Montag, 30.12.2002

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AKTIONEN UND ANKÜNDIGUNGEN
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01 ICA News Dezember 2002
von: <InstCultAutr@aol.com>
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02 Wiedereröffnung - Silvester
von: FZ - Bar Wien <fz-bar@wolfsmutter.com>
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MELDUNGEN UND KOMMENTARE
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03 Bericht zu F Typ - Gefängnissen
von: Cephe Info <cephe@gmx.at>
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04 Landschaften der Tat
von: Ljubomir Bratic <ljubomir@vienna.at>
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05 Unzensuriert aus dem Todestrakt
von: Sabine Hauer <no.conditions@teleweb.at>
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REDAKTIONELLES:

Für diese Ausgabe nicht aufgenommen:
Spams
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Wie der MUND entsteht ....

Schickt uns bitte eure Nachrichten, Meldungen und Ideen.
E-Mail-Adresse der Redaktion:

widerstand@no-racism.net

Im MUND findet Ihr eine Rubrik, die eine Konsequenz aus der redaktionsinternen Debatte um die Notwendigkeit, sexistische, antisemitische und rassistische Beiträge nicht zu veröffentlichen, einerseits, die Problematik von Zensur andererseits versucht: unter "B) Eingelangt, aber nicht aufgenommen" wird - in anonymisierter Form - auf angehaltene Beiträge hingewiesen und eine kurze Begründung der/des Tagesredaktuers für die Nichtaufnahme geliefert. Die AbsenderInnen werden hiervon informiert.
Ihr könnt Euch die Beiträge extra schicken lassen:
Mail an widerstand@no-racism.net genügt.

 




Quelle: www.popo.at


Und für nächsten Donnerstag:
Das Rechtshilfe-Manual
...und was mache ich eigentlich gegen rassisten?
online-diskussion

Editorial
Für den Inhalt verantwortlich: Ihr.
Die Beiträge werden von verschiedenen Redaktionsteams zusammengestellt.

Bitte weitersagen:
Für Personen ohne Internetzugang gibt es aktuelle Terminankündigungen
unter der Rufnummer 589 30 22 12 (Demoforum)
 


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AKTIONEN UND ANKÜNDIGUNGEN
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01 ICA News Dezember 2002
von: <InstCultAutr@aol.com>
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ICA-Newsletter Dezember 2002

ICA-Institut pour la Culture Autrichienne/Institut fuer oesterreichische
Kultur
Association loi 1901 - Nantes
bureau: R. Fleck - J. Le Rider - F. Kaltenbeck - P. Saliou
instcultautr@aol.com
autricheculture.org

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Inhalt:
1) Erste gemeinsame Veranstaltung zur Koordination des unabhaengigen
oesterreichbezogenen Initiativen in Frankreich
2) Kooperation ICA : Thomas Bernhard, « Minetti », Maison de la Culture de
Loire-Atlantique, Nantes, 6.-12. Jan. 2003
3) Aktualitaet oesterreichischer KuenstlerInnen in Frankreich
4) Polemik um das Buch von Daniel Lindenberg, « Zurueck zur Ordnung. Enquete
ueber die neuen Reaktionaeren »
5) Websites
6) Informationen, Stipendien


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1) Erste gemeinsame Veranstaltung zur Koordination des unabhaengigen
oesterreichbezogenen Initiativen in Frankreich. Ort : Espaces Marx, Paris,
5.12.2002, 19-22Uhr.

Einladende Initiativen, Vereinigungen und Personen :
* Elisabeth Gauthier, Oesterreicherin und Mitinitiatorin der Espaces Marx
(Teil der Anti-Globalisierungs-Bewegung), Mitglied des Zentralkomitees der
Kommunistischen Partei Frankreichs
* Michel Cullin, Mitbegruender des Republikanischen Clubs in Wien, ehem.
Direktor des Franzoesischen Kulturinstituts in Wien, derzeit
stellvertretender Generalsekretaer des Deutsch-Franzoesischen Jugendwerks
und Mitglied des Leitungssgremiums der Vertretung der Franzosen im Ausland
* Danny Leder, oesterreichischer Journalist in Paris, Initiator seit Juni
2002 der ersten Zusammenkuenfte der verschiedenen unabhaengigen
oesterreichbezogenen Initiativen in Frankreich
* Oesterreichisch-Franzoesische Gesellschaft fuer wissenschaftliche und
kulturelle Zusammenarbeit
* ICA

Im Hauptsaal des Gebaeudes im 13. Bezirk von Paris befindet sich ein
fantastisches Hinterglasbild (Leuchtkastern) von Fernand LEGER aus den
fruehen fuenfziger Jahren. Leger hat die Arbeit direkt fuer den
Diskussionsraum gestaltet.

Thema des Abends waren die Perspektiven nach dem oesterreichischen Wahlgang
vom 24. November.

In den letzten Jahrzehnten war in Frankreich selten einen solch praeziser
und konstruktiver Meinungsaustausch ueber Oesterreich zu hoeren. Neben den
Einladenden war etwa die Haelfte der oesterreichischen Persoenlichkeiten des
kulturellen und wissenschaftlichen Feldes in Frankreich anwesend. Als
Beispiel seien zitiert Heinz SCHWARZINGER, wichtiger Theatermann in
Frankreich und Organisator der Aktionstage in der Cartoucherie in
Vincennes, oder Dieter HORNIG, Spezialist und Uebersetzer fuer
deutschsprachige und oesterreichische Literatur. Daneben gibt es eine Reihe
juengerer KuenstlerInnen und WissenschafterInnen, die - z.T. im Kontext der
Get Aut-Initiative und z.T. im Kontext der von Felix Kreissler und Gerald
Stieg gegruendeten « Gesellschaft fuer kuenstlerische und wissenschaftliche
Zusammenarbeit - engagiert auftreten. Insgesamt hat sich im Verlauf des
Jahres 2002 eine unabhaengige, oesterreichbezogene Szenerie in Paris
ausgebildet, die es seit Jahrzehnten nicht mehr gab. Die durchstrukturierten
Initiativen sind institutionell unabhaengig und miteinander in staendiger
Kooperation.

Bei der Diskussion kamen drei Positionen zur Interpretation des Wahlausgangs
und seiner kultur- und parteipolitischen Auswirkungen zum Ausdruck.

Position 1 : Die Niederlage der Haider-FPOe das eine zentrale Ergebnis der
Wahl. Der Erfolg der OeVP und Wolfgang Schuessels ist demgegenueber
anekdotisch. Mittel- und langfristig aendert die Reduzierung der FPOe auf 10
Prozent die politische Situation in Oesterreich in einschneidender Weise.
Das zweite zentrale Ergebnis der Wahl ist die Bestaetigung des Heranwachsens
einer neuen, urbanistischen und aufgeschlossenen Mittelschicht, die fuer die
Gruenen aufgeschlossen ist und mittel- und langfristig eine Rot-Gruene
Mehrheit erbringen wird. Dies mit der zivilgesellschaftlichen Bewegung seit
Feb. 2000 einher. In diesem Zusammenhang ist festzustellen, dass die neue
kulturelle und zivilgesellschaftliche Bewegung, die im Februar 2000
ausbrach,mittlerweile bereits die Meinungsfuehrerschaft und dominante
Position im kulturellen Feld in Oesterreich errungen hat.

Position 2 : Der Wahlerfolg der OeVP unter Wolfgang Schuessel bildet die
unmittelbare Fortsetzung des Wahlergebnisses von 1999 und der
darauffolgenden Regierungsbildung von Schwarz-Blau. Seither ist die OeVP auf
eine neo- und ultraliberale Linie umgeschwenkt, die die christlichsozialen
und christdemokratischen Traditionen und Kraefte der alten OeVP (OeAAB,
etc.) ausklammert und den Abbau des Sozial- und Kulturstaats mit einer law
and order Politik verbindet, wie es auch in anderen neopopulistischen
Kontexten in Europa der Fall ist. Der Vorgang, der im Februar 2000 zur
spektakulaeren Regierungsbildung OeVP-FPOe fuehrte, ist nur eine Episode in
diesem Prozess, der laengst nicht beendet ist. Die entscheidene Aufgabe ist
die Enthaiderung der Geister und des Vokabulars. In dieser Hinsicht ist das
Wahlergebnis vom 24. November 2002 alles andere als ermutigend.

Position 3 : Sehr viele KuenstlerInnen und VermittlerInnen in Oesterreich
sind extrem enttaeuscht ueber den Wahlausgang. Die persoenliche
Niedergeschlagenheit ist ebenso stark wie zuvor die kurze, euphorische
Erwartung vom « Ende der Wende » seit der Aufkuendigung der schwarzblauen
Koalition. Zugleich sprechen viele Akteure der Kulturszene - auch solche,
die sich nie engagierten und keine politische Position kundtun - viel
offener und ausnahmsloser als noch vor wenigen Monaten eine kulturpolitische
Situation, die in den kleinen Details und im taeglichen Umgang unertraeglich
geworden ist (« Ansonsten weisst Du ja ohnedies, was jetzt bei uns los ist.
»). Dies ist in VP-regierten Staedten und Bundeslaendern offensichtlich
nicht viel anders ist als im FP-Bundesland. Zumindest voruebergehend,
scheinen allgemein die Perspektiven abhanden gekommen, wie man wieder aus
der Situation aussteigen kann, die im Feb. 2000 ausbrach. Dahingehend kann
es angebracht sein, sich auf einfache Beobachtungenzu konzentrieren: 1)
Jetzt ist der Ball im Feld der Politiker (bei einer Neuauflage der
schwarzblauen Koalition wissen diesmal die Verantwortlichen, was sie
erwartet und was sie gesellschaftspolitisch bedeutet). 2) Sind die Verneiner
der schwarzblauen Allianz vom Feb. 2000 mit der Talfahrt der FP zur
Laecherlichkeit verdammt ? Ist Schuessel der « Drachentoeter von Haider » ?
Wohl nicht.Demokratische und extreme Rechte halten weiterhin die Mehrheit im
Land. Schuessel kann auch als Nachfolger von Haider gesehen werden, wie
Franz Kaltenbeck geschrieben hat. 3) Das entscheidende Ereignis ist die
Ausbildung einer sehr unabhaengigen Szene der bildenden und darstellenden
Kunst und in der Wissenschaft seit Feb. 2000. Sie bedeutet den wesentlichen
neuen politischen und kulturpolitischen Faktor dieser ersten Haelfte des
Jahrzehnts.

Alle drei Positionen stimmten darin ueberein, dass die nunmehrigen
Regierungsverhandlungen rund um eine vordergruendig geschwaechte FPOe
keineswegs zu banalisieren oder leichter zu nehmen sind als die gleichen
Verhandlungen vor drei Jahren. Eine zweite Legislaturperiode mit einer
VP/FP-Koalition wuerde das Gedankengut des extremen Populismus, das seit
Februar 2000 ungehindert als Wahrheit verbreitet wurde, nachhaltig
legitimieren und das Land insgesamt auf lange Zeit in
mentalitaetsgeschichtlicher Hinsicht stark rechtsaussen verankern.

