ?
Was möchtest du als letzte Mahlzeit ?
Wer wird bei deiner Hinrichtung als Zeuge anwesend sein ?
Wen möchtest du auf deiner Besucherliste haben ?
Wer wird dein geistiger Beistand sein ?

Zwei Tage vor dem Termin darf der Gefangene einen letzten Einkauf machen
und soviel Geld von seinem Konto ausgeben wie er möchte. Er darf auch
mit jedem, der sich auf seiner Liste befindet, einen ganztätigen Besuch
machen. Alle zehn Personen dürfen kommen, immer zwei auf einmal.

Den Tag des Termins darf der Gefangene bis 12:00 Uhr mit seiner Familie
verbringen. Dann müssen sie entgültig Abschied nehmen. Er wird vom
Besucherraum in einen kleinen Käfig gebracht, muß sich ausziehen und man
nimmt all seine Kleider mit. Er bekommt einen sauberen Overall, Schuhe,
Socken und Boxershorts. Dann wird er zum Röntgtenstuhl gebracht (von dem
Wärter einmal Johnny Paul Penry gegenüber behauptet haben, dass es der
Elektrische Stuhl wäre, womit sie ihn so sehr erschreckten, dass er sich
angepisst hat). Dann wird er in Ketten gelegt, zu dem Van mit den
dunklen Scheiben gebracht und nach Huntsville gefahren. Dort wird er in
einer Zelle untergebracht, die denen aus Ellis sehr ähnlich sind. In der
Zelle ist ein Bett und eine Toiletten-Waschtisch-Kombination. Es wird
ihm Nahrung angeboten, die Benutzung des Telefons und ein Seelsorger
kommt und spricht ein wenig mit ihm. Der Direktor kommt und erklärt was
geschehen wird und fragt, ob der Gefangene schon weiß, was er als letzte
Worte sagen wird.

Brian sagte, dass es ihm erlaubt war, überall in den USA anzurufen, doch
keine Überseegespräche. Er sagte, dass ihn die Wärter die ganze Zeit
beobachtet hätten, doch dass man ihm sobald er angekommen war, die
Ketten abgenommen hat, was gut tat.

Um 16:00 Uhr wird die letzte Mahlzeit gebracht (Um diese Zeit erhielt
Brian seinen Hinrichtungsaufschub). Er beendete die Mahlzeit und man
brachte ihn zurück ins Polunsky.

Ohne Aufschub wäre noch das folgende geschehen: Nach der letzten
Mahlzeit hätte er noch einmal duschen dürfen und hätte mit dem geistigen
Beistand oder den Wärtern reden dürfen. Um dreiviertel sechs bereitet
sich das Hinrichtungsteam darauf vor, einen zur Bahre zu bringen (Ich
weiß nicht, ob der Gefangene dabei in Handschellen und Ketten ist).

Er wird auf die Bahre geschnallt und bekommt einen Katheter in jeden
Arm. Dann öffnet sich der Vorhang für die Zeugen. Der Gefangene wird
nach seinen letzten Worten gefragt. Dann wird er ermordet.

Was ich gerade beschrieben habe, ist mehr als 200 Mal geschehen seit ich
im Todestrakt bin. Jedes Mal wird ein menschliches Leben ausgelöscht,
wenn es keinen Hinrichtungsaufschub gibt. Ein Mann oder eine Frau, die
Familie und Freunde hat, wie auch das Opfer, wegen dem die Hinrichtung
stattfindet, eine Mutter, einen Vater, Brüder und Schwestern, die
tagelang weinen werden, wochenlang, jahrelang. Wir sind keine Tiere ohne
Gefühle und Emotionen. Wir haben Gefühle, Hoffnungen und Träume.

Lasst mich Euch von einem Mann hier erzählen. Troy Kunkle ist seit 18
Jahren im Todestrakt. Er wurde als 17-jähriger wegen Raubmordes
verurteilt. Es wurde behauptet, er wäre nicht zu rehabilitieren. Einige
Jahre später war er in einem Außenkäfig bei der Erholung, als ein
anderer Gefangener den Zaun durchschnitt, in Troys Käfig ging und auf
ihn einstach, wodurch ein Lungenflügel von Troy kollabierte. Troy
schaffte es, den Typen von sich herunter zu bekommen und ihm das Messer
wegzunehmen. Es endete damit, dass er auf dem Brustkorb des Typen saß
und ihn mit angehaltenem Messer ruhig hielt. Doch dann ging er von dem
Typen runter, gab dem Wärter, der nur dabei gestanden und zugesehen
hatte, das Messer, ließ sich die Handschellen anlegen, machte drei
Schritte und brach zusammen.