Espaces Marx, geleitet von Elisabeth Gauthier, www.Espaces-Marx.eu.org ,
Espaces_Marx@internatif.org

Naechste Veranstaltung in Paris :
« Oesterreich nach der Wahl - hat eine linke Politik noch Chancen ? » (mit
Bruno Aigner, Wien), org. Forum fuer sozialistische Politik, Ort : 10, rue
Solferino, 75007 Paris, Donnerstag, 9. Jaenner 2003, 19 h 30
Forum fuer sozialdemokratische Politik, c/o Christine Stromberger,
Christine.STROMBERGER@oecd.org

(Heinz SCHWARZINGER gestaltet Literarische Montage mit oesterr. Literatur im
Café Littéraire de La Maroquinerie, 23 rue Boyer Paris 20ème
Info 01 40 33 30 60)

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2) Kooperation ICA : Thomas Bernhard, « Minetti », Maison de la Culture de
Loire-Atlantique, Nantes, 6.-12. Jan. 2003

Von 6. bis 12. Jaenner ist in der Maison de la Culture de Loire-Atlantique «
Minetti » von Thomas Bernhard zu sehen. Regie : Claudia Stavisky. Darsteller
in der Titelrolle ist der legendaere Schauspieler Michel Bouquet.
Beginnzeiten taegl. 20 h 30, ausser Dienstag 20 h und Sonntag 15 h
Ort : Espace 44 - 84, rue du General Buat, Nantes
Informationen : Maison de la Culture de Loire-Atlantique, tel. 02 51 88 25
25, www.mcla.asso.fr
und Instcultautr@aol.com (ermaessigter Eintritt fuer Mitglieder)

Begleitprogramm :
Dienstag, 7. Jaenner : Vortrag « Realismus und Engagements. Die Beziehungen
zwischen literarischen Positionen und der bildenden Kunst », von Robert
Fleck, ERBAN-Ecole Regionale des Beaux-Arts de Nantes, 17 h 30, freier
Eintritt
Mittwoch, 8. Jaenner : Publikumsdiskussion mit der Regisseurin und den
Schauspielern, Nantes, Passage Pommeraye, 18 h, freier Eintritt


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3) Aktualitaet oesterreichischer KuenstlerInnen in Frankreich

Valie EXPORT hat von 10.9.-24.11.2003 eine Retrospektive im Centre National
de la Photographie in Paris. Koproduziert mit dem Centro Andaluz de Arte
Contemporaneo, Sevilla, und dem MAMCO - Musee d'art moderne et contemporain,
Genf.

Christoph HINTERHUBER hat ab 15. Jan. 2003 eine Einzelausstellung im Gefolge
seines artist-in-residence-Aufenthalts vom vergangenen Sommer (Kooperation
FRAC des Pays de la Loire-ICA), FRAC des Pays de la Loire, Carquefou
(Nantes). Christoph Hinterhuber gestaltet auch den Umschlag der
einflussreichen Kunstzeitschrift "02", Aprilausgabe, und haelt einen Vortrag
an der Ecole Regionale des Beaux-Arts de Nantes.

Elmar TRENKWALDER, Einzelausstellung, Galerie Bernard Jordan, Paris,
Nov./Dez. 02

Franz WEST, « Narcissus Table », ENSB-A Ecole Superieure des Beaux-Arts,
Chapelle des Petits-Augustins, Paris, und Galerie de/di/bY, 22 rue
Bonaparte, Paris, 8.-16.2.2003 (taegl. Ausser Montag 13-19)


Zu Bedauern ist die Schliessung des Musik- und Kunstschiffes BATOFAR auf der
Seine in Paris, zumindest in seiner bisherigen Form. Hier fand im April/Mai
2001 das hervorragende Festival « Batofar cherche Vienne » statt, von dem
eine CD existiert. Die Kuratorin fuer zeitgenoessische Kunst , Oulimata
Gueye, macht freiberuflich weiter : oulimatagueye@freesurf.fr
www.batofar.fr

Caroline SMULDERS, seit zehn Jahren Galeriedirektorin bei Thaddaeus ROPAC in
Paris, wechselt als Chefin fuer Kunst seit 1945 zu Christie's France.
csmulders@christie's.com

Abroad :
Markus HUEMER, Galerie Jacky Strenz, Berlin, 07/12/02-26/01/03
Anna JERMOLAEWA, Einzelausstellung Galerie Johann Koenig, Berlin,
10/12/02-11/01/03

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4) Polemik um das Buch von Daniel Lindenberg, « Zurueck zur Ordnung. Enquete
ueber die neuen Reaktionaeren »

Die franzoesische oeffentliche Debatte wird derzeit vom Streit um das Buch
von Daniel LINDENBERG, « « Le rappel a l'ordre. Enquete sur les nouveaux
reactionnaires » bestimmt (Paris, Verlag Le Seuil, November 2002).
Herausgeber ist Pierre ROSANVALLON, Historiker der Sozialsysteme,
Foucault-Schueler, Lehrstuhlinhaber am College de France und Initiator des
Reflexionszirkels « La Republique des idees ». Daniel LINDENBERG ist
Historiker der Ideen und der intellektuellen Bewegungen, lehrt an der
Universitaet Paris VIII (ex-Vincennes) und ist Mitherausgeber der
Zeitschrift « Esprit ».

Lindenberg beschreibt in « Zurueck zur Ordnung », wie rund um drei
Erfolgs-Schriftsteller der letzten Jahre - Michel HOUELLEBECQ, Maurice
DANTEC, Philippe MURAY - die Figur des offen bekennenden Reaktionaers wieder
hoffaehig und chick wurde. Rund um diese Autoren finden bislang tabuisierte
Themen wie Rassismus, Verherrlichung des autoritaeren Staats und
Veraechtlich-Machung von rationalem Gesprach, parlamentarischer Demokratie
und Rechtsstaat ploetzlich Eingang auch in die gemaessigten
neo-konservativen Diskurse und darueber hinaus in die Medienstars unter den
franzoesischen Schriftstellern und Intellektuellen. Gerade jene Historiker
und Philosophen, die seit den achtziger Jahren im Gefolge von Francois FURET
eine Neubewertung des klassischen und modernen Liberalismus betrieben (bei
Alexis de TOCQUEVILLE, Benjamin CONSTANT) greifen neuerdings die
neo-reaktionaeren Themen scheinbar harmlos verpackt auf. Insbesondere dieser
letzte Aspekt in Lindenbergs Darstellung bewirkte die Polemik. Einiges an
den Interpretationen Lindenbergs ist kritisierbar, aber das Buch hat die
heilsame Wirkung, dass die neorekationaeren Themen nicht mehr scheinbar
unschuldig gebraucht werden koennen und klar bezeichnet sind.

Zwei Aspekte klingen bei Lindenberg nur unterschwellig an.

Die meisten Autoren der « neuen Reaktion » sind auf die eine oder andere
Weise Schueler von Gilles DELEUZE oder Michel FOUCAULT. Das weist auf die
breite, weitgehend unterschaetzte neokonservative Nachfolge von Deleuze und
Foucault hin, die heute - aehnlich wie einst Hegel ueber die «
Rechtshegelianer » - bis in die extremsten neo-nazistischen Zirkel wirken.

Die neo-konservativen und neo-reaktionaeren Diskurse haben sich in
Frankreich zunaechst in der Kunstpublizistik ausgebildet - vom
Neoakademismus von Jean CLAIR bis zur Diffamierung der modernen und
zeitgenoessischen Kunst bei brutaleren, tabubrechenden Autoren. Insgesamt
ist heute die pauschale, neoakademische Verachtung der zeitgenoessischen
Kunst in der franzoesischen intellektuellen Debatte bestimmend. Selbst
Hauptzeugen der Postmoderne wie Jean BAUDRILLARD und Paul VIRILIO haben sich
in den letzten Jahren von diesem Amalgam verfuehren lassen.

R.F.

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5) Websites

www.mouvement.net (interdiszipliaere Kunstzeitschrift mit klaren politischen
Positionen)

www.mainsdoeuvres.org (interdisziplinaerer, selbstverwalteter Kunstort im
Pariser Vorort Saint-Ouen)

www.criticalsecret.com (interdisziplianaeres Kunst- und Wissenschaftsforum,
gegruendet 2000 vom Medienphilosophen Jenri-Pierre Jeudy)

www.newsreels.gaumont.com (Archiv der Wochenschau Gaumont 1910-1980, mit
allen Texten und neuerdings auch mit den Filmen - Zugang fuer Forscher und
Professionnelle)

www.eipcp.net (neue Version mit "Anticipating European Cultural Policies"
von Therese Kaufmann und Gerald Raunig)

www.republicart.net (neue Augabe des republicart web-journal : sabotage,
Texte von autonome a.f.r.i.k.a. gruppe, Brian Holmes (Paris), Ralf Homann,
Oliver Marchart, The Yes Men und Wanda Wieczorek)


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6) Informationen, Stipendien :

Bewerbung fuer die staedtischen Ateliers von Marseille
(Post-Graduate-Programm, geleitet von Thierry Ollat, einem der besten
juengeren franzoesischen Kuratoren. Einsendeschluss : 15.1.2003
Kontakt :
dgac-ateliers-artistes@mairie-marseille.fr

Post-Graduate-Programm an der ERBAN in Nantes :
http://multipoint.free.fr

Zeitgenoessische Fotografie in Frankreich (FotografInnen, Institutionen,
Schulen, Museen, Galerien, Festivals) :
Printversion : Christian Gattinoni : Les nouvelles images. La photographie
en France, Paris, AFAA (7, avenue Villiers, F-75007 Paris) 2002
(Gratispublikation)
Internet : www.afaa.asso.fr

CAMERA AUSTRIA International No. 80, December 2002: Heimo Zobernig (Wien),
Anri Sala (Paris), Walid Raad, AA Bronson ; www.camera-austria.at

Ausstellungen Paris:
http://aden.lemonde.fr

Ausstellungen, Stipendien, Kunsthochschulen in Frankreich
www.cnac.culture.gouv.fr

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GUTEN RUTSCH UND EIN GUTES 2003 !

ICA-Institut pour la Culture Autrichienne/Institut fuer oesterreichische
Kultur
Association loi 1901 - Nantes
bureau: R. Fleck - J. Le Rider - F. Kaltenbeck - P. Saliou
instcultautr@aol.com
autricheculture.org

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02 Wiedereröffnung - Silvester
von: FZ - Bar Wien <fz-bar@wolfsmutter.com>
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BETREFF: FZ-Bar Wiedereröffnung - Silvester 2003
Absender: fz-bar@wolfsmutter.com

Es ist soweit.
Nach einer Renovierungspause öffnet die FZ-Bar nun wieder ihre Türen.
Der Veranstaltungs- und Kommunikationsraum des autonomen
FrauenLesbenMädchenZentrum Wien ladet alle Frauen herzlich zu einem großen
Wiedereröffnungsfest und zu einem gemeinsamen frauenbewegten neuen Jahr ein.
Mit viel Idealismus und neuen Ideen wollen wir uns auf vergessene,
wiederentdeckte und neue Frauen/Lesbenwege begeben, uns gegenseitig fördern,
ermutigen, aus der Vergangenheit lernen und in die Zukunft blicken. Wir
machen weiter, wir fangen an!


SILVESTER 2002
DI. 31.12.2002, ab 20:00

:::::20:30 Holly May live in concert:::::

Dj-Line: Ain't she P.L. (dancefloor jazz)
djoint (house)
p.K.one (Ladyshave, techno)
Vina Yun (chillout)
:::Live Visuals by Clitoressa:::
Essen die ganze Nacht
OPEN END

Ukb: vor 22h 6.-/ ab 22h 8.-
Für Frauen!