Er hätte das Recht gehabt, den Typen zu erstechen, doch er hat es nicht
getan. Warum ? Das war nicht die Handlung eines Mörders. Ein Mörder
hätte es durchgezogen. Troy sollte nicht im Todestrakt sein und aus.

Eine "Hinrichtung" ist ein geplanter Mord, nichts mehr als ein weiterer
Teil im Kreislauf der Morde. Hätte die Familie das Recht den Henker
hinzurichten ? Wo soll es enden ?

19. Juni
Ich möchte nicht zu sehr über meine Enttäuschung reden, als ich heute
aus meinem Fenster sah und bemerkte, wie wenig Leute beim heutigen
Protest waren.

Heute zelebrierten die Texaner Juneteenth, an dem gefeiert wird, dass
Lincoln die Sklaverei abgeschafft hat oder etwas dieser Art. Ich habe
einige Leute gefragt und verschiedene Antworten bekommen. Kann mir
irgendjemand mit seinem Wissen dazu helfen ?

Egal, in meinen letzten zehn Jahren im texanischen Gefängnissystem war
das Tablett voller Essen, zwei Sorten Fleisch, Pfefferoni, Zwiebel und
Beilagen. Die heutige Mahlzeit bestand aus einem Stück gebackenes Huhn,
über das BBQ Sauce geschüttet war, zwei Biskuits, Bohnen und Mais und
Kartoffelsalat. Das war es auch schon. Das Huhn war nicht zu essen. Ich
habe es die Toilette runtergespült. Furchtbares Essen.

Ich wurde darum gebeten, meinen Fall upzudaten. Nun, es gibt nichts
Neues. Das Letzte das ich hörte war, dass wir jetzt vor den
Bundesgerichten sind. Also können wir nur warten was kommt. Ich werde es
Euch wissen lassen, wenn irgendetwas geschieht. Jeder, der sich für
meinen Fall interessiert, kann Sabine kontaktieren. Sonst gibt es nicht
mehr für jeden, als von mir zu erzählen. Ich hätte so gerne einige
Berühmtheiten auf meiner Seite. Ich habe einen starken Fall von Unschuld
und Beweise dafür, doch es sieht so aus, als ob ich keine Öffentlichkeit
bekommen könnte. Doch die möchte ich gerne erreichen, da ich denke, dass
es mir helfen wird, wenn die Öffentlichkeit von mir erfährt. Wir werden
sehen, was geschieht.

Mein neuer Nachbar, D-Loc, hat heute Nacht seine Zelle geflutet, da das
Licht in seiner Zelle kaputt ist und sich nicht abdrehen lässt. Das ging
bereits eine ganze Woche so. Er hat es den Wärtern und ihren
Vorgesetzten erzählt, doch das hat nichts geholfen.

20. Juni
Ich habe eine Bitte an Euch alle. Es ist ganz einfach. Nehmt ALLE meine
Unzensuriert-Artikel und meine anderen Artikel (
http://www.deathrow.at/paul ) und sendet sie an JEDEN in Eurer
Adressenliste, Freunde, Familie, Arbeitskollegen, an jeden. Es ist
notwendig, dass soviel Menschen als möglich erfahren was los ist und ich
halte das für eine gute Idee (die von jemand anderem stammt).

Schaut so aus, als ob sie den Level II voll bekommen möchten. Heute
brachten sie wieder drei Leute. Einer erreichte sein Level I.

Gestern ging Soulja wieder den harten Weg mit Tränengas und Team. Es ist
schwer mit ihnen zu kommunizieren, also weiß ich im Moment nicht, warum
er es tat.

Ich hatte heute einen weiteren großartigen Besuch von Mom und Dad. Es
waren nicht viele Leute da draußen.

Wir fanden heraus, dass die Gerichte heute entschieden haben, dass der
Staat keine geistig zurückgebliebenen Menschen hinrichten darf, was
definitiv ein Schritt in die richtige Richtung ist.

Ich lasse Euch diese Woche mit einem Zitat von Thomas Jefferson aus dem
Jahr 1784 zurück:
"Die Durchführung der Gesetze ist wichtiger als sie zu machen."
Lasst uns hoffen, dass die neue Entscheidung des Obersten Gerichtes
darauf zutrifft.