FZ-Bar
Währinger Str. 59/6 - Eingang im Hof rechts !
1090 Wien
Infos: http://fz-bar.wolfsmutter.com


Der Barbetrieb beginnt wieder mit 9.1.2003
Öffnungszeiten: Do 18:00-1:00, Fr + Sa 19:00 - 2:00
Lounge - Billard - Ausstellung - Musik - Snacks - Zeitschriften

Nächste Spezial-Termine:
FR. 10.1. 19:00 Ausstellungseröffnung: Petra Paul - Vernissage & Lesung &
Konzert
FR. 17.1. 19:00 Filmvorführung mit anschl. Diskussion
SA. 18.1. 21:00 Zeitreise


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03 Bericht zu F Typ - Gefängnissen
von: Cephe Info <cephe@gmx.at>
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WIR FAHREN DAMIT FORT, DIE REALITÄT DER F-TYPEN OFFENZULEGEN:
WAS BISHER IM F-TYP-GEFÄNGNIS VON TEKIRDAG GESCHEHEN IST...

Ankunft im Tekirdag F-Typ-Gefängnis...
Im Zeitraum von knapp zwei Jahren, seitdem das Gefängnis des Types F in
Tekirdag eröffnet wurde, sahen sich die Gefangenen und Verurteilten oftmals
Angriffen, willkürlichen Handlungen und Zwängen ausgesetzt.
In den F-Typen beginnt die Folter, sobald man die Gefängnispforte
überschritten hat. Wie in den anderen F-Typen befindet sich auch der
Eingang ins F-Typ-Gefängnis von Tekirdag in dem, als Kellergeschoß
bezeichneten Sektor.
Hier muss ausnahmslos jeder durch und erhält seine "Willkommensprügel".
Die Gefangenen werden nach Überprüfung der Personalien, Abnahme der
Fingerabdrücke, der Registrierung, in Begleitung des Direktors in ein
Zimmer gebracht, wo sie mit dem Vorwand der Durchsuchung von einer großen
Gruppe von GefängniswärterInnen und Soldaten einer unwürdigen Prozedur
unterzogen werden. Hier will man sie splitternackt ausziehen.(das, obwohl
die Gefangenen auf dem Weg dorthin oftmals durchsucht werden). Der Vorwand
für einen Angriff steht somit bereit, da selbst der gewöhnlichste Mensch
sich gegen diese, die Würde verletzende Handlung wehrt.
Nach den mittlerweile berüchtigten Praktiken, wie Zwangsrasur von Haaren
und Bärten, Lage mit dem Kopf nach unten, Durchsuchung der Mundhöhle, wobei
die Lippen aufplatzen, in einigen Fällen Durchsuchung des Gesäßes,
Zerstreuung und Raub der Kleidungsstücke, Beschimpfungen, Beleidigungen,
Drohungen....wird zum Ausdruck gebracht, dass die F-Typen den anderen
Gefängnissen nicht gleichen, und man sich dementsprechend verhalten müsse.
Diese Prozedur müssen ausnahmslos alle über sich ergehen lassen. Wir werden
hier nur einige Beispiele wiedergeben.
Alle neuen Gefangenen, die im Februar 2001 aus dem Kartal
Sondertyp-Gefängnis hinverlegt wurden, sind in verschiedenen Formen mit
diesen Praktiken konfrontiert worden. Erkan Bülbül, der sich bei seiner
Verlegung ins F-Typ- Gefängnis von Tekirdag am 30. Tag seines Hungerstreiks
befand, wurde ohne Rücksicht darauf einem schweren Angriff ausgesetzt,
speziell im Magen und Brustbereich mit Faustschlägen und Fußtritten
attackiert. Haare und Bart wurden unter Zwang abgeschnitten.Ähnlichen
Angriffen wurde auch Ercan Güllü ausgesetzt: Ihm wurden sein Teekocher und
Getränke entwendet und nicht mehr zurückgegeben. Die Gefängniswärter waren
über den Hungerstreik informiert, darum wurden die Gefangenen am Kopf und
den Armen festgehalten und vor einem Speisewagen geführt. Es lag eine
Folter vor, weil man ihm Essen anbot und erwähnte, es würde ja keiner
mitkriegen.


Die Isolationsräume...
Nach der Durchsuchungsprozedur beim Eintritt in die F-Typen, werden die
Gefangenen in die sogenannten Isolationsräume gebracht. Das Ziel des
Isolationsraumes ist es, den Widerstand der Gefangenen, die zum ersten mal
kommen, völlig zu brechen, das Gefühl der Einsamkeit zu erzeugen und
totalen und bedingungslosen Gehorsam gegenüber jeglichen ungesetzlichen,
willkürlichen und unwürdigen Zwang der Gefängnisleitung herzustellen. Ob
die Bedürfnisse der tagelang auf willkürliche Art und Weisen in den
Isolationsräumen verweilenden Gefangenen erfüllt werden, hängt von ihrem
Gehorsam ab.
Die Bedürfnissen der Hungerstreikenden wurde in keiner Hinsicht erfüllt,
selbst nicht wenn sie mit ihrem eigenen Geld bezahlt haben. Jene, die sich
nicht im Hungerstreik befinden, erhalten das Essen, indem es auf den Boden
gestellt und von den GefängniswärterInnen mit Füßen vor sie hingeschoben
wird. Die neu ankommenden Gefangenen dürfen von Zigaretten, Feuerzeug,
Zeitung u.ä. Bedarfsmitteln aus der Kantine nicht Gebrauch machen, bis sie
von den sogenannten Isolationsräumen herauskommen. Die Gefangenen werden
gezwungen bei den Zählungen "stramm" zu stehen und mit lauter Stimme ihren
Vor- und Nachnamen zu nennen. Sich dagegen zu wehren, hat verstärkte Folter
und Drohung zur Folge. Die Gefangenen Erkan Bülbül, Ali Sahin, Adigüzel
Özdemir, Mehmet Ali Tokay, Ercan Güllü, Oktay Yildiz, Gültekin Toprak,
Bülent Coskun, Tuncel Ayaz und Zeynel Karatas sind allesamt bei ihrer
Verlegung vom Kartal Sondertyp-Gefängnis ins F-Typ-Gefängnis von Tekirdag
mit ähnlichen Handlungen konfrontiert worden.
Auch Halil Ibrahim Sahin, Hasan Gökhan, Ismail Bahadir, Muharrem Bal und
Mehmet Koç haben bei der Verlegung vom F-Typ- Gefängnis in Kandira nach
Tekirdag ähnliche Angriffe und Praktiken erlebt.
Serdar Karaçelik, Birol Abatay, Turan Bulut, Süleyman Acar, Günay Eren,
Inan Eren, Riza Yildirim und 10 weitere Gefangene, deren Name uns nicht
bekannt sind, wurden ähnlichen Handlungen ausgesetzt, als sie am 2. März
2002 aus dem Edirne F-Typ- Gefängnis hingebracht wurden.
Ümit Günger und Serdar Karaçelik, die bei der Militäroperation am 19.
Dezember verwundet wurden, sind am Tag ihrer Verlegung ins Tekirdag F-Typ-
Gefängnis trotz ihrer Verletzungen gefoltert worden. Obwohl Serdar
Karaçelik am rechten Fuß und am linken Knie eine offene Schussverletzung
hatte, wurde er auf die wunde Stelle geschlagen und ihm vom Direktor
persönlich mit Fußtritten gedroht.
Birol Abatay, der vom Edirne F-Typ-Gefängnis verlegt wurde, sind nach
seiner Ankunft im F-Typ- Gefängnis von Tekirdag unter Zwang Haare und Bart
abgeschnitten worden. Bei einem darauffolgenden Streit ist infolge der
Schläge seine Lippe aufgeplatzt. Obwohl der Gefängnisarzt ihm diesbezüglich
ein Attest ausgestellte, sind die Beschwerden gegen das, am Angriff
beteiligte Personal, unberücksichtigt geblieben.
Am 3. März wurde eine Gruppe von 30 Leuten vom Edirne F-Typ Gefängnis
zwangsverlegt und bei der Ankunft im F-Typ- Gefängnis von Tekirdag
denselben Angriffen ausgesetzt. Unter ihnen Hakki Akca, Erdal Koc, Nurettin
Erenler
Mustafa Tosun, Gencali Karabulut, Aslan Bahar, Hasan Sahingöz, Kemal Ayhan,
Güldede Ceven, Ümit Günger, Cahit Solmaz, Mehmet Kulaksiz... Sie wurden
beim Eingang des Gefängnisses jeglichen Rechts entraubt, ihre Haare, Bärte
abgeschnitten, ihre Gegenstände verstreut und beschlagnahmt, danach wurden
sie unter Drohungen in die Zellen gesteckt.
Alle, die von den Isolationsräumen zu den Zellen innerhalb des Gefängnisses
gebracht wurden, in denen sie sich danach ständig befinden sollten, wurden
an den Armen und teilweise am Nacken festgehalten, daran gehindert nach
links oder rechts zu schauen, und unter Fußtritten und Faustschlägen in die
Zellen gesteckt.
Der Gefangene Halil Ibrahim Sahin und andere an seiner Seite wurden in dem
Moment, als sie in die Zellen gesperrt wurde, von 30-40 Wärtern, gemeinsam
mit dem Direktor angegriffen.
Diejenigen, die aus dem Edirne F-Typ Gefängnis verlegt wurden und auf ihren
Handgelenken Handschellen trugen, wurden sie zusätzlich mit Ketten an das
Sofa angekettet, auf dem sie saßen.
Was nach dem Isolationsraum in den Zellen der Gefangenen erlebt wurde: In
den ersten Tagen der Eröffnung des Tekirdag F-Typ-Gefängnisses mussten sich
die Gefangenen bei den Zählappellen im Untergeschoß befinden, in
Bereitschaft stehen, und der Reihe nach ihre Vor- und Nachnamen nennen.
Tagelang und wochenlang wurden alle, die sich diesen Handlungen
widersetzten von einer großen Gruppe von Wärtern an der Seite des Direktors
angegriffen und verprügelt.
Wenn am Ende eines Gesuches der Gefangenen die Anmerkung "Ich unterbreite"
und "Hochachtungsvoll" fehlt dann wird dieses nicht zur Kenntnis genommen.
Die Wärter haben das Gesuch nicht angenommen.
Bei jeder Zählung - hier wohl gemerkt Zählung nicht Dursuchung - Wurde
versucht alles durcheianderzuwirbeln die Gegenstände willkürlich zu
zerstreuen und zu entfernen. Wenn man sich dagegen wehrte wurden Angriffe,
Drohungen von Einzelzellen, Verlängerung des Gefängnisaufenthaltes u.ä.
Maßnahmen angewandt. Zeitungen wurden erst nach Tagen, beim Abendessen
gegeben. Die notwenidgen Bedarfsmittel der Gefangenen wurden entweder in
der Kantine nicht hergegeben, indem behauptet wurde, es gäbe sie nicht,
oder sie wurden zu erhöhten Preisen verkauft. Grundlegende Reinigungsmittel
wie Seife, Waschmittel, Besen und Eimer wurden nicht hergegeben, die
Gefangenen wurden gezwungen, sie zu kaufen, oder sie wurden überhaupt nicht
hergegeben. Die Türen zum Hof wurden ganz willkürlich mittags, morgens oder
zu irgendeiner Stunde geöffnet und geschlossen. Briefe, Anklagen wurden ad
acta gelegt, obwohl es im Zusammenhang mit den Angriffen bei der Ankunft im
Gefängnis sowie den Praktiken in den Zellen hunderte von Anklagen gab,
wurde nicht ein einziger der Gefangenen zum Staatsanwalt vorgeladen um eine
Aussage zu machen.
Jene, die gesundheitliche Probleme haben, werden nicht zum Krankenstube
gebracht oder die, infolge der Angriffe entstandenen Spuren wurden nicht
protokolliert oder übergangen.
Serdar Karacelik, Serif Kurtoglu und Volkan Kartal wurden im Juni 201 unter
einem wilkürlichen Vorwand von ihrer Dreierzelle entfernt und in
Einzelzellen gesteckt. In den Einzelzellen wurden die Türen zum Hof nicht
geöffnet, einige Gegenstände nicht ausgehändigt, grundlegende
Gebrauchsgegenstände wie Tisch und Stuhl nicht gegeben. Um dagegen zu
protestieren, erklärte der Gefangene Serdar Karacelik, dass er
einschließlich Wasser und Zucker nichts mehr zu sich nehmen wird. Nachdem
er infolge der Repressalien und Drohungen der Gefängnisleitung keinen
Rückzieher machte, wurden nach 3 Tagen die Türen geöffnet, Gegenstände,
Tisch und Stuhl gegeben. Serdar Karacelik wurde aufgrund dieses Verhaltens
15 Tage Besuchsverbot erteilt. Als Vorwand wurde benutzt, dass beschlossen
wurde, er könne nicht in der Dreierzelle bleiben, weil im Gefängnis eine
mit der Organisation zusammenhängende Verbindung aufgebaut wurde.
Die Zellen werden willkürlich gewechselt, es wird versucht den Boden für
Probleme und Unwohlbefinden zu bereiten, indem Personen, die sich
gegenseitig nicht kennen, zusammengelegt werden. In jeder Zelle erlebt man
alle möglichen Angriffe, Drohungen und Beschimpfungen, weil entweder zur
Zählung nicht aufgestanden oder nicht in die Reihe getreten wurde. Die
Gegenstände wurden zerstreut und das ganze Gefängnis wurde verwarnt
Infolge dieser Angriffe erlitt Kemal Ayhan einen Schädelbruch. Halil
Ibrahim Sahin zog sich einen Verletzung auf Fuß- und Handgelenksknochen zu,
die jetzt, nach einem Jahr, noch immer nicht verheilt ist. Die Briefe,
Gesuche wurden nicht angenommen, Briefe an die Gefangenen wurden mit dem
Vorwand, sie wären nicht aufgestanden, vorenthalten. Seine Briefe erhielt
der Todesfastende Erkan Yirdem und die, sich in der gleichen Zelle
befindenden Salih Cenik und Vedat Düsküner, indem sie ihnen an der Tür ins
Gesicht geworfen wurden.
In der Einzelzelle, wo sich Nurettin Erenler befindet, ist es bei Zählungen
manchmal zum Streit gekommen, woraufhin er sich verletzte, nachdem mehrere
Leute in die Zelle kamen, ihn hochhoben und fallen ließen.


Vorfälle beim Gerichtsfahrten...
Auf dem Weg ins Krankenhaus oder Gericht, werden die Gefangenen sofort
einer Durchsuchung unterzogen, nachdem sie aus den Zellen geholt werden.
Ihre Schuhe werden mit Gewalt ausgezogen oder sie werden vor den X-Ray
Sensor geführt und dort gezwungen sie auszuziehen.
Bevor man durch den X-Ray- Detektor geht, müssen Schuhe, Gürtel, Brille,
Jacke und alles, was man bei sich trägt abgelegt werden. Das, obwohl
ohnehin das X-Ray Gerät dazu benutzt wird, um Metalle u.ä.Gegenstände, die
nicht ins Gefängnis mitgenommen werden dürfen anzuzeigen, so das eine
Durchsuchung hinfällig wird. Aber die Praxis sieht anders aus. Noch bevor
die Gefangenen am X-Ray- Gerät vorbeigehen, ein Alarm noch nicht einmal
erwartet werden kann, verlangt man von den Gefangenen, dass sie
sich ausziehen.Wenn sie dies nicht akzeptieren und einfach durch den
Sensor gehen wollen, fängt der Angriff und der Tumult an, und es wird
versucht ihre Kleidung mit Gewalt auszuziehen.
Die Schuhe werden ausgezogen und verstreut. Selbst wenn einige Gegenstände
abgelegt werden, können beim Durchgang am X-Ray Probleme auftreten. Weil am
Gerät die sensibelste Einstellung vorgenommen wurde, alarmiert das Gerät
sogar beim kleinsten Verschluss oder Knopf einer Hose Deshalb gibt es vor
dem X-Ray immer einen Boden für einen Angriff und das Personal schreckt
nicht davor zurück, dies auszunutzen.
Inan Dogan, Tayfun Koc und Ufuk Ince, die am 4. März 2002 zur Verhandlung
am Istanbuler Staatssicherheitsgericht (DGM) gebracht wurden, sind vor dem
X-Ray- Gerät alle einzeln angegriffen worden. Ufuk Ince hat aufgrund der
Schläge auf seine Nase einen Schaden erlitten. Nach diesem Vorfall begab
sich Ufuk zur Krankenstation und ließ sich ein Attest ausstellen. Eine
spätere Klage blieb -trotz des ärztlichen Attestes- ohne Ergebnis Taylan
Aydogdu wurde auf dem Rückweg vom Gericht vor dem X-Ray angegriffen und
geschlagen. Der Arzt verhielt sich desinteressiert und höhnisch, als er
Tage später mit Müh und Not die Krankenstation aufsuchen konnte und ein
Attest für die sichtbaren Wunden anforderte. Er ließ Taylan, der sich
darüber beschwerte wegbringen und schuf damit die Grundlage für einen
Angriff. Nachdem seine Angehörigen eine Klage einreichten wurde er zur
Aussage vor den Staatsanwalt gebracht, aber es kam dabei nichs heraus.
Muharrem Bal, der am 9. Novembmer 2001 auf dem Weg zum Gericht, vor dem
X-Ray einem Angriff ausgesetzt wurde, hat sich dabei den Rücken verrenkt.
Seither leidet er an Rückenschmerzen. Die Anklagen führten zu keinerlei
Ergebnis.
Selami Kurnaz der zu seiner Verhandlung in Istanbul gebracht wurde, ist vor
dem X-Ray-Gerät angegriffen und bedroht worden und hat sich infolge der
Schläge verletzt. Seine Anklage blieb allerdings ohne Erfolg.
Ozgür Saglam, der im Juli 2001 eine willkürlic Durchsuchung, wo die
X-Ray-Geräte stehen, verweigerte, wurde er in eine Abteilung des
Gefängnisses ohne Überwachungskameras gebracht und dort verprügelt und
bedroht. Cengiz Bal wurde auf dem Weg zum Gericht in Istanbul angegriffen,
weil er bei der Durchsuchung seinen Gürtel nicht abgenommen hat. Die Klage,
die er diesbezüglich eingereicht hat, blieb ohne Ergebnis.
Nicht nur hier... die Angriffe und willkürlichen Verhaltensweisen setzen
sich auch im Gefangenentransporter und im DGM fort.
Nachdem Mehmet Kulaksiz, Riza Yildirim und Hikmet Kale im Jahre 2001 vor
dem DGM Parolen ausgerufen haben, wurden auf dem Rückweg ihre Hände am
Autositz angekettet.
Im August 2001 wurde Serdar Karacelik zum Gericht gebracht. Weil er die
willkürliche Durchsuchung der Soldaten nicht akzeptiert hat, wurde er im
Wagen am Sitz angekettet und auf diese Weise nach Istanbul und zurück
gebracht. Im Zuge des Transports zum Gericht im Juli 2001, wurde Hasan
Sahingöz vor dem X-Ray-Gerät angegriffen, auf seine nackten Füße getreten
und gequetscht. Im Gefangenentransporter wurden seine Hände am Sitz
angekettet.
Birol Abatay und mit ihm 10 weitere Personen, wurden gemeinsam in einen
kleinen Wagen gesteckt. Da sie sich dort stundenlang ohne Belüftung
aufhalten mussten, fielen 5 Personen in Ohnmacht. Einer der Gefangenen
musste ins Krankenhaus gebracht werden.
Als Zeki Dogan am 20. November 2002 von seiner Verhandlung in Istanbul
zurückkehrte, ist sein Handgelenk auf dem langen Weg angeschwollen und
gequetscht, weil der Soldat die Kette an seinem Gelenk mit Absicht streng
zusammenzog. Er hat immer noch Schmerzen. Alle Anklagen, die im
Zusammenhang mit diesen Vorfällen eingereicht wurden, blieben erfolglos.
Nicht einmal ein Ermittlungsverfahren wurde gegen eine/n der Bediensteten
eingeleitet.
Die Schuhe von den Gefangenen wurden mit Gewalt ausgezogen. Die Gefangenen
haben ihre Schuhe aufgehoben und um das zu protestieren sind sie dann
barfuß zu Verhandlung gegangen. Das hat der Staat dann aber als eine
Gegewehr gegen die Soldaten und Protest des Gerichtes angesehen. Deswegen
wurde gegen sie ein Verfahren eingeleitet.
Die Handschellen werden selbst nicht entfernt, um auf die Toilette zu
gehen. Die Zigaretten, Streichhölzer und Feuerzeuge werden je nach Lust und
Laune der ranghöheren Soldaten verteilt oder auch nicht. Die Fahrten zu
Gericht erfolgen unter schlechten hygienischen Bedingungen, mit den durch
Zellen getrennten Transportfahrzeugen.
Essen zu sich zu nehmen ist auf der 12-stündigen Fahrt in Handschellen
äußerst schwierig, es werden Lebensmittel wie Marmelade und Butter
ausgeteilt. Die Hin-und Rückfahrt zum Gericht stellt einen zusätzliche
Folter dar.
Es ist unvermeidlich, dass bei einem Verkehrsunfall Arme und Gelenke
gebrochen werden, wenn im Wagen die Hände an den Sitz festgekettet sind.
Diese Geistesauffassung aus der Zeit der Sklaverei, ist in keinem Statut
und keiner Satzung enthalten, noch kann sie angewendet werden.