Im Kampf und im Verlust

Paul Colella
# 999045
Polunsky Unit
3872 FM 350 South
Livingston, Texas 77351
USA
<mailto:paul@deathrow.at>paul@deathrow.at
http://www.deathrow.at/paul

Mark Stroman - Texas Todestrakt - sucht einen Brieffreund. Er ist noch
ziemlich neu im Todestrakt und hat derzeit niemanden:
Mark Stroman
# 999409
Polunsky Unit
3872 FM 350 South
Livingston, Texas 77351
USA

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SOLIDARITÄT WELTWEIT
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02 Übersicht über weltweite noborder-Aktivitäten 2002
von: www.no.racism.net <<mailto:illegalisiert@t0.or.at>illegalisiert@t0.or.at>
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Ein kurzer Überblick über Grenzcamps und andere Aktionen

27.03.-02.04.2002 "festival of freedoms" in Woomera, Australia

14.-21.06.2002 Border Rescue / Kunstintervention an der Grenze CZ/A

3.-31.07.2002 Refugee Freedom Bus Tour in Australien

05.07.-10.07.2002 noborder-Camp in Wizajny (Polen) nahe der Grenzen zu Litauen
und Russland (Kaliningrad)

9.-14.07.2002 noborderZONE in Mostar (Bosnien-Herzegowina)

12.07.-19.07.2002 no one is illegal-Camp in Jena (Deutschland)

19.07.-28.07.2002 noborder-Camp in Strasbourg

19.07.-28.07.2002 noborderZONE in Strasbourg

22.07.-29.07.2002 noborder-Camp in Slovenien (nahe Lendava)

03.08.-11.08.2002 cross-over-Summercamp nahe Cottbus (Deutschland)

05.08.-11.08.2002 noborder-Camp in Imatra, Finnland (Grenze zu Russland)

16.08.-18.08.2002 Borderhack 03 in Tijuana, México (US-Border)

16.08.-??.08.2002 Schill-Y-out-days in Hamburg (Deutschland)

17.08.-21.09.2002 Die Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen
zieht durch Deutschland

weitere Informationen und links:
http://www.no-racism.net/deportatiNO/gc_index.htm

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DISKUSSION
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03 Betrifft: MUND Beitrag 20/ 29.06.2002
von: Baghajati <<mailto:baghajati@surfeu.at>baghajati@surfeu.at>
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Betrifft: MUND 29.06.2002 / Beitrag Nr. 20

Sehr geehrter Herr Rusznak!

Sie schreiben folgendes im MUND: "Die Zustimmungen (und das waren auch nicht
gerade wenige) zu meiner Kritik und meiner Veröffentlichung sind alle, ohne
Ausnahme direkt an mich gesandt worden. Im
Großverteiler der "Initiative" ist seltsamerweise keine einzige erschienen."

Wir haben tatsächlich bisher keine einzige Zustimmung zu Ihren Schriften
bekommen. Daher können wir nichts weiterleiten, was wir gar nicht bekommen.

Die von Ihnen zitierten Passagen im MUND sind keine "Aussendungen der
Initiative", sondern lediglich weitergeleitete Beiträge, die uns mit der
ausdrücklichen Bitte um Veröffentlichung gesendet wurden. Genauso wurden
auch alle Ihre Beiträge im Sinne einer möglichst großen Transparenz
veröffentlicht. Die Weiterleitung von Beiträgen erfordert nicht wie Sie
meinen allzu großes
"Gehirnschmalz" und funktioniert bekanntermaßen per Mausklick. Tatsächlich
wäre eine intensive Beschäftigung mit dieser Angelegenheit ein unnötiger
Zeitaufwand.

Sollte jemandem (MUND-LeserInnen sind angesprochen) irgend etwas an Herrn
Rusznaks Aussagen plausibel
erscheinen, so bitten wir um Kontaktaufnahme. Jede Meldung wird ernst
genommen und beantwortet.

So viel zur Klärung.

Mit freundlichen Grüßen

Tarafa Baghajati
Initiative muslimischer ÖsterreicherInnen

-top-


Redaktionsschluss: 30. Juni 2002, 22:00 Uhr
Diese Ausgabe hat Gernot Pürer widerstand@no-racism.net
zusammengestellt



Fehler möge frau/man mir nachsehen!