Durchsuchungen und Verwüstungen...
An einem Hochsicherheitsort, wo alle Ein-und Ausgänge kontrolliert werden,
führt man das alle zwei Wochen in Form von Ausraubung und Verwüstung durch.
Während der Durchsuchung wird alles verwüstet und alle Gegenstände, die
ihnen gefallen, werden entweder offen oder heimlich mitgenommen. Briefe,
die bereits eine Kontrolle hinter sich haben, werden manchmal einzeln aus
den Umschlägen herausgenommen und irgendwo im Raum liegengelassen. Alle
möglichen Zeitungsartikel, Fotos, Schriftstücke usw. werden nach Lust und
Laune beschlagnahmt. Wenn man sich dagegen wehrt wird einem die Gefährdung
der Sicherheit vorgeworfen, das wird schriftlich festgehalten, worauf
Strafen folgen. Aus diesem Grund hat der Gefangene Ergün Gün eine
6-monatige Disziplinarstrafe und einmonatige Briefsperre erhalten. Wenn man
sich dagegen wehrt, wird alles vom Personal noch mehr verwüstet und mitten
im Raum stehengelassen. Manche aus der Kantine gekauften und noch
ungeöffneten Gegenstände wie Zucker, Tee, Spülmittel werden geöffnet und im
Raum verstreut.
Die noch halbvollen Müllsäcke, die man beim Vollwerden raustellen möchte,
werden im Freien (wo der "Hofgang" getätigt wird, nur ist der Hof so groß
wie eine Zelle) oder mitten in der Zelle entleert. Mustafa Çapardasa, Faruk
Kadioglu, Ergün Gün, Hasan Gökhan, Ismail Bahadir, Ayhan Özyurt, Üzeyir
Karahasanoglu, Birol Ozan, Bayram Saz und noch viele andere erlebten es,
dass der Müll so in ihrer Zelle verstreut wurde. Manche Schriftstücke von
Hakki Akça, Süleyman Acar, Ümit Günger wurden in der Mitte des Jahres 2002
während der Zellendurchsuchung willkürlich beschlagnahmt und als man
daraufhin eine Beschwerde einreichte, bekam Süleyman Acar eine Briefsperre.
Während einer dieser willkürlichen Zellendurchsuchungen hat man heimlich
die Geschenksgegenstände von Fikret Akar, die er eigenhändig anfertigte,
das Gesangsheft von Özgür Hancioglu und das Adressbuch von Serdar Karaçelik
geklaut. Außerdem ist es zur allgemeinen Praxis geworden, dass Bücher,
Archivmaterialien, auf Rezept verschriebene Medikamente, selbstangefertigte
Zeitungen/Zeitschriften, Fotos, Plastikflaschen usw. vom Personal
weggenommen werden. Und alle eingereichten Beschwerden blieben ergebnislos.
Entweder hieß es, dass nicht genug Beweise vorliegen oder wegen den
erlogenen Informationen der Gefängnisleitung kam nie eine Ermittlung
zustande. Obwohl während der Zellendurchsuchungen der Direktor und
Staatsanwalt anwesend sein müssten, sind sie es nicht. Und weil die
geklauten Gegenstände nicht in Anwesenheit des Direktors oder des
Staatsanwaltes geschehen, kann man keine schriftlichen Belege anfordern.
Wenn man dann später nach den Gegenständen fragt, heißt es nicht gefunden
oder man bekommt gar keine Antwort.


Briefe und Beschwerdeschreiben der Gefangenen.
Briefe sind die grundlegendsten und wichtigsten Kommunikationsmittel für
die Gefangenen. Nur kann man sich gar nicht vorstellen, wieviele von den
ein- und ausgehenden Briefen verschwinden. Eines dieser Maßnahmen ist es,
sie zu zwingen Briefe per Einschreiben oder einem Kurierdienst zu schicken
und noch mehr zahlen zu lassen. Ein Teil dieser ankommenden oder abgehenden
Briefe werden mit der Begründung 'bedenklich' zu sein, vernichtet. Vier per
Einschreiben verschickte Briefe, die Mehmet Kulaksiz Menschen im
Todesfasten geschrieben hat, wurden bis auf die Briefmarken vernichtet.
Eine Beschwerde blieb aus den bekannten Gründen ergebnislos. Fikret Akar
erhielt im Januar 2002 einen Brief, wo der Artikel über das Todesfasten aus
der New York Times erwähnt wurde. Aus diesem Grund wurde der Brief Fikret
Akar nicht übergeben und vernichtet. Ein Brief, den Serdar Karaçelik im
August 2001 erhielt, wurde wegen auf dem Papier geklebten Fotos
weggenommen. Auf die Beschwerde dieser ungerechten und willkürlichen
Maßnahme hieß es, es gibt keine Beweise wir stellen das Verrfahren ein. Ein
Brief, der an Ergün Gün geschickt wurde, ging an den Absender zurück. In
dem zurückgeschickten Brief wurde von der Gefängnisleitung eine Warnung
hinzugefügt, in der es hieß, solche Briefe nicht mehr zu schreiben. Ercan
Güllü hat an den Gefangenen Ali Sahin, der sich im Todesfasten befindet und
im Bayrampasa Gefängniskrankenhaus liegt einen Brief geschrieben. Der kam
zurück mit der Begründung, er wäre nicht auffindbar. Dabei verbleibt dieser
immer noch dort. Die Briefe, die Nurettin Kaya, Savas Öner und Veysel Demir
im August 2002 zusammen geschrieben und per Einschreiben nach Kütahya
geschickt haben wurden vernichtet, weil sie gemeinsam geschrieben wurden.
Alle Beschwerden darüber blieben ergebnislos. Über die willkürlichen
Maßnahmen im Briefverkehr kann man noch dutzende Beispiele aufführen.
Beispielsweise wurden die Briefmarkengebühren von 200.000 Lira auf 400.000
erhöht. Aufgrund der Proteste wurde das dann wieder aufgehoben. Das eine
"Lesekommission" in der Gefängnispost Wörter und Sätze durchstreicht, die
sie als bedenklich empfindet und die Briefe damit teilweise unlesbar bzw.
unverständlich macht, ist ein weiteres Problem.


Gesundheitsprobleme und Krankenhaustransporte:
Bei diesem Thema herrscht ganz und gar Willkür und Gleichgültigkeit. Keiner
der zur Krankenstation kommt wird untersucht, sondern man hört sich die
Symptome an und verschreibt danach Medikamente und schickt sie zurück.
Einige ÄrztInnen bemühen sich zwar, aber das Gefängnispersonal verhindert
das Zustandekommen eines Verhältnisses, wie es zwischen ÄrztIn und
PatientIn sein sollte. Schließlich wird die Therapie damit ungünstig
beeinflußt. Obwohl es sich um ein Hochsicherheitsgefängnis handelt, bei
jeder Phase auf dem Hin- und Rückweg zur Krankenstation Durchsuchungen
durchgeführt werden, lässt man ÄrztIn und PatientIn im Behandlungsraum
nicht alleine. Weil die ÄrztInnen nichts dagegen unternehmen, können
dutzende Fälle und Krankheitsfälle nicht behandelt werden. Nicht genug,
dass nicht untersucht wird, teilweise werden auch falsche Medikamente
verschrieben, die ernsthafte Gesundheitsschäden hervorrufen. Die Klagen
bleiben erfolgslos. Sinan Tökü ging aufgrund einer Beschwerde zur
Krankenstation. Die ihm verschriebenen Medikamente verschlechterten seine
gesundheitliche Situation dermaßen, dass er in ein Krankenhaus gebracht
werden musste. Im Krankenhaus erklärte man, dass ihm falsche Medikamente
verschrieben wurden, überreichte andere Medikamente und gab ihm einen neuen
Untersuchungstermin. Nur konnte er nicht mehr zu einer weiteren
Untersuchung kommen. Bei Fikret Akar war Zahnfüllung nötig, nur gab man an,
dass das Material nicht ausreiche und wollte ihn zwingen, den Zahn zu
ziehen. Nur wehrte er sich dagegen und konnte mit Müh und Not eine
Untersuchung im Krankenhaus durchsetzen. Aber auch da wurde die Behandlung
mit dem Vorwand, nicht richtig ausgerüstet zu sein, behindert. Und wiederum
wurde eine Augenuntersuchung abelehnt mit der Begründung, auf seinem Konto
wären keine 40 Mio Lira. Ahmet Aksu leidet an chronischer Sinusitis,
Kopfschmerzen und Atembeschwerden. Nur besorgte man die nötigen Medikament
nicht, weil diese teuer sind und der Arzt von der Krankenstation schickte
ihn mit einer Aspirin, ohne zu untersuchen, zurück. Auf die Beschwerden
über Mattigkeit sagte er: "Iß etwas dann wird es schon vergehen". Seine
Beschwerden halten nach wie vor an.
Adigüzel Özdemir erkrankte plötzlich nur wurde er erst Stunden später in
die Krankenstation gebracht. Der Arzt in der Krankenstation war der Meinung
ihm fehle nichts und verschrieb Medikamente, wegen derer er eine Vergiftung
erlitt. Daraufhin hat er jegliches Vertrauen verloren und nimmt keine
Medikamente mehr ein. Den Anträgen der Gefangenen auf eine Behandlung im
Krankenhaus, weil sie in der Krankenstation nicht behandelt werden können,
wird erst nach mehrmaligen Wiederholungen stattgegeben. Und wer dann zur
Behandlung ins Krankenhaus gebracht wird, kann wegen dem willkürlichen
Verhalten der Soldaten nicht behandelt werden. Turan Bulut wurde zweimal
zur Blutabnahme ins Krankenhaus gebracht. Weil ihm aber die Handschellen
nicht abgenommen wurden, konnte die Behandlung nicht stattfinden. Turgay
Kurt hat seit Oktober 2002 ein Augenleiden. Nach langen Verzögerungen wurde
er ins Krankenhaus gebracht, jedoch musste er unbehandelt zurückkehren,
weil die Soldaten die Handschellen im Behandlungszimmer nicht ablegten. Als
er dann nach einem Klageschreiben mit dem Staatsanwalt sprach, antwortete
dieser: "Und wenn du geflüchtet wärst". Erhan Özkaya wurde aufgrund seiner
Beschwerden dreimal ins Krankenhaus gebracht. Er hätte geröngt werden
müssen, nur waren auf seinem Konto keine 30 Mio Lira. Deswegen war es eine
reine Hin- und Rückfahrt ins Krankenhaus. Nun ging endlich eine Zahlung
ein, woraufhin er dann geröngt wurde. Özgür Hancioglu lehnte im Oktober
2002 eine Behandlung in Anwesenheit der WärterInnen in der Krankenstation
ab, darum wurde er ohne Behandlung zurückgebracht. Auf seine darauffolgende
Klage ging man dann nicht ein. Weil Emrah Akbaba seinen Antrag für
Medikamente in der Krankenstation nicht mit "Hochachtungsvoll verbleibe
ich" beendete, wurde er vom Stationsarzt bedroht und beschimpft. Obwohl
Gencali Karabulut, Güldede Ceren und Aziz Dogan psychische Leiden haben und
oft unter Anfällen leiden, wird nichts unternommen. Die
Gesundheitsprobleme, die zutage treten, hängen neben den Problemen mit den
Medikamente und der Behandlung auch mit den Hygienemängeln in den Zellen
zusammen. Das Wasser fließt am Tag nur 20-25 Minuten. Weil es sich um
Grabenwasser handelt, das nicht sterilisiert wird, ist es ungesund. Man
kann dieses Wasser auch nicht kochen, weil die Gefangenen für Elektrizität
zahlen müssen. Warmes Wasser fließt nur einmal in der Woche für 20-25
Minuten. Oft ist es nicht fließend. Manchmal fließt gar wochenlang kein
warmes Wasser. Abgesehen davon ist es nicht möglich, dass sich drei
Personen in 20 Minuten duschen. Außerdem wird nicht angegeben, an welchen
Tagen warmes Wasser fließt. Manchmal zur frühen Morgenstunde, manchmal
mitten in der Nacht. Das hängt ganz von der Laune des Direktoriums ab.


Die Kantine und die Medikamente.
Nötige Utensilien wie Unterwäsche, Handtuch, Strümpfe usw., die den
Gefangenen von ihren Angehörigen gebracht werden, werden nicht angenommen.
In der Kantine sind diese Bedarfsartikeln viel teurer als gewöhnlich. In
diesem Fall werden diese humansten Bedürfnisse der Gefangenen nicht
erfüllt, wenn von den Angehörigen kein Geld überwiesen wird. Außerdem wird
die Ausgabe aller Verkaufswaren in der Kantine nach Lust und Laune
verweigert oder Bedarfsartikeln gebracht, die nicht angefordert wurden.
Diese Notlage dauert wochenlang an, Gegenstände zum ständigen Gebrauch, wie
Zwirn, Spiegel, Schere, Klebeband werden nicht verkauft. Selbst Gegenstände
zum Haareschneiden werden nicht verkauft, bzw. ausgehändigt. Manchmal
werden sogar Artikeln, wie Zwirn und Spiegel, die vorher in der Kantine
gekauft wurden, wieder aus der Zelle herausgeholt. Die Bedarfschips, die
man für Bestellungen von der Kantine braucht, werden einzeln verteilt. Wenn
Bedarf herrscht und man diese verlangt, kommt es vor, dass sie nicht
ausgehändigt werden und somit nicht eingekauft werden kann, also
Behinderungen bei der Erfüllung der Befürfnisse auftreten.


Die Vereitelung des Verteidigungsrechtes.
Zunächst einmal konnten die Gefangenen lange Zeit nicht mit ihren
AnwältInnen sprechen, aufgrund willkürlicher Durchsuchungen. Wenn man dann
den Anwalt oder die Anwältin sehen konnte, wohin man barfuß ging, war nur
die Vorbereitung einer Verteidigung zu den Punkten, die sie sich gemerkt
hatten, möglich. Die Gefangenen haben keine Möglichkeit, Papier, Stift oder
Schriftstücke mitzunehmen. Darum werden viele Details aus den Gesprächen
mit den AnwältInnen vergessen und können nicht in die Verteidung
miteingebaut werden. Die von den AnwältInnen gebrachten Prozessakten werden
den Gefangenen erst nach der Genehmigung der Gefängnisleitung überreicht.
Wie lange sie zum Lesen braucht, wann die Akte den Gefangenen überreicht
wird oder nicht überreicht wird hängt vollkommen von der Willkür der
Gefängnisleitung ab. Beispielsweise wurden die Prozessunterlagen von Mehmet
Kulaksiz erst einen Monat nach dem Überreichen seines Anwaltes
ausgehändigt. Und die Akten von Ali Kaplan, Nurettin Kaya, Serdar Karaçelik
und Galip Dogan wurden lange Zeit überhaupt nicht ausgehändigt, erst als
man dann kurz davor war eine Klage einzureichen, änderte sich das. Die
Behinderungen am Verteidigungsrecht zeigen sich nicht nur in den Treffen
mit den RechtsanwältInnen. Bis heute blieben hunderte Klagen über die
Gesetzesverstöße in den Regulierungen ergebnislos. Oder es wurde von einer
Strafverfolgung abgesehen. Und dann wurde auch noch das Revisionsrecht
unterbunden, weil man die Frist von 24 Stunden überschreiten musste, denn
die Gefängnisleitung überreichte die Antwort des Staatsanwaltes mit dieser
zeitlichen Verzögerung. Bis vor kurzem hielt es der Staatsanwalt nicht mal
für nötig, die Klagen zu untersuchen. Wenn jemand mal zur Anhörung geladen
wurde, kümmerte sich der Staatsanwalt nicht selber um die Aussage, sondern
beauftragte die SekretärIn. Die Klage über dieses unsachgemäße und
gesetzeswidrige Verhalten beim 2. Strafgericht von Tekirdag blieb
ergebnislos. Fikret Akar wurde seine Verteidigung, die er im Oktober 2001
beim Staatssicherheitsgericht einreichen wollte, von einem Wärter
weggenommen. Als Begründung führte man die kritischen Sätze über die
F-Typen auf. Fikret Akar räumte ein, dass dies eine Willkür sei und wollte
einen Beleg haben. Daraufhin wurde er in ein Zimmer gebracht und
verprügelt. (Zu diesen Vorfällen reichte er am 8.10.2001 und 10.10.2001
Klagen ein). Zum selben Zeitpunkt wurde auch die Verteidigung von Gençali
Karabulut von den Wärtern weggenommen. Über den Verlauf der Anklage im
Bezug auf diese beiden, von den Sicherheitskameras im Gefängnis
festgehaltenen Vorfälle, ist nichts bekannt. Oktay Yildiz wurde nicht vor
Gericht gebracht, mit der Begründung es läge keine gerichtliche Vorladung
vor.
Die Notizen, die sich Hikmet Kale und Mehmet Kulaksiz für die Verteidigung
gemacht haben, wurden bei einer Durchsuchung mitgenommen um sie sich
anzuschauen und nie mehr zurückgebracht. Das Verteidigungsrecht wird
ausgeschaltet. Die Briefe, die Birol Abatay einem Freund, der im selben
Fall angeklagt wird, als Verteidigungsmuster schickte, verschwanden.
Gefangene, die im selben Verfahren angeklagt werden, können sich nicht
sehen, können nicht gemeinsam mit den AnwältInnen beraten, darum gibt es
ernsthafte Probleme in der Vorbereitung der Verteidigung. Der Besuchstag
der Anwälte ist am Freitag. Die Durchsuchungen, die eigentlich
zweiwöchentlich stattfinden und die Zellenverlegungen lässt man an diesen
Tagen zustandekommen und kürzt deswegen die Dauer des Anwaltsbesuches.
Damit wird das Verteidigungsrecht unterbunden. Außerdem stellen die
Schwierigkeiten, die die Anwälte erleben, ein ganz anderes Problem dar.
Mustafa Capardasa konnte seinen Anwalt nicht sehen, darum hat er am
17.1.2002 den AnwältInnen Bedia Çiçek und Ali Riza Dizdar einen Brief
geschrieben. Aber diese Briefe kamen bei den AnwältInnen nie an.


Einige Rechtsverletzungen und Angriffe, die erlebt wurden:
Ali Kaplan wurde von seiner Familie im Oktober 2002 eine Armbanduhr
geschenkt. Diese wurde kaputtgemacht und ihm danach überreicht. Daraufhin
hat er noch am selben Tag bei der Leitung nachgefragt und bekam eine
unseriöse Antwort wie "Die war doch kaputt, dann reich eben eine Beschwerde
ein". Als Yilmaz Coskun in der Besuchskabine im Oktober 2002 eingriff, weil
seine Frau verbal belästigt wurde, ist er einem Angriff und Drohungen
ausgesetzt worden. Die Beschwerde wurde nicht bearbeitet und er bekam eine
Strafe. Mit dem Vorwand der Zellendurchsuchung wurde die Zelle von Turgay
Kurt, Orhan Ogur und Mahir Ates im Juli 2002 vom Direktor und den
WärterInnen überfallen. Als sie sich dagegen wehrten, wurden sie
angegriffen. Als Folge dieser Attacke hatten Mahir und Turgay Schlagwunden,
sowie Schürfungen an den Beinen und Armen.
Zusätzlich brach der Nagel von Orhan Ogur und er begann zu bluten. Nach der
Attacke verließ man schlagartig die Zelle. Der Forderung nach einer
Behandlung in der Krankenstation kam man erst Stunden später nach und
machte es recht schlampig. Die Beschwerde der Gefangenen blieb ergebnislos.
Nicht genug damit, bekamen sie deswegen auch eine 6-monatige
Disziplinarstrafe und eine 45-tägige Briefsperre. In derselben Zelle
tauchten Probleme mit der Wasseranlage auf. Nicht genug, dass der
Wasserbedarf tagelang ungedeckt blieb, sie bekamen auch nichts zu essen,
weil das Geschirr nicht gespült werden konnte.
Wegen dem Gestank und Dreck war selbst die Toilette nicht benutzbar. Weil
dieGefangenen deswegen eine Beschwerde einreichten, wurden ihre Zellen
gewechselt. In der Zelle von Nurettin Kaya, Veysel Demir und Savas Öner
gab es im August 2002 ein Problem mit dem Stecker. Zusammen mit dem
Techniker drangen 8-10 WärterInnen in die Zelle, durchsuchten sie
willkürlich und verwüsteten alles. Serdar Karacelik schaute im Februar 2002
aus dem Fenster des Korridors. Dort ging zufällig jemand vorbei, den er
grüßte. Deswegen drang eine Horde von WärterInnen in seine Zelle.
Dieser Vorfall wurde schriftlich festgehalten und weil er sich gegen die
Drohung nicht mehr aus dem Fenster zu schauen, wehrte, wurde er gewaltsam
zum Direktor gebracht. Serdar Karacelik fragte den Gefängnisdirektor in
welchem Gesetz geschrieben stand, dass es verboten ist aus dem Fenster zu
schauen und was sie da eigentlich schriftlich festhielten. Darauf
antwortete der 2. Direktor "in meinem Gesetz" und verlangte eine Aussage.
Als Serdar die Aussage verweigerte, wurde er angegriffen und verletzt.
Später reichte er eine Beschwerde mit der Frage was denn das Gesetz des
Direktors sei, ein. Aber er bekam nie eine Antwort und das Thema wurde so
beendet. Und als er wieder in einer Einzelzelle war, wurde er vom
Hauptwärter, dem Gefängnisdirektor persönlich angegriffen, weil er sich
gegen eine willkürliche Zellendurchsuchung wehrte. Nurettin Kaya bestellte
im Oktober 2002 Zeitungen von der Kantine. Obwohl Geld auf seinem Konto
war, wurden ihm die Zeitungen mit der Begründung, es sei kein Geld
vorhanden, nicht überreicht. Später hob man von seinem Konto auch noch das
Geld der nicht überreichten Zeitungen ab. All seine Beschwerden blieben
ergebnislos, sein Geld wurde ihm gestohlen. Ahmet Güzel, Mehmet Kulaksiz,
Hikmet Kale und Faruk Kadioglu wurden im Oktober 2002 Fotos von Angehörigen
nicht überreicht mit der Begründung, es gehe sie nichts an. Die Klage blieb
ergebnislos. Die Klagen aller Gefangenen über die Hinrichtung von Yunus
Güzel im Istanbuler Polizeipräsidium wurden nicht bearbeitet mit der
Begründung, es gehe sie nichts an. (Wenn die Massaker und Folter die
politischen Gefangenen nichts angehen, wen dann, das ist ein ganz anderer
Aspekt). Die Beschwerden über die Gefängnisdirektion bezüglich ihrer
gesetzeswidrigen Handlungen blieben ergebnislos. Als Sinan Keskin die
Bettlaken austauschte, wurde er wegen einem zerrissenen Teil bedroht und
schriftlich festgehalten. Dabei war es die Direktion selber, die ihnen ein
zerissenes Bettlaken gab. Im August-September 2001 wurde gegen Oktay
Yildiz, Gültekin Toprak und Ercan Güllü ein Protokoll gehalten, weil die
Bettlaken an der Kante zerrissen waren und sie bekamen eine 6-monatige
Disziplinarstrafe und einmonatige Briefsperre. Als die Gegenstände von
Turan Bulut bei dem Transport von Edirne im März 2001 verlorenging, reichte
er eine Beschwerde ein. Die Anstaltsleitungen der F-Typ-Gefängnisse von
Edirne und Tekirdag beschuldigten sich gegenseitig, aber ein Ergebnis
konnte nicht erzielt werden. Bei dem von Ahmet Tellil stammenden, an Yilmaz
Gök geschickten Gedichtsbuch, der an Ayhan Özyurt geschickten Enzyklopädie,
den 3 Büchern, die am 15. November 2002 bei Ufuk Ince ankamen, einem Buch
das Hakki Akca gesendet wurde, riss man die Einbände herunter. Als
Begündung führte man auf, die Buchdeckel seien aus hartem Material gemacht.
Die Klagen zu diesen Vorfällen blieben ergebnislos. In der Zelle von Erkan
Bülbül, Taylan Aydogdu und Cemal Agirman wurde im August 2002 ein kaputter
Stuhl wochenlang nicht ausgetauscht. Die Beschwerden wurden nicht
bearbeitet. Nur nach den Beschwerden der Angehörigen von draussen wurden
die Stühle ausgetauscht. In der Zelle von Mustafa Çapardasa, Faruk Kadioglu
und Ergün Gün zebrach im November 2002 ein Eßlöffel, der aus weichem
Material angefertigt war. Obwohl die Gefangenen bei der Direktion zigmal
einen neuen Löffel angefordert haben, erfüllte man diesen Wunsch nicht und
sagte immer wieder sie sollen erst einen Antrag stellen und haben damit so
ein einfaches Problem bewusst nicht gelöst. Selami Kurnaz wurde auf dem
Rücktransport vom Gericht am 1. August 2002 am Gefängniseingang gezwungen,
sich ausziehen und durchsuchen zu lassen. Vedat Düsküner wurde aufgrund
einer Behinderung an seinem Arm am Ende des Jahres 2001 ins Bayrampasa
Gefängniskrankenhaus gebracht. Obwohl die Behandlung nicht abgeschlossen
war wurde er ins Gefängnis zurückgebracht. Am Eingang drängte man ihm eine
erniedrigende Durchsuchung auf. Als er das nicht akzeptierte wurde er
attackiert, wobei besonders auf seinen beschädigten Arm eingeschlagen wurde.
Nach dem Angriff blieb sein Arm zwei Tage völlig bewegungslos. Es werden
verschiedene Foltermethoden angewandt: In manchen Zellen wird von draussen
ein Stromausfall erzeugt, in anderen wird laute Musik gespielt, nachdem die
Fenster im Korridor geöffnet wurden. Die Beschränkungen bei den Büchern
halten an. Eine Person darf maximal über drei Bücher verfügen. Weitere
werden von der Leitung beschlagnahmt.
Ein Gefangener hatte kein Geld. Ein anderer wollte ihm seinen Wasserkocher
geben, da er zwei davon hatte und einen deponierte. Aber dies wurde nicht
zugelassen, mit der Begründung, es müsse erst der Justizminister gefragt
werden. Somit werden Gefangene, denen es finanziell schlecht geht
benachteiligt und die Solidarität unter den Gefangenen bewusst behindert.
Familienangehörige, die der türkischen Sprache nicht mächtig sind, werden
an den Besuchskabinen behindert, Besuche erschwert. Wer kurdisch spricht
wird beschimpft, bedroht sogar physisch attackiert. Die Zusammenkunft des
Gefangenen Hasan Gökhan mit seiner Mutter, die speziell aus der Heimatstadt
angereist war, wurde oftmals unterbrochen und erschwert, und es wurde
gedroht, den Besuch abzubrechen. Eine Klage zu dem Vorfall wurde von der
Gefängnisleitung zunächst abgelehnt, indem sie das Geschehen abstritt,
danach wurde das Gesuch allerdings zur Bearbeitung aufgenommen. Aber es
nichts nichts weiter passiert. In den Besuchskabinen wird das Licht vor
Besuchsende ausgeschaltet, den Angehörigen wird auf eine grobe und
respektlose Art gesagt, der Besuch sei vorüber. Somit möchte man auf die
Angehörigen Druck ausüben. Die Zeitungen, welche von den BesucherInnen
gebracht werden und nicht verboten sind, werden tagelang willkürlich
gehalten und erst nach mehrmaligem Nachfragen überreicht. Das Essen lassen
sie am Korridor offen und in gesundheitsschädlichem Zustand stehen und
austeilen. Die WärterInnen brüllen während der Essensvergabe, im Essen
seien Haare, Fliegen usw. Das Essen wird manchmal durch den Türschlitz
geradezu in die Zelle geschleudert, auf eine erniedrigende Weise verteilt.
Die Verwundeten von der Stürmung am 19. Dezember, auf deren Körper immer
noch die Spuren der unzähligen Gasbomben zu sehen sind, wurden niemals
behandelt. 15 von den Opfern dieser Stürmung haben Symptome wie Schuppung
der Haut, Juckreiz, Rötungen, Brennen, Pickel, Atembeschwerden usw. Die
Anträge für die Behandlung dieser Gefangenen im Krankenhaus wurden als
unwichtig abgetan. Serdar Karacelik, der am 19. Dezember am rechten Bein,
linken Knie und an der Hand Kugelverletzungen erlitt, wurde lange Zeit
nicht behandelt.
Als er in Edirne war, bekam er einen Termin im Krankenhaus für den 2. März
2001. Aber am selben Tag fand seine Verlegung nach Tekirdag statt. Somit
wurde seine Behandlung erneut behindert und mittlerweile hat er sich an die
Fremdkörper gewöhnt. Kemal Ayhan machte während des Todesfastens eine
Aufopferungsaktion. Die Folgen wurden nie ganz behandelt. Da die Drahtteile
an seinem Fuss nicht entfernt wurden, halten seine Beschwerden an. Man
wollte Halil Ibrahim Sahin nach der Gerichtsverhandlung splitternackt
ausziehen. Als er seine Einwände aussprach, hieß es: "Dies ist ein F-Typ-
Gefängnis. Bei deiner Rückkehr wirst du nackt ausgezogen und durchsucht".
Danach griff man ihn an und zog ihn gewaltsam aus. Als man ihm hinterher
befahl sich anzuziehen und er sich weigerte, wurde er wieder angegriffen.
Die Beschwerden über diese Angriffe blieben alle ergebnislos. Nurettin
Erenler wird seit dem Tag seiner Verlegung in das F-Typ- Gefängnis von
Tekirdag am 3. März 2001, bis heute (Dezember 2002) in einer Einzelzelle
gehalten.

Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt von den Erlebnissen im Tekirdag F-Typ-
Gefängnis.

P.S.: Diese Informationen wurden aus der Klageschrift von dem Gefangenen
Ümit Günger, die er der Staatsanwaltschaft der Republik in Tekirdag am 12.
Dezember 2002 schrieb, zusammengefasst.

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04 Landschaften der Tat
von: Ljubomir Bratic <ljubomir@vienna.at>
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"Landschaften der Tat"
(Jo Schmeiser)
Wie wird Antirassismus heute gedacht? Können wir antirassistische Kämpfe
überhaupt beschreiben, ohne sie sofort und ausschließlich als temporäre oder
lokale Reaktionen auf die vielen Formen von Rassismus in westeuropäischen
Gesellschaften zu verstehen? Wie lässt sich ein politischer Antirassismus
denken und praktizieren, der nicht nur zum Ziel hat, rassistischer Gewalt
punktuell entgegenzutreten, oder die Wirkungsweisen unterschiedlicher
Rassismen zu erklären, sondern der grundlegende Veränderungen auf allen
gesellschaftlichen Ebenen erreichen will? Entlang dieser Fragestellungen
unternimmt die Anthologie "Landschaften der Tat" den zweifellos gelungenen
Versuch, antirassistische Kämpfe, Forderungen und Erfolge in ihren
spezifischen historischen Zusammenhängen zu zeigen und so eine
kontinuierliche und andauernde Geschichte des politischen Antirassismus erst
einmal sichtbar zu machen. Denn diese Geschichte wurde und wird immer wieder
ausgelöscht und unsichtbar gemacht, was bei der Lektüre des Buches nicht
zuletzt an der eigenen (Un-)Kenntnis derselben deutlich wird. Neben einer
präzisen historischen Kontextualisierung und Positionsbestimmung der
antirassistischen Bewegungen in Deutschland, Österreich, Frankreich,
Belgien, Italien und Großbritannien liefern die AutorInnen auch Analysen und
Vorschläge dessen, was die Geschichte dieser Bewegungen gegenwärtig bedeutet
oder bedeuten könnte, welches Wissen aus ihr resultiert und wie es nutzbar
gemacht werden kann für die antirassistischen und feministischen Kämpfe um
die Utopie einer egalitären Gesellschaftsform. Benannt und beschrieben
werden im Buch vor allem die Kämpfe aus dem Umfeld der politischen
Selbstorganisation von MigrantInnen, die oder deren Eltern in
westeuropäische Staaten eingewandert sind. Die AutorInnen adressieren dabei
unterschiedliche Praxen, Strategien und Diskussionen in der
antirassistischen Politik.
Manuela Bojadzijev untersucht Rassismustheorien in Bezug auf konkrete
historische Formen des Widerstands von MigrantInnen in Deutschland. Kin Nghi
Ha analysiert Identität und antirassistische Identitätspolitik im Kontext
kolonialer und rassistischer Kontinuitäten der deutschen Gesellschaft.
Shirley Tate fragt nach den Möglichkeiten Schwarzer antirassistischer
Politik unter den Bedingungen rassistischer Alltagserfahrungen in
Großbritannien. Mogniss H. Abdallah beschäftigt sich mit den Kämpfen der
ImmigrantInnen in Frankreich. Mouloud Aounid analysiert heutige Rassismen
in Frankreich. Sandro Mezzadra behandelt die Situation von Flüchtlingen und
Illegalisierten in Italien. Encarnación Gutiérrez Rodríguez beschreibt die
antirassistische Bewegung in Spanien, die wesentlich von queeren und
feministischen Gruppen geprägt wird. Ljubomir Bratic gibt einen historischen
Einblick in den Widerstand von MigrantInnen und JüdInnen vor dem Hintergrund
rassistischer Gesetzgebung und Parteipolitik in Österreich. Ari Joskowicz
liefert eine historische Analyse der Gedenkdiskurse der jüdischen Gemeinde
in Wien als Strategien der (vom Staat verweigerten) politischen
Ermächtigung. Tina Leisch setzt sich mit der historischen und aktuellen
politischen Situation in Kärnten am Beispiel der Reaktionen auf die
"Kulturkarawane gegen Rechts" auseinander. Erdal Kaynar und Kimiko Suda
stellen migrantische Selbstorganisation in Deutschland in den Kontext des
Holocaust und der neonazistischen Anschläge nach der sogenannten
Wiedervereinigung. Luzenir Caixeta und Rubia Salgado definieren die
Bezeichnung der Migrantin als strategisch-politische Identität und führen am
Beispiel der Migrantinnenorganisation MAIZ aus, welche Rolle Kultur- und
Öffentlichkeitsarbeit für feministischen Antirassismus haben können. Michael
Fanizadeh untersucht antirassistische Strategien in Alltag und Freizeit am
Beispiel des Fussballs. Bülent Öztoplu beschreibt antirassistische Praxis in
der Jugendarbeit. Andreas Görg analysiert Potenziale und Konfliktlinien der
antirassistischen Bündnispolitik in Österreich. María do Mar Castro Varela
beschreibt Migrantinnen in Deutschland als kritische Gegenmacht und fragt
nach der Sprengkraft utopischen Denkens als politischem Instrument. Kanak
Attak diskutiert im Gespräch mit Subtropen über den Status Illegalisierter
in Deutschland und die Forderung des Rechts auf Legalisierung. Stefan
Nowotny beschreibt die Geschichte der Universal Embassy in Belgien, deren
Manifest das Buch abschließt.
Einige Debatten wie z.B. jene um die Möglichkeiten und Probleme von
Identität und Identitätspolitiken haben im Buch immer wieder großen
Stellenwert. Ein weiterer Topos, der sich durch fast alle Beiträge zieht,
ist die Analyse unterschiedlicher Formen der Diskriminierung in ihrer
Verknüpfung. Antirassistisches, antifaschistisches und feministisches Wissen
wird historisch kontextualisiert, aufeinander bezogen und schließlich in
Strategien und Handlungsoptionen übersetzt. Die einzige Fragestellung, die
im Buch mehr Raum einnehmen könnte, ist jene nach der strategischen Rolle
von Öffentlichkeit und Bildpolitiken in den unterschiedlichen
antirassistischen Kämpfen. Der Text von Ari Joskowicz, der die
Gedenkdiskurse der jüdischen Gemeinde in Wien als Strategien politischer
Selbstermächtigung liest, oder auch der Text von Rubia Salgado und Luzenir
Caixeta, die Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit als ein Fundament der Arbeit
der feministischen Migrantinnenorganisation MAIZ beschreiben, deuten dieses
Thema jedoch an und wecken so erst das Interesse oder den Wunsch nach
umfassenderer Auseinandersetzung. Ein Wunsch vielleicht, dessen Erfüllung
sich die Mehrheits-LeserInnen selbst erarbeiten sollen.
Jo Schmeiser
Ljubomir Bratic (Hg.), "Landschaften der Tat. Vermessung, Transformationen
und Ambivalenzen des Antirassismus in Europa". 269 Seiten. Sozaktiv Verlag,
St. Pölten 2002.
Verlag und Bestelladresse: Sozaktiv, Schulring 18, A3100 St. Pölten;
sozak@via.at, www.sozaktiv.at
Aus: derive, heft 10, jänner - märz 2003, s42-43.


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05 Unzensuriert aus dem Todestrakt
von: Sabine Hauer <no.conditions@teleweb.at>
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UNZENSURIERT AUS DEM TODESTRAKT VON TEXAS
von Paul Colella
Zweite Dezemberausgabe 2002

Die Zeit vergeht sehr langsam, wenn man etwas Besonderes erwartet. Vor
allem in einer Umgebung wie dieser hier, in der wir leben.

TÄGLICHES LEBEN

Die Feiertage liegen vor uns. Das ist mit Sicherheit für die meisten von
uns die schlimmste Zeit im Jahr, da es die Zeit ist, die Freunde und
Familien zusammen verbringen. Ich hasse diese Zeit seit Jahren. Es ist
die einzige Zeit in der ich wirklich deprimiert bin hier herinnen, da
ich nicht gegen das Gefühl ankämpfen kann, dass ich zuhause bei denen
sein soll, die ich liebe. Ich bin nicht mehr länger einsam, da Paula
eine Konstante in meinem Leben ist, ein wahres Geschenk von Gott, doch
die Sehnsucht nach zuhause ist noch immer da.

Ich habe trotz allem Glück, da ich von einigen Leuten umgeben bin, die
ich wirklich mag. Ich vermisse Rich (ChiTown), doch ich kann mit denen
in meiner Umgebung lachen und reden. Viele Männer hier haben nicht
soviel Glück. Sie sind von Leuten umgeben, die sie nicht mögen, mit
denen sie ständig streiten und ähnliche Dinge. Also geht's mir gar nicht
so schlecht.

Thanksgiving war gar nicht so schlecht. Das Essen war besser als letztes
Jahr. Wir hatten Truthahnscheiben, Truthahnspeck, Kartoffelbrei,
füllende Maisbohnen, zwei Rollen Mischgemüse mit Käse, Cranberry Sauce,
zwei Gurken, Zwiebeln, Obstsalat, ein winzig kleines Stück
Pfirsichkuchen, zwei Kekse und etwas Karottenkuchen mit Walnüssen.

Es war eine ausreichende Mahlzeit, eine wirkliche Änderung. Noch immer
nicht so gut wie in vergangenen Jahren, doch trotzdem gut. Ich wurde
satt. Zum Mittagessen gab man uns auch gleich unsere Johnny Sacks fürs
Abendessen. Darin waren ein Bolognasandwich, ein Erdnussbutterbrot und
Rosinen. Ich schätze sie haben bemerkt, dass sie uns zu Mittag etwas
gutes gegeben haben. Also können sie uns am Abend mit Scheiße füttern.
(smile)

Ich habe gestern ein Gespräch gehört, das mich wirklich angepisst hat.

Officer Gasper, eine Frau mit einem Schandmaul, sprach über einen
Gefangenen namens Anthony Haynes. Anscheinend hat er sie ein paar Mal
beschimpft oder irgend so was. Egal, sie sagte, dass sie ihn bei jeder
ihr möglichen Chance reinreiten wird und wenn er sterbend in seiner
Zelle läge, würde sie nicht einmal nachsehen, was für ein Problem es
denn gäbe.

Ich mag diese Frau selbst nicht und obwohl ich niemals etwas Falsches zu
ihr gesagt hat, verhält sie sich mir gegenüber schlecht. Ich schätze ich
habe einem ihrer Freunde etwas getan oder so. Sie bringt sich selbst nur
in Schwierigkeiten wenn sie so rumschreit. Ich weiß nicht warum, doch
Frauen mit solch einem Schandmaul stoßen mich ab. Es gibt ein paar davon
hier und wenn man ihnen zuhört, klingen sie wie herausgeputzte Huren an
der Straßenecke. Sie sind die schnellsten darin, sich mit uns anzulegen.
Ich sehe eine Menge davon im Level I. Die Frauen sind schlimmer als die
Männer.

Wir hatten für einige Wochen George Rivas in dieser Sektion (Anmerkung:
George Rivas war einer der "Texas Seven", verurteilt wegen eines Mordes,
der während der Flucht aus einem texanischen Staatsgefängnis geschah),
doch die Verwaltung verlegt ihn und seine Komplizen alle dreißig Tage.
Also verlegten sie ihn und steckten seinen Komplizen Michael Rodriguez
hier herein. Ich könnte nicht alle dreißig Tage übersiedeln. Das ist
eine Schikane. Diese Burschen ließen die texanische Gefängnisverwaltung
wie ein Rudel Idioten aussehen und jetzt rächen sie sich an ihnen auf
viele Arten, was eine typische Taktik der texanischen
Gefängnisverwaltung ist. Ich wäre im F Pod im Protest und wenn man mich
verlegen würde, wären es Verlegungen unter Zwang, keine freiwilligen.

Die Heizung in unserem Gebäude arbeitet nicht. Es ist der 29. November
und noch immer keine Heizung. Es hat ungefähr fünf Grad, keine Heizung,
die Wärter tragen schwere Mäntel. Keine Heizung. Sie erzählen uns alle
möglichen Ausreden, doch noch immer KEINE HEIZUNG.

PERSÖNLICHES

Ich zähle die Tage bis ich Paula heirate, doch wenn wir noch immer
keinen Termin festgelegt haben. Sie hat soviel Freude in mein Leben
gebracht und es mit Licht gefüllt. Sie ist wirklich mein Engel des Lichts.

In meinem Fall passiert gerade nichts. Wir sollen im Januar diese
Anhörung haben und hoffentlich gibt der Richter uns ein paar gute
Neuigkeiten.

HINRICHTUNGEN

Craig Ogan und Bill Chappel wurden letzte Woche hingerichtet und da sind
zahlreiche Hinrichtungen angesetzt. Die nächsten sind Leonard Rojas am
4.12. und James Collier am 11.12.

In Artikeln der Amerikanischen Presseagentur vom 19. und 20. November
las ich etwas, das mich wütend gemacht hat.

Am 19.11 über Ogan:
"Als er eine kurze Pause einlegte, um seine Gedanken zu sammeln, setzte
die Wirkung der tödlichen Drogen ein."

Am 20.11. über Bill Chappel:
"... nicht möglich seinen Satz fertig zu sprechen, als die Wirkung der
Drogen einsetzte."

Was ist hier los? Erlauben sie es den Verurteilten jetzt nicht mehr,
ihre letzten Worte vollständig zu sprechen, bevor sie das Gift
einsetzen? Die Regeln waren immer, lasst den Mann seine letzten Worte
sprechen, egal wie lange oder falsch sie sind. Warum wurden die Drogen
verabreicht obwohl die Männer noch immer sprachen? Ich verstehe das
einfach nicht.

Ich habe gehört, dass Craig Ogan kämpfte, als sie kamen, um in ins Walls
Unit zu bringen. Ich mochte den Typen persönlich nicht, doch ich
wünschte, er hätte sie besiegt.

31 wurden bisher in diesem Jahr hingerichtet, neun weniger als es der
Rekord der texanischen Tötungsmaschinerie ist. Sehr, sehr traurige
Statistik. Und jetzt haben die Republikaner die Sessel der Macht in
Texas. Wir werden hier wohl eine lange Zeit keine positiven
Veränderungen sehen.

FRAGEN/ANTWORTEN

Noch immer keine Meldungen auf meine Anfrage, hier mitzumachen. Doch es
ist noch nicht lange her. Kommt schon Damen und Herren, das ist Euer
Forum genauso wie meines.

BRIEFFREUNDE

Andrew Canales Jr. # 999366
http://www.deathrow.at/polunsky/inmates/canales.jpg
39, beinahe 40 Jahre alt, Latino.
Er ist seit zwei Jahren im Todestrakt und hatte kein Glück jemanden zu
finden, der ihm regelmäßig schreibt. Er ist ein erstaunlicher Künstler
und jeder, der helfen könnte, seine Kunst zu verkaufen, ist natürlich
auch eingeladen, ihm zu schreiben. Er hat keine Familie, die ihm helfen
könnte, und ist auf seine Kunst angewiesen, um an die Dinge des
täglichen Bedarfs zu kommen.

Ramiro Hernandez # 999342
http://www.deathrow.at/polunsky/inmates/hernandez_ramiro2.jpg
Ramiro spricht kein Englisch, nur Spanisch. Wenn ihm also jemand
schreiben kann oder einen spanisch sprechenden Brieffreund vermitteln,
bittet macht es.

SPEZIELLES

Und last but not least möchte ich mich persönlich bei allen bedanken,
die Bobby Hines ihr Mitgefühl ausgesprochen haben. Er hatte eine sehr
schwere Zeit nach dem Tod seiner Mutter. All Eure netten Worten haben
ihm wirklich sehr geholfen.

Am Ende dieses Unzensuriert befindet sich sein Dankesbrief. Ich bin mir
sicher, dass er einigen seinen persönlichen Dank schicken wird, doch
aufgrund der Einschränkungen bei den Briefmarken kann er nicht allen
antworten.

Bis zum nächsten Mal
Steht aufrecht und stark
Im Kampf

Paul Colella
# 999045
Polunsky Unit
3872 FM 350 South
Livingston, Texas 77351
USA
paul@deathrow.at
http://www.deathrow.at/paul

EIN BRIEF DES DANKES.

Dies ist Bobby Lee Hines. Ich möchte die Zeit nehmen, um mich bei all
den Menschen zu bedanken, die mir ihre Herzen geöffnet haben und die
Zeit nahmen, um mir mitzuteilen, dass es sie betrifft. Dafür, dass sie
an mich gedacht haben, als ich durch diese schwere Zeit in meinem Leben
gegangen bin, als meine Mutter starb. Mir wurde einst gesagt, dass man
etwas Regen ertragen muss, um einen Regenbogen zu sehen. Ich war gerade
überschwemmt, als Ihr alle kamt. Wären da nicht all Eure liebenden Worte
und Eure Karten und Euer Mitgefühl gewesen, ich glaube, ich wäre im
Selbstmitleid ertrunken. Die Tatsache, dass Ihr alle Eure Herzen für
mich geöffnet habt, war ein Geschenk. Ihr alle habt mir die Kraft
gegeben, mit diesem Ort zurecht zu kommen. Heute sah ich einen
Regenbogen! Ich danke Euch ...

HÖFLICHST BOBBY LEE HINES

 

 

 

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Redaktionsschluss: Sonntag, 29.12., 22:00 Uhr
Diese Ausgabe hat Gernot Pürer
zusammengestellt



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